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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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vorangegangenen Tag spürte Walker die Nähe des Schlüssels unmissverständlich und deutlich. Dennoch war er nirgends zu entdecken. Aufmerksam hielt er nach dem Hüter Ausschau, wie immer der aussehen mochte - denn er wusste, irgendetwas bewachte den Schlüssel -, aber er konnte nichts finden.
    Drei weitere Tage setzte Walker die Suche fort. Er nahm jedes Mal die gleichen Teilnehmer der Expedition mit, teilte sie in verschiedene Gruppen auf und hoffte, in der neuen Kombination würden manche das entdecken, was anderen entgangen war. Von morgens bis abends streiften sie durch die Ruinen. Wieder und wieder liefen sie im Kreis, begannen ihre Suche im Inneren und landeten draußen. Sie erhaschten nicht den geringsten Blick auf den Schlüssel.
    Am fünften Abend war Walker müde und entmutigt und fühlte sich genötigt, wenigstens sich selbst, wenn schon niemand anderem, einzugestehen, dass er so nicht weiterkam. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem das drohende Scheitern seine Hoffnungen erdrückte. Seine Geduld war am Ende, seine Zuversicht längst ausgehöhlt. Hier zog ihn etwas auf unangenehme und subtile Weise nach unten.
    So stand er lange Zeit am Bug des Schiffes, während die Übrigen an Bord schliefen, und versuchte zu entscheiden, was er als Nächstes tun sollte. Irgendetwas hatte er übersehen. Der Schlüssel war dort; er fühlte ihn. Warum war es so schwierig, ihn zu finden? Weshalb entdeckte er nicht, auf welche Weise er verborgen wurde? Wenn ihn keine Magie schützte und kein Wächter zu bemerken war, wie konnte sich dieses Ding Walker ständig entziehen?
    Er musste anders an die Sache herangehen. Etwas Neues versuchen. Vielleicht sollte er des Nachts in die Burg gehen. Möglicherweise sah im Dunkeln alles ganz anders aus.
    Es war an der Zeit, Truls Rohk zu rufen.
     
    Weit achteraus der Jerle Shannara, südöstlich der Insel und außer Sichtweite, hing die Schwarze Moclips still über dem Wasser und hatte für die Nacht festgemacht. Mwellret-Wachen streiften über das Deck, wobei sie ihre spinnenartige Gestalt unter Kapuzen und Mänteln verbargen, während sie durch die Dunkelheit gingen. Die Föderationsmannschaft befand sich unter Deck in den Quartieren, außer dem Rudergänger, einem gertenschlanken, drahtigen Veteranen, der Abscheu vor den eidechsenähnlichen Kreaturen empfand, die er auf diesem Schiff transportieren musste.
    Die Ilse-Hexe teilte seine Gefühle. Die Mwellrets waren widerlich und gefährlich, aber sie konnte an ihrer Anwesenheit nichts ändern. Die Untergebenen des Morgawr waren der Preis, den sie hatte zahlen müssen, um ihre Suche nach der Magie durchzuführen. Am liebsten hätte sie alle an einen großen Fisch verfüttert.
    Nicht, dass sie bei Kommandant Aden Kett und seiner Mannschaft in besserem Ruf stand. Die Soldaten der Föderation konnten sie beinahe genauso wenig leiden; sie stellte eine schattenhafte Präsenz dar, die sich von ihnen fern hielt, ihnen keine Gründe für das nannte, was sie tat, und die am allerersten Tag gleich ein kleines Exempel an einem von ihnen statuiert hatte, der ihren Befehl missachtet hatte. Allein die Tatsache, dass sie offensichtlich ein Mensch war, brachte ihr ein wenig Sympathie ein. Da sie aber über eine Macht verfügte, die sich niemand vorstellen konnte, und sich zudem wenig um sie kümmerte, wenn es sich nicht um ihre Belange drehte, ging man ihr so gut als möglich aus dem Weg.
    Und so sollte es ja auch sein. So war es schließlich immer gewesen.
    In ihre graue Robe gehüllt, stand sie vor dem Vordermast und starrte in die Nacht. Sie hatte die Jerle Shannara seit dem Aufbruch von Arborlon beschattet. Die Schwarze Moclips war ein beeindruckendes und leistungsfähiges Luftschiff, und die Mannschaft war so gut ausgebildet und erfahren, wie Sen Dunsidan es versprochen hatte. Beide hatten getan, was zur Verfolgung des Elfenluftschiffes notwendig war. Dabei hatte kaum Gefahr bestanden, die Spur der Jerle Shannara zu verlieren. Dafür hatte die Ilse-Hexe schon gesorgt.
    Aber was passierte jetzt? Warum lag das andere Schiff so lange vor Anker? Sechs Tage und Nächte wartete sie bereits, und der Druide hatte den letzten Schlüssel noch immer nicht gefunden. Warum? Offensichtlich war das Rätsel dieser Insel schwieriger zu lösen als die beiden vorangegangenen. Würde Walker hier scheitern? Kam er ohne ihre Hilfe nicht mehr weiter?
    Sie schniefte angeekelt bei diesem Gedanken. Nein, der nicht. Sogar als Krüppel war er nicht so leicht zu besiegen.

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