Shannara VII
Flickenteppich aus gepflügter Erde und neuem Getreide. Die Elfen waren jetzt ganz im offenen Gelände und deutlich sichtbar für jeden, der sie suchte. Es war nicht zu ändern. Welchen Weg sie auch wählten, sie würden immer ungeschützt sein, und Tay versuchte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, soweit es ging. Sie entfernten sich immer weiter von dem Vorposten, und wenn Vree Erreden unrecht hatte oder getäuscht worden war, wären ihre Chancen, sich retten zu können, außerordentlich gering. Tay versuchte, sich keine Sorge zu machen. Genau deshalb hatte er ja den Lokaten mitgenommen - weil er die Fähigkeit besaß, etwas zu sehen oder zu spüren, was nicht einmal Tay mit Hilfe seiner Magie möglich war. Der kleine Mann hätte nichts gesagt, wenn sein Instinkt nicht sehr stark gewesen wäre. Er wußte so gut wie alle anderen, wie bedrohlich ihre Lage war.
Tay erweiterte sein Netz aus Magie, und jetzt fand er die Feinde nach denen er suchte. Eine berittene Gnomenpatrouille kam aus nördlicher Richtung auf sie zu, zwar war sie noch in einiger Entfernung von ihnen, aber sie raste wild über die Ebene. Er konnte sie noch nicht sehen, doch es gab keinen Zweifel an ihrer Absicht. Schnell warf er Jerle einen Warnruf zu, und die Mitglieder der kleinen Gruppe begannen zu laufen. Die Felder vor ihnen grenzte an eine Reihe niedriger Hügel. Dahinter muß das Tal liegen, dachte Tay. Und auch die Pferde, betete er, denn sie waren jetzt zu weit weg vom Vorposten, um auf anderem Weg entkommen zu können.
Dann erschienen noch mehr Gnome. Diese neue Gruppe strömte aus ihrem Versteck bei dem Vorposten herbei, der jetzt hinter den Feldern kaum noch sichtbar war. Die Gnome waren zu Fuß, marschierten aber zielstrebig voran, um den Elfen den Weg abzuschneiden; sie wollten sie offensichtlich bis zur Ankunft ihrer berittenen Brüder aufhalten. Tay biß die Zähne zusammen, während er rannte. Von dem Vorposten war keine Hilfe zu erwarten. Jetzt gab es nur noch Vree Erredens Intuition und das Tal.
Jerle Shannara überholte ihn leichtfüßig und mühelos, seine Füße flogen nur so über den gepflügten Boden, als er zwischen den Getreidereihen hindurch auf die Hügel zuhielt. Auch die anderen preschten nach vorn, sie waren schneller zu Fuß als Tay. Der Druide kämpfte schwer und spürte beim Atmen einen scharfen Schmerz in der Brust. Panik ergriff ihn plötzlich. Was, wenn die Pferde, die Vree Erreden wahrgenommen hatte, ebenfalls eine Falle waren? Was, wenn Gnome auf ihnen saßen und sie erwarteten? Verzweifelt versuchte er, sein Netz aus Magie auszuwerfen, um zu erkennen, ob es jenseits der Hügel Grund für einen solchen Verdacht gäbe, aber seine Kraft reichte für diese Entfernung nicht mehr.
Rauhe Schreie gellten von ihren Verfolgern herüber. Tay ignorierte sie. Vree Erreden erschien an seiner Seite; er war in weit besserer Verfassung, als Tay jemals vermutet hätte. Tay rief ihm eine Warnung zu, aber der Lokat schien sie nicht zu hören, sondern überholte ihn und lief weiter. Tay bildete jetzt das Schlußlicht. Das ist wohl der Preis für das viele Sitzen in meinem Leben, dachte er ironisch.
Dann brach Jerle Shannara aus dem Maisfeld aus und lief den Hügel hoch. Gleichzeitig ertönte ein schrilles Wiehern und das Donnern von Hufen hinter dem Kamm. Eine Staubwolke wirbelte in der klaren Luft des Nachmittags auf. Jerle verlangsamte seinen Schritt, er war unsicher, wem er gegenüberstehen würde, und zog mit einem schnellen Griff sein Schwert. Seine Elfenjäger eilten herbei, um ihm zur Seite zu stehen. Klingen blitzten in der Sonne.
Im nächsten Augenblick kam eine Reihe von Pferden in Sicht, die sich in einem wilden Ausbruch an Geräuschen und Farbe aus dem grellen Licht der Sonne drängten. Es waren ein Dutzend, vielleicht auch mehr, die zusammengebunden aus der flirrenden Hitze des späten Nachmittags herausgaloppierten.
Sie wurden von einem einzigen Reiter geführt, der vornübergebeugt auf dem ersten Pferd saß.
Tay Trefenwyd blieb abrupt am Rande des Maisfeldes stehen. Sein Herz klopfte wild, und das Blut rauschte ihm in den Ohren.
Auf dem Pferd saß Preia Starle.
Ohne ihr Tempo zu verlangsamen, schoß sie an Jerle Shannara vorbei und ließ einige Pferde los, deren Zügel sie in seine wartenden Hände warf. Sie ritt weiter und verteilte so nacheinander Reittiere an die Elfenjäger. Dann schoß sie direkt auf Tay zu und zog die Zügel fest an, um ihr Pferd zum Stehen zu bringen.
»Hinauf mit dir, Tay
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