Shannara VII
doch sie sah nur den Druiden an und hatte den Jungen längst wieder vergessen.
Walker drehte sich um. Er wirkte besorgt und angespannt. »Wartet hier auf mich.« Seine Stimme war so leise, dass Bek ihn kaum verstehen konnte. Er deutete auf die Elfenjäger. »Ihr alle.«
Dann gab er Quentin und Panax zu seiner Linken und Ard Patrinell zu seiner Rechten ein Zeichen, an Ort und Stelle zu bleiben.
Allein ging er auf den Turm zu.
Die Ilse-Hexe ging über das Deck der Jerle Shannara und versicherte sich, dass alle Fahrenden schliefen. Einen nach dem anderen überprüfte sie die Besatzung, dann gab sie Cree Bega ein Zeichen, er möge an Bord kommen, und befahl ihm, einen seiner Mwellrets nach unten zu schicken, um zu schauen, ob sie jemanden übersehen hatte. Der betreffende Ret verschwand an der Kajüttreppe, kehrte kurz darauf zurück und schüttelte den Kopf.
Sie nickte zufrieden. Es war leichter gewesen, als sie gedacht hatte. »Bringt sie runter und sperrt sie in die Lagerräume«, befahl sie und entließ Cree Bega mit einer Handbewegung. »Und trennt sie voneinander.«
Sie betrat die Pilotenkanzel und stellte sich neben den großen Fahrenden, der über den Kontrollinstrumenten zusammengesunken war. Nun betrachtete sie das geenterte Luftschiff von vorn bis hinten. Ein schlankes, wunderbares Schiff, erkannte sie. Schneller und besser zu manövrieren als ihr eigenes. Mwellrets kamen von der Schwarzen Moclips herüber und schleppten die Fahrenden unter Deck. Sie beobachtete sie gelangweilt. Die Magie ihres Wunschliedes hatte die Fahrenden überwältigt, ehe sie wussten, wie ihnen geschah. Da sie nichts in dieser Richtung erwartet hatten und auch der Druide nicht da war, um sie zu warnen, konnten sie sich nicht wehren. Ihr Spion hatte sie von Anfang an mit einer Verbindung zur Jerle Shannara versorgt, und es war leicht, sich ihr zu nähern, nachdem die Schwarze Moclips den Quetscher erst einmal überwunden hatten. Die ahnungslose Mannschaft mit dem Wunschlied einzuschläfern war ein Kinderspiel gewesen. Sie verwandelte ihre Magie, bis sie sanft, einlullend und unwiderstehlich wie der Wind klang, und das war schon alles.
Sogar an den Eissäulen vorbeizugelangen stellte keine große Herausforderung dar, obwohl es einen gewissen Einfallsreichtum erforderte. Sie entschied sich, diesen Zugang zu meiden, fing mit ihrer Magie einen der Würger ein, die auf den Klippen brüteten, bestieg ihn und ließ ihn über die Steilwände hinwegfliegen. Sogar in dem dichten Nebel konnte sie die Schwarze Moclips auf diese Weise ohne großes Risiko führen. Der Würger kannte den Weg durch die Berge gut. Zwar war der Wind heimtückisch, aber das Luftschiff kam damit zurecht. Sie hatte keine Ahnung, wie Walker durch die Säulen gelangt war, denn trotz seiner teilweise großen Kräfte dürfte diese Aufgabe ihn überfordert haben. Ihr Spion hatte ihr darüber nichts mitteilen können. Aber was machte das schon aus? Beide hatten sie es auf die andere Seite geschafft. Noch immer hielt die Ilse-Hexe Kurs auf die endgültige Auseinandersetzung.
Außerdem hatte sie jetzt zum ersten Mal die Oberhand gewonnen. Er war an Land und saß dort fest, selbst wenn er das gar nicht wusste. Ohne ein Luftschiff konnte er ihr nicht entkommen. Früher oder später würde sie ihn aufspüren, entweder zu Fuß oder aus der Luft. Stellte sich nur eine einzige Frage: Würde sie ihn vor diesem Ding erwischen, das in den Ruinen auf ihn wartete?
Auch in dieser Hinsicht besaß sie einen Vorteil vor dem Druiden. Sie wusste, worum es sich bei diesem Ding handelte. Oder besser ausgedrückt, worum nicht. Schließlich war sie in Kael Elessedils Kopf eingedrungen, um herauszufinden, weshalb er dreißig Jahre verschollen gewesen war. Indem sie das tat, hatte sie durch seine Augen gesehen, was ihn gefangen genommen hatte. Sie war Zeuge geworden, wie man ihm die Zunge herausriss und ihn blendete. Darüber wusste Walker gar nichts. Wenn er nicht aufpasste, würde er das gleiche Schicksal erleiden. Damit hätte sie zwar ihr Ziel erreicht, ihn zu vernichten, doch würde sie das um die persönliche Befriedigung bringen, ihn mit eigener Hand zu töten.
Ja, Walker musste sehr gut aufpassen. Das Ding, das auf ihn lauerte, war geduldig. Es war auf eine Weise gefährlich, die sie nie zuvor erlebt hatte. Daher würde sie ebenfalls sehr vorsichtig sein müssen. Aber das war sie ja immer, stets auf der Hut vor dem Unerwarteten. Das hatte sie lange genug geübt.
Cree Bega trat von
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