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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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stiegen dort je nachdem hinauf oder hinunter. Türen waren plötzlich da und verschwanden hinter ihnen wieder. Bis zu einem gewissen Grad erkannte Bek, dass die gesamte Burg in keiner Hinsicht das war, was sie zu sein schien, sondern stattdessen ein riesiges Labyrinth aus Illusionen darstellte, die mit dem Stein verschmolzen und um der Täuschung willen erschaffen worden waren - um Türen und Gänge vorzuweisen, die ins Leere führten, um Hindernisse zu zeigen, wo es keine gab, um zu verhüllen und zu verdunkeln.
    Wenn es keine Magie war, fragte sich Bek, was dann? Oder war diese Magie einfach so riesig und verwoben, dass man sie von den anderen Dingen nicht unterscheiden konnte?
    Sie erreichten eine Steinmauer, die dick mit Staub und Spinnweben bedeckt war, eine Barriere aus schweren Steinblöcken, die von Alter und Wetter vernarbt waren. Truls Rohk blieb stehen und winkte Bek zu, er möge zurückbleiben. Dann wandte er sich der Mauer zu und fuhr mit dem Arm durch die Luft davor. Diese schimmerte und veränderte sich, woraufhin der Gestaltwandler fast unsichtbar wurde; nur ein Schatten blieb, ein wenig aufgewehter Staub in einem Windhauch. Dann war er verschwunden, mit dem Stein verschmolzen, als wäre er niemals da gewesen. Verzweifelt suchte Bek nach ihm. Aber nichts war zu sehen.
    Doch einen Moment später war er zurück, tauchte aus dem Nichts auf, erhob sich aus der Düsternis, und seine verhüllte Gestalt war so flüssig wie die Schatten, die er nachahmte. Er hielt nur kurz inne, um die Hand auszustrecken und den dritten Schlüssel zu zeigen.
    Das war ein Fehler. In diesem Augenblick vergaß Bek vor Aufregung das Summen.
    Unvermittelt brach seine Tarnung zusammen, und die Burg fühlte sich anders an. Der Wandel war greifbar wie eine kräftige Windböe, ein fürchterlicher Seufzer, der durch die steinernen Hallen und über die Höfe hallte, ein Schauer, der aus der Tiefe der Erde herrührte. Bek versuchte sich erneut zu tarnen, doch es war zu spät. Etwas Furcht Erregendes heulte durch die Gänge und raste durch den Stein wie eine aus dem Käfig entkommene Bestie. Bek blieb das Herz stehen. Vergeblich strebte er danach, sich irgendwie zu verteidigen.
    Truls Rohk rettete ihn. Der Gestaltwandler packte ihn, riss ihn von den Füßen wie ein Kind, nahm ihn unter den Arm und begann zu laufen. Durch die Gänge und Korridore ging es und über Höfe hinweg. Er sprang über zerbrochene Steine und entlang eingesackter Gräben, und er trug den Jungen vor dem erzürnten Geist davon. Aber der war überall, war mit den Mauern der Burg eins, kam von überall her. Versteckte Türen schlugen vor ihnen mit ohrenbetäubendem Krachen zu. Eiserne Tore schlossen sich scheppernd. Riesige Dornen schossen aus der Erde und wollten sie aufspießen. Falltüren öffneten sich unter ihren Füßen. Truls Rohk setzte über die Bedrohungen hinweg oder wich ihnen geschickt aus; manchmal nutzte er die Wände oder gar die Decken aus, um Halt für Hände und Füße zu finden. Nichts hielt ihn auf. Er rannte, als würde er vor einem Feuer fliehen.
    Bek gab sich Mühe, ihn zu unterstützen, summte wieder, wusste jedoch nicht genau, was er eigentlich tat. Er summte, damit sie so schnell und flink wie Vögel wurden, um ihnen die Flüssigkeit von Wasser zu verleihen, um ihnen die ätherische Beschaffenheit von Luft zu geben. Er bot alles auf, was ihm einfiel, veränderte ständig die Taktik, wollte das Ding abschütteln, das sie verfolgte. So verschmolz er mit dem Wesen, das ihn trug, verschwand im Geruch von Erde und Gräsern, in den eisernen Muskeln, in den wilden Instinkten und raschen Reflexen. Er verlor sich vollständig in einem Wesen, bei dem er noch nicht einmal angefangen hatte, es zu verstehen. Auf diese Weise ging ihm sein Bewusstsein dessen, wer er war, abhanden. Er entblößte sich seiner Identität und zersplitterte in der Nacht.
    Dann plötzlich lag er ausgestreckt auf der Erde, im hohen Gras versteckt, und er bemerkte, dass sie wieder außerhalb der Burg waren. Truls Rohk kauerte neben ihm, hielt den Kopf gesenkt, die Schultern hoben und senkten sich, und sein Atem klang wie das Knurren eines Tieres. Unvermittelt begann er zu lachen, leise und kehlig zunächst, dann lauter und lauter. Bek lachte mit ihm, eigenartig euphorisch, seltsam fröhlich, weil sie den Tod, der sie jagte, überlistet hatten.
    »Oh, du bist wirklich nicht das, was du zu sein vorgibst, Junge«, keuchte der Gestaltwandler. »Nichts von dem, was man dir in all den

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