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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ein Mensch im nächsten, und dann eine Kreuzung zwischen beidem. Sie schien zu versuchen, eine bestimmte Gestalt anzunehmen, wobei sie nicht genau wusste, welche. In allen Variationen war sie allerdings gleichermaßen wunderschön und beeindruckend. Sie kniete neben dem Grenzländer und strich ihm mit sanften, fremdartigen Fingern über Stirn und Gesicht; dabei flüsterte sie ihm Worte zu, die er nicht verstehen konnte, deren Tonfall aber unmissverständlich war - süß, seidig und voller Lust.
    Eine Gestaltwandlerin, erkannte er, ein Geschöpf der Alten Welt, ein Wesen der Magie und seltsamer Mächte. Etwas von dem, wer und was er war, hatte sie angezogen. Sie starrte ihn mit solch unverhüllter Leidenschaft an, dass er von ihrem Feuer versengt wurde. Sie wollte ihn auf eine primitive, ursprüngliche Weise, und er spürte in sich den gleichen Trieb.
    So paarten sie sich überstürzt und eilig auf dieser Lichtung, und der Akt war eher wegen seiner Raserei als seines verbotenen Charakters Furcht erregend. Ein Mensch und ein Geisterwesen - daraus konnte nichts Gutes hervorgehen, hätten die Alten gesagt.
    Sie brachte ihn zu ihrem Schlupfwinkel, und drei Tage paarten sie sich ohne Unterlass, ruhten nur, wenn sie vollkommen erschöpft waren, und überließen sich ansonsten ihrer Leidenschaft. Der Grenzländer vergaß seine Wunden, seine Bedenken und jegliche Vernunft. Für diese eigentümliche Kreatur und das, was sie ihm gab, ließ er alles andere fallen. Er verlor sich in seinem unbeherrschbaren Trieb.
    Nachdem es vorüber war, verschwand sie. Er erwachte am vierten Tag in Stille und Leere. Allein und verlassen lag er da. So erhob er sich, schwach und zittrig, doch fühlte er sich so lebendig wie nie zuvor. Ihr Geruch und ihr Geschmack hingen noch in der Luft, hafteten an seiner Haut, steckten noch in seiner Kehle. Ihre Gegenwart, die Art, wie sie sich anfühlte, hatte sich ihm ins Gedächtnis gebrannt. Er weinte und weinte. Ohne sie würde er nie wieder der Gleiche sein. Sie hatte ihn für immer verändert.
    Monatelang suchte er nach ihr. Er durchkämmte den Wolfsktaag von einem Ende zum anderen und kümmerte sich um nichts anderes mehr. Er aß, trank, schlief und suchte ohne Unterlass. Das Wetter und die Jahreszeiten wechselten. Ein Jahr verstrich. Er bekam sie nicht zu sehen, fand keinen Hinweis darauf, wohin sie verschwunden war.
    Dann eines Tages, gute zwei Jahre später, als er nur noch deshalb nach ihr suchte, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, und als er längst keine Hoffnung mehr hegte, kam sie zu ihm. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, die Blätter hatten die Farbe gewechselt und fielen rot, orange und gelb auf den Waldboden. Er ging gerade auf eine Quelle zu, wo er trinken wollte, bevor er weiterzog. Wo er war, wohin er wollte, wusste er nicht. Er blieb nur in Bewegung, weil er sonst nichts mehr zu tun hatte.
    Und plötzlich stand sie vor ihm.
    Sie war nicht allein. Ein Junge stand an ihrer Seite, teils menschlich, teils Tier, wie man sofort an seinem Gesicht sehen konnte. Er war der Sohn des Grenzländers. Für einen normalen Jungen von zwei Jahren war er zu groß, denn er erreichte an Höhe schon fast seine Mutter. Durchdringend, doch vorsichtig, starrte er seinen Vater an. In seinem Blick lag Begreifen und Erkennen. Anerkennung. Seine Mutter hatte ihm die Wahrheit über seinen Vater erzählt.
    Der Grenzländer trat vor, stand verlegen vor ihnen und wusste nicht, was er tun sollte. Die Frau sprach mit leiser, bezwingender Stimme zu ihm. Ihre Worte waren, so fand der Grenzländer, deutlich. Sie hatte sich mit ihm gepaart, weil der Trieb unwiderstehlich war und er sie auf unerklärliche Weise angezogen hatte. Doch passten sie nicht zusammen, gehörten nicht zueinander. Trotzdem sollte er wissen, dass er einen Sohn hatte. Er sollte es zur Kenntnis nehmen und danach vergessen.
    Das war der entscheidende Augenblick. Der Grenzländer hatte nach ihr gesucht, während sie ihn so gut wie vergessen hatte. Weder brauchte noch wollte sie ihn. Sie führte ihr eigenes Leben, das Leben eines Geistes, und er würde niemals dazugehören können. Dass sie ihn zerstört hatte und er sie nicht vergessen oder einfach wieder der werden konnte, der er früher gewesen war, verstand sie nicht. Er gehörte ihr, genauso wie der Junge ihm. Es war gleichgültig, aus welcher Welt er stammte oder welches Leben er einst geführt hatte. Er war der Ihre, und er würde sich nicht fortschicken lassen.
    So flehte er sie an zu

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