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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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denn keiner der anderen Druiden, auch nicht Tay Trefenwyd, betrachtete sich als Krieger oder strebte die Beherrschung der Kriegskunst an, wie er es tat. Denn für Risca hatte die Magie nur einen einzigen sinnvollen Zweck - sich und seine Freunde zu schützen und die Feinde zu vernichten. Alle anderen Anwendungsmöglichkeiten interessierten ihn nicht - die Heilkunst, Prophezeiungen, Vorwissenschaft, Empathie, das Meistern der Wissenschaften, Elementarismus, Geschichte, Zauberei. Er war ein Kämpfer, und seine Leidenschaft galt der Stärke der Waffen.
    Die Erinnerungen kamen und zogen wieder davon, und seine Gedanken kehrten zu der Angelegenheit zurück, die vor ihm lag. Was sollte er tun? Er konnte nicht einfach seine Verantwortung beiseite schieben, aber er konnte auch nicht ignorieren, was er war. Weiter unten kräuselten sich die seidenen Falten des Zeltes im schwachen, tänzelnden Feuerschein des Lagers. Ein Schlag war alles, was er benötigte. Wie leicht wären all ihre Probleme gelöst, wenn er ihn ausführen könnte!
    Er atmete tief ein und aus. Er hatte keine Angst vor Brona. Er war sich bewußt, wie gefährlich er war, wie machtvoll, aber er hatte keine Angst. Er besaß selbst ein beträchtliches Maß an Magie, und er glaubte nicht, daß irgendwer ihm standhalten würde, wenn er sie in gebündelter Form einsetzen könnte.
    Er schloß die Augen. Warum wagte er auch nur, darüber nachzudenken? Wenn er versagte, würde niemand die Zwerge warnen können! Er hätte sein Leben für nichts hingegeben!
    Aber wenn er erfolgreich wäre…
    Er lehnte sich wieder gegen die Felsen, nahm seinen Reiserucksack ab und begann, die Waffen abzulegen. Die Entscheidung, so vermutete er, war bereits in dem Moment getroffen worden, als die Idee in seinem Kopf auftauchte. Den Dämonenlord töten und dem Wahnsinn ein Ende bereiten. Er war für ein solches Wagnis am besten geeignet, und dies war der ideale Zeitpunkt, solange die Armee des Nordlandes noch in der Nähe der Heimat war und Brona sich vor einem Angriff geschützt wähnte. Auch wenn er selbst sterben müßte, wäre es das wert. Risca war bereit, dieses Opfer zu bringen. Ein Krieger war immer bereit zu diesem Opfer.
    Als er nur noch in seinen Schuhen, Hosen und im Hemd dastand, schob er einen Dolch in seinen Gürtel, nahm seine Streitaxt und begann, nach unten zu klettern. Es war beinahe Mitternacht, als er den Fuß der Berge erreichte und sich daran machte, die Ebene zu überqueren. Über ihm kreisten immer noch die Schädelträger, aber er war jetzt hinter ihnen und in Magie gehüllt, die ihn vor ihren suchenden Augen verbarg. Sie hielten nach Feinden Ausschau und würden ihn nicht sehen. Leichtfüßig schritt er voran, das Licht der Feuerstellen verdeckte ihn vor denen, die ihn hätten bemerken können. Das Lager wurde jämmerlich und völlig unzureichend bewacht. Eine Reihe von Wachen, Gnome und Trolle, hatte sich viel zu weit voneinander entfernt und zu nah am Licht aufgestellt, um etwas sehen zu können, das aus dem Dunkeln kam. Der Himmel war bewölkt, die Nachtluft war voller Rauchschwaden, und selbst unter den besten Bedingungen mußte man scharfe Augen haben, um Bewegungen aus der Richtung der Ebene wahrnehmen zu können.
    Dennoch ging Risca kein Risiko ein. Als das schützende Gestrüpp und Gebüsch dünner wurde, kroch er gebückt weiter. Vorsichtig wählte er den Weg aus, auf dem er sich nähern wollte und entschied sich für einen Gnom als Ziel. Die Streitaxt ließ er im Gras liegen und nahm nur den Dolch mit. Der Gnom sah ihn nicht. Risca zog die Leiche zurück ins Gras, verbarg ihn und wickelte sich selbst in den Umhang des Mannes, zog die Kapuze tief übers Gesicht, nahm die Axt wieder auf und ging ins Lager.
    Ein anderer Mann hätte vielleicht zweimal überlegt, bevor er einfach so aufrecht in das Lager der Feinde schritt. Risca verschwendete kaum einen Gedanken daran. Er wußte, daß der direkte Weg immer der beste war, wenn man jemanden überraschen wollte, und daß man dazu neigte, weniger das zu sehen, was direkt vor den Augen lag, als das, was am Rande des Blickfeldes war. Man neigte dazu, auszublenden, was keinen Sinn machte, und ein einsamer Feind, der mitten in der Nacht in das Zentrum eines schwerbewachten Lagers marschierte, machte nun überhaupt keinen Sinn.
    Dennoch hielt er sich an den Rändern des Feuerscheins und achtete darauf, daß der Umhang so saß wie bei den anderen. Er schlich nicht auffällig und beugte auch seinen Kopf nicht

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