Shannara VII
vorbereiten konnten. Er mußte die Zwerge überreden, gegen eine Armee anzutreten, die ihre eigene um ein Vielfaches übertraf, ohne Hoffnung, sie besiegen zu können. Raybur und die Älteren des Zwergenrates mußten überzeugt werden, nach einem Mittel zu suchen, das den Dämonenlord vernichten könnte, und sie mußten erkennen, daß die Zwerge die Zeit, die dazu nötig war, mit ihrem Leben würden erkaufen müssen. Es war eine große Aufgabe und würde ein riesiges Opfer bedeuten. Ihm, dem Druiden und Krieger, der sich gegen jede vom Dämonenlord gesandte Kreatur stellen konnte, würde es obliegen, sie anzuführen.
Denn Risca war zum Kampf geboren. Kampf war alles, was er kannte. Er war im Rabenhorn groß geworden, der Sohn von Eltern, die ihr gesamtes Leben in der Wildnis des Ostlandes verbracht hatten. Sein Vater war Kundschafter gewesen, seine Mutter Fallenstellerin. Sein Vater hatte acht Brüder und Schwestern, seine Mutter sieben. Die meisten lebten immer noch höchstens wenige Meilen voneinander entfernt, und Risca hatte im Laufe der Zeit bei allen einmal gewohnt. Während seiner Kindheit und Jugend hatte er seine Tanten, Onkel, Vettern und Basen ebensooft gesehen wie seine Eltern. In dieser Familie spielte die Verantwortung für die Erziehung der Kinder eine große Rolle. Die Zwerge in diesem Teil der Welt lagen ständig mit den Stämmen der Gnome im Krieg, und jederzeit drohte Gefahr. Aber Risca konnte der Herausforderung standhalten. Man hatte ihn von früh an gelehrt, zu kämpfen und zu jagen, und er hatte entdeckt, daß er gut darin war - tatsächlich sogar noch besser als nur gut. Er konnte Dinge spüren, die andere nicht wahrnahmen. Er konnte ausfindig machen, was anderen verborgen blieb. Er war über sein Alter hinaus schnell, wendig und stark. Er verstand die Kunst des Überlebens. Wo andere starben, blieb er am Leben.
Mit zwölf Jahren wurde er von einem Koden angegriffen und tötete die Bestie. Mit dreizehn war er einer von zwanzig, die in einen Hinterhalt der Gnome gerieten. Er allein überlebte. Als seine Mutter beim Aufstellen von Fallen getötet wurde, war er erst fünfzehn, aber er verfolgte die Schuldigen und brachte sie ganz alleine zur Strecke. Als sein Vater bei einem Jagdunfall starb, schaffte er seine Leiche tief ins Innere des Gnomenlandes und beerdigte ihn dort, damit sein Geist weiterhin die Feinde in die Flucht schlagen konnte. Die Hälfte seiner Brüder und Schwestern waren zu dieser Zeit bereits tot, sie waren dem Kampf oder Krankheiten zum Opfer gefallen. Risca lebte in einer brutalen, unnachgiebigen Welt, und sein Leben war hart und unsicher. Aber Risca überlebte, und hinter seinem Rücken begannen die Leute zu flüstern, daß die Klinge noch nicht geschmiedet war, die ihn töten würde.
Als er zwanzig Jahre alt war, kam er vom Rabenhorn nach Culhaven und begann seinen Dienst bei Raybur, dem frisch gekrönten König der Zwerge und vielbewunderten Krieger. Aber Raybur behielt ihn nur kurze Zeit in Culhaven, denn dann wurde er nach Paranor zu den Druiden geschickt. Raybur hatte Riscas besondere Fähigkeiten erkannt und glaubte, daß es für die Zwerge am besten wäre, wenn dieser junge Mann mit dem Herzen eines Kriegers und den Fähigkeiten eines Jägers von den Druiden ausgebildet werden würde. Wie der Elfenkönig Courtann Ballindarroch kannte auch er Bremen und bewunderte ihn. Also verfaßte der Zwergenkönig eine Mitteilung, die direkt an den alten Mann gerichtet war und in der er darum bat, dem jungen Risca eine besondere Ausbildung zukommen zu lassen. Mit dieser Notiz reiste Risca zur Festung der Druiden. Er blieb dort, wurde ein ergebener Anhänger Bremens und begann, an die Wege der Magie zu glauben.
Jetzt starrte er auf das schwarze seidene Zelt im feindlichen Lager weit unten, und er dachte an die Möglichkeiten, wie ihm die Magie in dieser Situation dienen konnte. Als Magier stand er Bremen kaum nach - in diesen Tagen, wenn man seine Jugend und sein Durchhaltevermögen und Bremens Alter bedachte, war er vielleicht sogar noch stärker als der alte Mann. Er glaubte fest daran, auch wenn er wußte, daß Tay Trefenwyd dies sicherlich bestreiten würde. Wie Tay hatte Risca gewissenhaft die Lektionen studiert, die Bremen sie gelehrt hatte, und sie hatten sogar dann noch daran gearbeitet, als der alte Mann verbannt worden war, hatten sich immer und immer wieder den unterschiedlichsten Prüfungen unterzogen. Risca hatte so gut wie für sich allein studiert und gearbeitet,
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