Shannara VII
führen würde als er selbst. Er hatte sich schon lange Zeit zuvor von jeder anderen Möglichkeit verabschiedet. Er hatte das alles hinter sich gelassen, als er zu den Druiden gegangen war, um einer der ihren zu werden. Er hatte erkannt, daß das, was er für Preia empfand, im wirklichen Leben keinen Ausdruck finden würde, sondern eine in seinem Herzen verschlossene Phantasie bleiben mußte - daß sie niemals mehr für ihn sein würde als eine sehr gute Freundin.
Aber nun, angesichts der Möglichkeit, daß sie tot sein konnte, zwang er sich, der Tatsache ins Auge zu sehen, der er sich stets verweigert hatte - daß er niemals wirklich die Hoffnung aufgegeben hatte, daß eines Tages das Unmögliche eintreten und sie Jerle verlassen und zu ihm kommen würde.
Die Erkenntnis war so erschütternd, daß er für einen Augenblick vergaß, wo er war. Er lockerte die Fäden seiner Magie, vergaß, die dunklen Stellen vor ihnen zu durchkämmen, und war blind gegenüber allem außer dieser einen Wahrheit. Wenn Preia sein wäre - er hatte diesen Traum am Leben gehalten und sorgfältig in den geheimsten Ecken seiner Gedanken beschützt. Wenn Preia sein wäre - denn er konnte nicht aufhören, sie zu begehren.
Oh, Schatten! Im nächsten Augenblick hatte er sich wieder unter Kontrolle, nahm die Fäden seiner Magie wieder auf und durchsuchte die Gegend weiter. Er durfte sich solche Gedanken nicht erlauben. Er durfte nicht weiter an Preia Starle denken. Die Ermahnungen Bremens kehrten zurück, Worte, die sich mit dem eisernen Gewicht von Waffen um seinen Körper gelegt hatten. Er mußte die Elfen überzeugen, den Zwergen zu Hilfe zu kommen. Er mußte den Schwarzen Elfenstein finden. Diese beiden Aufgaben bestimmten sein Leben. Nichts anderes zählte. Es gab andere außer ihm selbst und denjenigen, die er liebte, und ihr Leben hing von seiner Beharrlichkeit ab, von seinem Eifer, von seiner Entschlossenheit. Er schaute in das dunstüberzogene Tal vor ihm und riß sich mit purer Willenskraft von seinem vorherigen Gedanken los.
Gegen Mittag erreichten sie das Tal von Sarandanon. Sie trafen noch zwei weitere Male auf zahlreiche Spuren von Gnomen, sahen sie jedoch niemals selbst. Die Elfen waren jetzt nervös, sie wollten so rasch wie möglich die Reittiere übernehmen, die ihnen versprochen worden waren, und dann aus diesem Gebiet wieder verschwinden. Auf einem offenen Gelände wie diesem ohne jede Fluchtmöglichkeiten von einer überlegenen Macht angegriffen zu werden, hätte sie ernsthaft in Schwierigkeiten gebracht. Tay durchsuchte die Erde und die Luft nach Gnomen und fand überall Hinweise, daß sie dort gewesen waren, aber nicht mehr. Die Gnome, entschied er schließlich, mußten den östlichen Teil der Ebene kreuz und quer nach ihnen absuchen. Wenn sie Preia gefunden hatten, würden sie auch wissen, daß sie nicht allein war. Man konnte davon ausgehen, daß eine Fährtenleserin mit einer größeren Gruppe unterwegs war. Hatten sie Preia also gefunden? Diese Folgerung schien unvermeidlich, schließlich hatten sie inmitten der vielen Fußstapfen der Feinde Preias zerbrochenen Bogen gefunden. Was wiederum zu der unausweichlichen zweiten Frage führte, die er so verzweifelt zu vermeiden suchte.
Jerle kannte alle die Vorposten, bei denen Elfenjäger Pferde erhalten konnten, und er wandte sich an den nächsten. Das Land war leicht hügelig und dort, wo kein Getreide angebaut war, von hohem Gras bewachsen. Der Elfentrupp hielt sich an die Getreideflächen und blieb den Bergen fern. Als sie etwas weniger als eine Meile von ihrem Ziel entfernt waren, spürte Tay deutliche Anzeichen von Gnomen und ließ die Gruppe innehalten. Irgendwo weiter vorne hatte der Feind eine Falle aufgestellt. Die Gnomenjäger erwarteten sie. Jerle und Tay gingen allein weiter, kämpften sich erst ein Stück nach Süden, dann wieder nach Norden, um sich den Gegnern aus einer anderen Richtung zu nähern als erwartet. Tays Magie verhinderte, daß sie entdeckt werden konnten und verlieh ihren Augen zusätzliche Schärfe. Als sie die kleine Ansammlung von Gebäuden erreichten, aus denen der Vorposten bestand, war Tay fest überzeugt, daß sich die Falle hier befand. Der Wind, nicht mehr als eine leichte Brise, blies ihnen ins Gesicht, und sie konnten beide den Feind deutlich riechen; eine grobe Mischung aus Körperfett und Erde, schwer und stechend. Die Gnome hatten keine Anstrengungen unternommen, den Geruch zu verschleiern. Tay war sofort gewarnt. Gnomenjäger
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