Shannara VII
dir zu erklären. Du musst dich noch eine Weile gedulden, Bek.«
Bek behielt seinen Zorn im Zaum, denn er wusste, wenn er sich gehen ließ, wäre das Gespräch vorüber und damit seine Chance dahin, mehr zu erfahren. Geduld und Ausdauer würden ihm mehr einbringen.
»Du hast mich auf Shatterstone nicht zufällig oder durch Glück erreicht, als du im Dschungel in der Falle gesessen hast, nicht wahr?«, fragte er und versuchte es auf anderem Wege. »Du wusstet, dass du mich auf diese Weise rufen konntest.«
»Ja«, gestand der Druide.
»Woher?«
Erneut schüttelte Walker den Kopf.
»Also gut.« Bek zwang sich, ruhig zu bleiben. »Ich will dir eine Sache erzählen, die ich dir bislang verschwiegen habe. Auf der Reise von Leah nach Arborlon ist mir etwas passiert, worüber ich mit niemandem gesprochen habe, nicht einmal mit Quentin. In der ersten Nacht haben wir am Silberfluss gelagert, und dort hat mich jemand aufgesucht.«
Rasch berichtete er von den Ereignissen, welche die Erscheinung des Königs vom Silberfluss begleitet hatten. Er erzählte, wie das Geisterwesen ihm als junges Mädchen erschienen war, das ihm vage bekannt vorkam, sich dann in ein Reptilienungeheuer verwandelt hatte und schließlich in einen alten Mann. Dann wiederholte er das Gespräch, so wie er sich daran erinnerte, und endete mit dem Phönixstein. Der Druide verzog währenddessen keine Miene, doch seine dunklen Augen verrieten seine gemischten Gefühle.
Nachdem Bek fertig war, stand er in der Stille da, trat von einem Fuß auf den anderen und erwartete halb weitere Schelte wegen seines Mangels an Urteilsvermögen. Aber Walker starrte ihn nur an, als versuche er, ihn zu durchschauen, oder als sehe er den Jungen plötzlich in einem völlig neuen Licht.
»War das wirklich der König vom Silberfluss?«, fragte Bek nach einer Weile.
Der Druide nickte.
»Warum ist er zu mir gekommen? Was hatte er für Gründe?«
Walker wandte kurz den Blick ab und schien die Antwort in der Kabinenwand zu suchen. »Die Bilder von dem jungen Mädchen und dem Ungeheuer sollten dir etwas zeigen und dir helfen, bestimmte Entscheidungen zu treffen. Der Phönixstein soll dich beschützen, falls sich eine dieser Entscheidungen als gefährlich erweist.«
Jetzt starrte Bek den Druiden an. »Was für Entscheidungen?«
Der Druide schüttelte den Kopf.
»Ist das alles, was du mir verraten wirst?«
Der Druide nickte.
»Bist du mir auch wegen dieser Geschichte böse?«, fragte Bek erschöpft. »Weil ich sie dir nicht früher erzählt habe?«
»Es wäre vielleicht gar nicht so dumm gewesen, das zu tun.«
Bek warf die Hände in die Luft. »Das hätte ich vielleicht sogar, wenn ich mich nicht die ganze Zeit gefragt hätte, was ich wirklich bei dieser Expedition soll! Da du mir allerdings nicht alles erzählt hast, fühlte ich nicht die Notwendigkeit, dir im Gegenzug alles zu berichten!« Er schrie, konnte sich nicht mehr beherrschen. »Und nun sage ich es dir nur deshalb, weil ich nicht noch einen Tag weitermachen will, ohne die Wahrheit zu wissen. Schließlich verlange ich nicht die Welt!«
Der Druide lächelte ironisch. »Du verlangst jedoch eine Menge mehr, als du glaubst.«
Der Junge schob das Kinn vor. »Vielleicht. Trotzdem verlange ich es. Ich will die Wahrheit erfahren.«
Aber Walker gab nicht nach. »Die Zeit ist noch nicht reif. Du musst dich gedulden.«
Bek spürte, wie ihm dunkelrote Farbe ins Gesicht stieg und sein Gesicht vor Wut heiß wurde. Seine Entschlossenheit, sich zu beherrschen, löste sich binnen eines Herzschlags auf. »Das ist leicht zu sagen für jemanden, der die Antworten kennt. Dir würde es genauso wenig gefallen wie mir, auf der anderen Seite zu stehen. Ich kann dich nicht zwingen, mir zu verraten, was du weißt. Aber ich kann aufhören, deine Augen und Ohren zu sein, bis du es tust! Wenn du mir nicht genug vertraust, um mir dein Wissen mitzuteilen, dann sehe ich keinen Grund, dir weiter zu helfen!«
Walker nickte kühl und unbewegt. »Das musst du ganz allein entscheiden, Bek. Ich werde deine Hilfe jedenfalls vermissen.«
Einen Augenblick starrte Bek ihn noch an und dachte darüber nach, was ihm zu sagen blieb, dann gab er auf, marschierte hinaus und schlug die Kabinentür hinter sich zu. In seinen Augen standen Tränen, als er zu den anderen auf Deck ging.
Walker blieb noch kurz, wo er war, dachte über das Geschehene nach und überlegte, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, nichts zu verraten. Irgendwann würde er
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