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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Kopf gerade hoch genug, um Retten Kipps zerfetzte, gepeinigte Gestalt erkennen zu können und spann seine Magie an den schmalen Fäden seiner Lebenslinien entlang zu ihm hin. Er ging sehr vorsichtig vor, prüfte erst den Äther, bevor er in den Fährtensucher eindrang, aus Angst vor dem, was dort vielleicht auf ihn wartete. Aber nichts geschah, und so fuhr er fort. Als er Retten Kipps Herz erreichte und seinen Schmerz und seine Qual fühlte, hörte er auch das Geräusch von Rettens stockendem Atem, als wäre es sein eigener. Er zog die Luft ab, die die sterbenden Lungen des alten Mannes versorgte und wartete dann geduldig, bis Retten Kipp zu atmen aufgehört hatte.
    Als er fertig war, ließ er sich neben Jerle auf den Boden sinken. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Tränen standen ihm in den Augen. »Es ist geschehen«, flüsterte er.
    Jerle Shannara legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sie sanft, um ihn zu beruhigen. »Es war notwendig, Tay. Er hat sehr gelitten. Wir konnten ihn nicht einfach so zurücklassen.«
    Tay nickte wortlos. Er wußte, daß Jerle recht hatte, aber er wußte auch, daß es nicht sein Freund war, der mit der Erinnerung daran leben mußte, wie Retten Kipps Lebensfaser erst sanft zwischen seinen Fingern pulsierte und dann erstarb. Ihm war kalt, und er fühlte sich innerlich leer. Er fühlte sich zerstört und verlassen.
    Jerle machte ihm ein Zeichen, und zusammen schlichen sie durch den Graben und durch die Felder wieder zurück und ließen den Vorposten und seine Bewohner, die Lebenden und die Toten, hinter sich.
     
    Sie brauchten eine gute Stunde, ehe sie wieder bei ihren Gefährten angelangten. Inzwischen war es fast schon später Nachmittag, und die Sonne neigte sich den spitzen Graten des Grimmzackengebirges entgegen. Die Elfen traten in den grellen Sonnenschein und waren geblendet, als sie die Felder und Hügel verlassen und sich auf die Ebene hinauswagen mußten. Tay ging weiterhin voran, mit Hilfe von Magie suchte er in einem weiten Netz vor ihnen die Gegend ab. Nach ihrer Rückkehr vom Bauernhaus hatte er nachgesehen, ob sie verfolgt wurden, aber er hatte nichts erkennen können. Vor ihnen fanden sich jedoch immer wieder Hinweise auf Feinde. Er wußte nicht genau, wie groß die Gruppen waren, auf jeden Fall aber waren es mehrere. Er und Jerle hatten darüber nachgedacht, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten und erst dann weiterzugehen, schließlich jedoch entschieden, daß es sicherer war weiterzumarschieren. Jerle führte sie zu dem zweiten Vorposten, der ein paar Meilen weiter entfernt lag, in der Hoffnung, daß die Gnome diesen nicht auch entdeckt hatten. Niemand sprach ein Wort. Jeder suchte mit den Augen die Gegend nach Feinden ab.
    Dann war plötzlich Vree Erreden neben Tay und griff nach seinem Arm. Sein verhärmtes Gesicht glühte eifrig. »Dort!« Er zeigte scharf nach links. »Dort in dem Tal sind Pferde versteckt, ein Dutzend oder mehr!«
    Tay und Jerle blieben stehen und starrten nach vorn; sie konnten unter dem Feld, das dicht mit Sommerweizen bepflanzt war, nichts entdecken.
    Der Blick des Lokaten schoß von einem zum anderen; seine Ungeduld war offensichtlich. »Verschwendet nicht eure Zeit! Ihr könnt sie von hier nicht sehen!«
    »Woher wißt Ihr es dann?« fragte Jerle schnell.
    »Intuition!« schnappte der andere. »Wie sonst?«
    Der große Mann schaute ihn zweifelnd an. »Der Vorposten, den wir suchen, liegt gleich da vorne. Gibt es da auch Pferde?«
    Vree Erredens Stimme war eindringlich und scharf. »Ich weiß nur, was meine Intuition mir sagt! Dort, in diesem kleinen Tal hinter den Hügeln, sind Pferde!« Wie zur Betonung zeigte er abermals dorthin.
    Jerle Shannara runzelte die Stirn, die Beharrlichkeit des anderen irritierte ihn. »Was ist, wenn Euer Gefühl Euch täuscht, Lokat? Wie weit ist es zu diesem Tal, das keiner von uns sehen kann?«
    Tay hob schnell die Hand, um einer verärgerten Antwort Vree Erredens zuvorzukommen. Er stand einen Augenblick reglos da und wägte die Möglichkeiten ab, dann spähte er ein letztes Mal über die Felder. »Bist du dir sicher, was die Pferde angeht?« fragte er den Mann ruhig.
    Der Blick, den der andere ihm zuwarf, war vernichtend. Tay lächelte gequält, dann nickte er. »Ich denke, wir sollten nachsehen, was dort liegt.«
    Trotz Jerles anhaltender Bedenken änderten sie den Kurs und gingen weiter. Das Becken des Sarandanontals breitete sich jetzt vor ihnen aus, und weite Ackerflächen bildeten einen

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