Shannara VII
verwechseln. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dass sie uns verfolgt, allerdings ist dieses Schiff schneller und wendiger.« Er hielt den Kristall in das bleiche Licht und blinzelte, während er ihn begutachtete. »Solange sie uns nicht zu nahe kommt, ist alles gut.«
Der Kapitän verschränkte die Arme. »Bei einer Hetzjagd wie dieser kann man sich auf nichts verlassen. Vielleicht müssen wir uns ihr irgendwann stellen. Die Vorstellung finde ich nicht gerade reizvoll, das kannst du mir glauben.«
Spanner Frew stand auf, überprüfte den Kristall noch einmal und grunzte zufrieden. »Heute wird es dazu wohl nicht kommen. In dieser Brühe kann niemand fliegen.«
Nicht ohne den Kragen zu riskieren, fügte Alt Mer in Gedanken hinzu. Er starrte wieder in das Grau. Der Wind hatte aufgefrischt, und das Luftschiff schaukelte in den Böen hin und her. Der Fahrende spazierte langsam über das Deck und überprüfte dieses und jenes, um sich vom Nachdenken über ihre Misere abzulenken. Ein leises Pfeifen hatte sich zu entwickeln begonnen, fern und schwach noch, aber unverkennbar. Er blickte in die entsprechende Richtung zum Quetscher. Vielleicht sollte er die Jerle Shannara weiter flussaufwärts bringen und in einer kleinen Bucht Schutz suchen.
Er ging zum Heck, wo das Geräusch des Windes ihn wie ein Leichentuch einhüllte, überraschend warm und tröstlich. Erstaunt über sein Locken blieb er stehen und lauschte. Winde dieser Sorte erlebte ein Seemann selten, und sie waren an diesem Ort ebenso unwahrscheinlich wie das gestrige Wetter. Beides gehörte in ein anderes Klima und einen anderen Teil der Welt. Wie konnten Gletscher und Packeis in solcher Nähe zu warmer Luft und grünen Bäumen existieren?
Seine Gedanken trieben dahin, und er erinnerte sich an seine Kindheit in March Brume, an die Tage, die er an Land verbracht hatte, durch die Wälder wanderte und mit anderen Kindern spielte. Diese Tage waren rar gewesen und zu rasch vergangen, doch die Erinnerung blieb erhalten. Vielleicht, weil er einen so großen Teil seines Lebens auf See und in der Luft verbracht hatte. Oder weil er niemals zu ihnen zurückkehren konnte.
Im Nebel bewegte sich etwas, doch während er die dunkle Form anstarrte, konnte er sie nicht erkennen.
Neben ihm glitt ein Fahrender zu Boden und lag plötzlich still, reglos und schlafend da. Redden Alt Mer starrte ihn ungläubig an, dann stieß er sich von der Reling ab und wollte zu ihm gehen. Aber seine Beine versagten ihm den Dienst, und seine Augen wurden so schwer, dass er sie kaum noch offen halten konnte. Nur das Geräusch des Windes konnte er noch hören, dieses hohe schrille Pfeifen, das ihn einlullte und von der Welt ausschloss.
Zu spät erkannte er, was vor sich ging.
Er taumelte ein paar Schritte und fiel auf die Knie. Überall auf Deck waren Fahrende zusammengesunken. Nur Furl Hawken hielt sich in der Pilotenkanzel noch aufrecht.
Ein riesiger dunkler Schemen tauchte neben der Jerle Shannara auf. Redden Alt Mer hörte Enterhaken, die sich festkrallten, und erhaschte einen Blick auf eine verhüllte Gestalt, die durch den Nebel näher kam. Aus dem Schatten der Kapuze erschien ein Gesicht, das einer jungen Frau, die ihn mit blauen, eiskalten Augen ansah. Hilflos erwiderte er den Blick mit unverhohlener Wut.
Dann wurde es schwarz um ihn.
Bek betrachtete das angespannte und verängstigte Gesicht von Ryer Ord Star und lächelte sie zuversichtlich an, während er mit den anderen durch den zunehmenden Nebel schlich. Der Niederschlag war in feinen Sprühregen übergegangen. Die Seherin kniff wegen der Tropfen, die sich an den Lidern sammelten, immer wieder die Augen zusammen und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. Sie trat näher an Bek heran.
Der Junge spähte nach links und rechts zu den Gruppen, die von Quentin und Ard Patrinell angeführt wurden. Er erhaschte einen Blick auf seinen Vetter und den Hauptmann der Leibgarde, entdeckte jedoch Ahren Elessedil nicht. Die Gebäude wurden immer größer, und es dauerte länger, um sie herumzugehen. Gelegentlich waren die Suchenden durch Wände von fast fünfzehn Meter Höhe getrennt und sahen einander nur kurz durch Türen ausgebrannter Ruinen. Die Häuser ähnelten sich sehr und waren entweder leer oder voller verrosteter Maschinen. In einigen standen lange Reihen mit Behältnissen, die mit Ziffern und winzigen Fenstern versehen waren, welche den leeren, starrenden Augen toter Tiere glichen. In anderen fanden sie so riesige Maschinen,
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