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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gelangt, weil sein Schicksal es verlangte und weil er auf dieser Reise mehr sein wollte als nur ein bloßer Beobachter. Hatte er damit einen Fehler begangen?
    Die Burg erhob sich vor ihnen, ein Gewirr verfallener Steinmauern und schwarzer Löcher, wo Türen und Fenster verschwunden waren. Der Mond hatte sich dem Horizont genähert, und die Schatten, welche die Türme und Wehrgänge warfen, reckten sich lang über die Erde. Aus den Ruinen war kein Laut zu hören. Nichts regte sich im Dunkeln.
    Truls Rohk blieb stehen und betrachtete ihn abermals. »Der Druide hat im Inneren der Mauern nach dem Schlüssel gesucht. Er hat nicht daran gedacht, dass der Wächter die Burg selbst sein könnte - sein erster Fehler. Er suchte nach einem Wächter, der den Schlüssel durch Angriff verteidigt und jene zu vernichten sucht, die eindringen. Dabei hat er nicht in Erwägung gezogen, dass der Wächter sich auf Täuschung verlegen könnte - sein zweiter Fehler. Nach Antworten auf seine Fragen hat er mit Vernunft und Magie geforscht, weil er sicher war, das eine oder das andere würde zum Ziel führen. Dass sein Widersacher sich auf etwas anderes verlassen könnte, kam ihm nicht in den Sinn - der letzte Fehler.«
    Geschmeidig baute er sich vor Bek zu voller Größe auf. Der junge Mann zuckte zusammen, während er in die Dunkelheit von Truls Rohks Kapuze starrte, wo er nur die Augen sehen konnte. »Der Wächter des dritten Schlüssels ist ein Geist, und er haust im Innern dieser Mauern. Er hat keine Erscheinung außer der Burg selbst, und auf diese Weise behütet er auch seine Schätze. Der Schlüssel ist nur eins seiner Besitztümer; für den Geist hat er keinen speziellen Wert. Wer auch immer ihn hier deponiert hat, wusste das. Die Burg bewacht alles gleich, versteckt alles, enthüllt nichts, ein unveränderlicher Hüter. Und er täuscht, Junge. Wie ich. Wie du.«
    »Wie können wir diese Täuschungen durchdringen?«, fragte Bek.
    Die seltsamen Augen funkelten. »Wir werden versuchen, mit anderen Augen zu sehen.«
    Sie gingen weiter bis an den äußersten Rand des Grases, bis sie wenige Meter vor der Zugbrücke und dem Burgtor standen. Während sie sich näherten, hatten sie sich geduckt gehalten und im hohen Gras verborgen, nicht weil der Wächter sie vielleicht sehen könnte, denn der besaß ja keine Augen, sondern weil er ihre Gegenwart spürte, wenn sie sich offenbarten.
    »Es ist an der Zeit, andere Mittel einzusetzen, um uns zu tarnen«, sagte Truls Rohk und schlang seine Robe um sich. »Für mich ist das leicht. Ich bin ein Gestaltwandler und kann jede Form annehmen. Für dich ist es schwieriger, Junge. Aber du besitzt die richtigen Hilfsmittel. Summe noch einmal für mich. Diesmal setzt du deine Stimme ein, als würdest du dich noch immer im Gras verstecken. Hier, zieh dir das über den Kopf.«
    Er reichte Bek einen Mantel, der zerschlissen und schmutzig war. Gehorsam zog Bek ihn an. Das Kleidungsstück roch nach dem Gras, mit dem er auf Wunsch des Gestaltwandlers verschmelzen sollte. Es dauerte einen Augenblick, bis er den Mantel angezogen hatte, dann sah er den anderen fragend an.
    Truls Rohk nickte. »Na los. Summe für mich. Benutze die Laute, um die Luft um dich herum zu verändern. Versetze sie in Schwingung wie Wasser mit einem Stock. Schieb von dir fort, was du kannst. Mache dich zum Teil des Mantels.«
    Bek gehorchte und verlor sich in den Gerüchen des Mantels, darin, wie sich der Stoff anfühlte, und vergrub sich tief in Lehm und Wurzeln, an einem Ort, an den sich nur noch Insekten und Tiere vorwagten. Leise und stetig summte er eine Zeit lang vor sich hin, dann blickte er den Gestaltwandler wieder an.
    »Du hast es schon ein wenig begriffen?«, flüsterte der andere. »Ich meine, dein wahres Wesen? Aber noch nicht richtig. Lange nicht alles. Komm.«
    Er führte Bek aus dem Verborgenen hinaus, wobei sich seine Gestalt sichtlich veränderte und zu einer flüssigen Form wurde. Bek summte leise und hüllte sich in den Mantel, maskierte sich und versteckte, wer und was er war, tief im Innern. Sie betraten die Burg ohne Schwierigkeiten und schritten durch die Dunkelheit der äußeren Höfe in die Finsternis der Hallen. Sie drangen tief in die Ruinen vor und benahmen sich dabei verstohlen wie eine Brise, die aus dem Grasland heranwehte. Mauern erschienen vor ihnen, doch Truls Rohk ging einfach durch sie hindurch, und erstaunt folgte Bek ihm. Treppen tauchten auf, wo kurz zuvor nichts zu sehen gewesen war, und die beiden

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