Shannara VII
dass sie wie Zwerge vor gigantischen, tief schlafenden Bestien wirkten. Schatten legten sich über offene Stellen, Maschinen und Schutt, erstreckten sich von einem Gebäude zum anderen wie ein dunkles Spinnennetz, das die Stadt umfing.
Abermals suchte er nach Ahren, doch in der Elfengruppe sahen alle in ihren Kapuzenmänteln ziemlich gleich aus. Plötzlich überfiel ihn eine Woge von Furcht und Zweifeln. Er richtete den Blick auf Walker, der vorausging. Bek kam sich dumm vor. Vermutlich war es Ryer Ord Stars Miene, von der sich dieses Unbehagen auf ihn übertragen hatte. Oder dieser düstere, neblige Tag. Wahrscheinlich einfach dieser Ort, diese Stadt.
In der Stille und dem Zwielicht konnte man sich vieles einbilden.
Er dachte an die Bücher, deretwegen Walker hergekommen war, und erneut fühlte er diese Besorgnis. Was würden die Menschen der Alten Welt mit Zauberbüchern tun? In jener Zeit war keine richtige Magie praktiziert worden. Die Magie war mit der Feenwelt ausgestorben, und sogar die Elfen, die so viele andere Spezies überlebten, hatten praktisch ihre gesamte Magie verloren oder vergessen. Erst durch das Hervortreten der neuen Rassen und die Versammlung der Druiden in Paranor hatte der Prozess der Wiederentdeckung der Magie begonnen. Warum sollte Walker daran glauben, dass Bücher der Magie aus der Zeit vor den Großen Kriegen überhaupt existierten?
Je mehr Gedanken er sich über diese Angelegenheit machte, desto stärker ergriff sie Besitz von ihm. Bald dachte er über das Wesen nach, welches ihnen hier auflauerte. Angeblich, um ihre Magie zu stehlen - aber wenn jemand schon Bücher der Magie zur Verfügung hatte, warum setzte er diese dann nicht ein? Bestimmt waren sie in einer Sprache geschrieben, die dieses Wesen verstehen konnte. Was war also an der Magie von Walker, Quentin und ihm selbst so verlockend? Er konnte jede Einzelheit wiederholen, die Walker ihm erzählt hatte, ihnen allen erzählt hatte, und trotzdem vermochte er das logische Loch in der Erklärung des Druiden nicht zu stopfen.
Sie kamen an einer Reihe großer, leerer Lagerhäuser vorbei und erreichten einen Bereich mit niedrigen, flachen Plattformen, die vielleicht einmal Gebäude gewesen waren, vielleicht aber auch etwas ganz anderes. Fensterlos und ohne jede Öffnung, fehlte ihnen ein offensichtlicher Zweck. Sie waren mit Rost, Moos und Flechten überzogen und schimmerten im Regen wie riesige blinde Spiegel.
Walker nahm sich einen Augenblick Zeit, um eines von ihnen zu untersuchen, legte eine Hand auf die Oberfläche und schloss die Augen. Kurze Zeit später trat er zurück, schüttelte den Kopf und gab den anderen das Zeichen weiterzugehen.
Die Plattform-Bauwerke blieben hinter ihnen im Nebel zurück. Vor ihnen lag nun eine weite, metallbedeckte Lichtung, die mit seltsam geformten Wänden und Unterteilungen versehen war. Dieser freie Bereich erstreckte sich über Hunderte von Metern in alle Richtungen und beherrschte allein durch seine Ausdehnung die Gebäude der Umgebung. Die Wände und Unterteilungen waren zwischen anderthalb und drei Meter hoch und etwa sieben bis zehn Meter lang. Miteinander waren sie nicht verbunden, und offenbar waren sie zufällig aufgestellt worden und hatten keinerlei Zweck. Auch Räume bildeten sie nicht. Sie fanden weder Einrichtungsgegenstände noch Maschinen. Anders als in den bisherigen Lagerhäusern gab es auch keine Trümmer. Keine Pflanzen, weder Gräser noch Büsche. Alles war sauber und glatt.
In der Mitte des Platzes, im Nebel kaum sichtbar, erhob sich ein Obelisk über dreißig Meter in die Höhe. Eine einzige Tür führte in ihn hinein, massiv und in eine Nische eingelassen, aber diese Tür war verschlossen. Über dem Eingang blinkte in gleichmäßigen Abständen ein rotes Licht.
Walker ließ die Gruppe mit einem Handzeichen anhalten, stand in dem Wirrwarr der Halbwände und Unterteilungen und sah zu dem Obelisk hinüber. Dieser erinnerte an einen Wachturm, das blinkende Licht an ein aufmerksames Auge. Nichts bewegte sich. Bek wandte sich erneut Walker zu. Der Druide betrachtete noch immer den Obelisken. Sicherlich spürte er eine mögliche Falle, doch mit gleicher Sicherheit musste er ihn betreten.
Ryer Ord Star beugte sich zu ihm vor. »Das ist der Eingang, den wir suchen«, flüsterte sie. Ihr Atem ging schnell. »Die Tür des Turms führt nach Castledown. Die Schlüssel, die Walker hat, passen in dieses Schloss.«
Bek starrte sie an und fragte sich, woher sie das alles wusste,
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