Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Soldaten verblaßten.
    Er stand dicht vor der schwarzen Seide und wartete, ob seine Instinkte ihm eine Gefahr meldeten. Als sie dies nicht taten, ließ er die Kante seiner Streitaxt an dem schwarzen Stoff hinunterfahren und schlitzte das Zelt auf.
    Jetzt hörte er etwas - ein Seufzen vielleicht oder ein leises Stöhnen. Schnell schlüpfte er durch die Öffnung.
    Trotz des Dunkels paßten sich seine Augen sofort an. Es war nichts dort - keine Personen, keine Möbel, keine Waffen, kein Bettlager, kein Lebenszeichen. Das Zelt war leer.
    Risca starrte ungläubig.
    Dann erhob sich ein Zischen in der Stille, lang und durchdringend, und die Luft begann sich vor seinem Gesicht zu bewegen. Das Dunkel vereinigte sich, kam zusammen, um sich zu materialisieren, wo vorher nichts gewesen war. Eine schwarzumhüllte Figur nahm langsam Gestalt an. Risca begriff, was geschah, und ein fürchterlicher Schauer durchfuhr ihn. Der Dämonenlord war die ganze Zeit dagewesen, unsichtbar hatte er beobachtet und gewartet. Vielleicht hatte er von Riscas Kommen sogar gewußt. Er war nicht, wie der Zwerg geglaubt hatte, eine Kreatur aus Fleisch und Blut, die mit normalen Waffen getötet werden konnte. Mittels Magie hatte er seine sterbliche Hülle in eine andere Form gebracht und konnte jetzt jede Gestalt annehmen - oder auch gar keine. Kein Wunder, daß es keine Wachen gab. Es waren keine nötig.
    Der Dämonenlord griff nach ihm. Einen Augenblick lang glaubte Risca, sich nicht bewegen zu können und sterben zu müssen, ohne auch nur einen Finger zu seiner eigenen Rettung gerührt zu haben. Dann durchbrach das Feuer seiner Entschlußkraft seine Furcht und versetzte ihm einen Stoß. Trotzig brüllte er die schreckliche schwarze Gestalt an, die skelettartige Hand, die sich nach ihm ausstreckte, die blutroten Augen, seinen eigenen Schrecken, den Verrat des Schicksals. In einem riesigen Bogen brachte er die Streitaxt nach oben, und das Feuer seiner eigenen Magie strömte durch sie hindurch. Der Dämonenlord machte irgendwelche Zeichen, und Risca hatte das Gefühl, als legten sich eiserne Bänder um seinen Körper. Mit enormer Anstrengung zerriß er sie und schleuderte die Streitaxt fort. Die Waffe krachte in die bemäntelte Gestalt und ging in Flammen auf.
    Risca nahm sich nicht die Zeit, das Ergebnis seines Schlages zu begutachten. Instinktiv wußte er, daß dies ein Kampf war, den er nicht gewinnen konnte. Die Stärke seiner Waffen und seine kriegerischen Fähigkeiten reichten nicht aus, um diesen Feind zu vernichten. In dem gleichen Augenblick, da er die Axt losließ, tauchte er unter der Zeltöffnung hindurch wieder ins Freie, kam auf die Beine und stürzte davon. Rufe erschollen bereits von den Feuerstellen, und die Männer wurden jäh aus dem Schlaf gerissen. Risca schaute sich nicht um, aber er spürte Bronas Gegenwart wie eine schwarze Wolke, die versuchte, nach ihm zu greifen und ihn festzuhalten. Er raste über die freie Grasfläche und sprang durch das nächstliegende Feuer, trat nach den sterbenden Flammen und verteilte Funken und Brandmale in alle Richtungen. Er entriß einem schlafenden Mann das Schwert und sprang nach links in die Rauchwolke des verstreuten Feuers.
    Jetzt ertönte überall Alarm. Die Hand des Dämonenlords griff noch immer nach ihm, sie legte sich fest um seine Brust, wurde aber schwächer, als sich die Entfernung zwischen ihnen vergrößerte. Risca hatte in der Zwischenzeit allen Mut verloren, und jetzt versuchte er, ihn zurückzugewinnen. Ein Troll erschien vor ihm, forderte ihn heraus und blieb mit Riscas Dolch im Hals zurück. Der Zwergendruide handelte instinktiv, immer noch unfähig, klar zu denken. Männer wirbelten um ihn herum, rannten in alle Richtungen und suchten nach dem Grund für diesen Aufruhr. Risca zwang sich jetzt, langsamer zu rennen und das rasende Klopfen seines Pulses und die Enge um seine Brust nicht zu beachten. Schatten! Er war so nah davor gewesen! Er ging rasch weiter, rannte aber jetzt nicht mehr, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er rief Magie herbei, die er im Moment seiner Flucht unbeachtet gelassen hatte, und erkannte zum ersten Mal, daß er beinahe die Kontrolle über sie verloren, beinahe seiner Furcht nachgegeben hatte. Rasch hüllte er sich ein, dann wandte er sich nach links auf die offene Ebene zu. Es war eine andere Richtung als die, aus der er gekommen war, eine Richtung, in die sie nicht schauen würden. Wenn sie ihn jetzt entdeckten und er wäre gezwungen, sich den

Weitere Kostenlose Bücher