Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
waren normalerweise vorsichtiger. Tay und Jerle krochen zu einer Stelle, von der aus sie eine Seite der Scheune und die gesamte Pferdekoppel erkennen konnten. Es war nichts zu sehen. Die Koppel war leer. Niemand rührte sich im Hof. Vom Haus drang kein Geräusch herüber.
    Dennoch war irgend etwas dort versteckt. Tay war sich dessen ganz sicher.
    Ohne daß sie sich verständigten oder es aussprachen, dachten beide unabhängig voneinander daran, daß Preia Starle in diese merkwürdigen Ereignisse verwickelt sein könnte. Da sie nicht wieder fortgehen wollten, ohne genau zu wissen, was geschehen war, schlichen sie sich hinter einem Weizenfeld an einem Entwässerungsgraben entlang, so daß sie jetzt die vordere Seite des Hauses und die Scheune sehen konnten. Tay spürte Bewegungen in beiden Gebäuden, unruhige Feinde, die auf sie warteten. Er versuchte, noch mehr aufzuspüren, noch mehr Gefahren zu entdecken. Nichts. Er atmete langsam und tief, er folgte seinem Freund, der leise weiterschlich. Er nahm die Weizenhalme wahr, deren leichte Bewegungen im Wind kleine, singende Geräusche erzeugten, und er spürte die tiefe Stille des Landes als Hintergrund. Er erinnerte sich daran, wie es war, als sie ein paar Nächte zuvor in das Haus der Ballindarrochs geschlichen waren - er erinnerte sich an seine Vorahnung, an das Gefühl drohenden Unheils.
    Dann waren sie dort, wo Jerle hingewollt hatte, immer noch im Weizen verborgen, aber nah genug, um die Vorderseite des Vorpostens sehen zu können. Jerle hob den Kopf ein wenig und zog ihn dann schnell wieder zurück. Sein Gesicht war aschfahl. Tay starrte ihn einen Augenblick an, suchte in seinen Augen, dann erhob er sich vorsichtig, um selber zu sehen.
    Retten Kipp hing mit ausgestreckten Armen und Beinen am Scheunentor. Sie hatten Nägel durch seine Hände und Beine getrieben, damit er nicht hinunterfiel. Blut tropfte aus seinen Wunden und drang in das zersplitterte Holz. Haare und Kleidung hingen wie bei einer Vogelscheuche schlaff nach unten. Aber dann bewegte Kipp den Kopf leicht, als versuchte er, ihn zu heben. Der alte Fährtenleser war zwar schwach, aber er lebte immer noch.
    Tay zog den Kopf ein und schloß einen Moment lang die Augen. Wut und Angst wallten in ihm auf und versuchten, die Kontrolle über seine Vernunft zu gewinnen. Kein Wunder, daß die Gnome nicht mehr Mühe darauf verwandt hatten, ihre Anwesenheit zu verbergen. Mit Retten Kipp als Köder konnten sie ganz sicher davon ausgehen, daß sich die Elfen zeigen würden. Tay kämpfte gegen seine Gefühle an und starrte grimmig auf Jerle.
    Der Blick seines Freundes war kalt und fest, als er sich zu ihm neigte. »Haben sie Preia auch?« flüsterte er.
    Tay antwortete nicht. Er wußte nicht, ob seine Stimme ihm gehorchen würde. Statt dessen schloß er die Augen ein zweites Mal und schickte die Fäden seiner Magie auf der Suche nach der Freundin in das Haus und die Scheune. Es war riskant, aber Tay sah keinen anderen Weg. Er ließ sich Zeit und drang tief in jedes Gebäude ein, um sicherzugehen.
    Dann öffnete er die Augen wieder. »Nein«, stieß er keuchend hervor.
    Jerle nickte. Nichts an seiner Miene deutete darauf hin, was dies für ihn bedeuten mochte. Seine Worte waren kaum hörbar. »Wir können Retten Kipp nicht herausholen - aber wir können ihn auch nicht so zurücklassen.«
    Er starrte Tay an und wartete. Tay nickte. Er wußte, was Jerle von ihm wollte. »Ich verstehe«, sagte er leise.
    Es war gefährlich, das wußte er. Wenn auch die Gnomenjäger den Gebrauch der Magie nicht spürten, ein Schädelträger würde es ganz sicherlich. Er hatte während der Suche nach Preia zwar keines der geflügelten Ungeheuer entdecken können, aber möglicherweise hielten sie sich auch bewußt verborgen. Diese Falle war vielleicht ausdrücklich für ihn gedacht, damit er, als einer der gesuchten Druiden, sie zu den anderen führen würde. Wenn ein Schädelträger anwesend war und er Jerles Bitte nachkam, waren sie verloren. Dennoch hatte er kaum eine Wahl. Jerle hatte recht. Sie konnten Kipp nicht so zurücklassen.
    Er rief die Magie herbei, hüllte sich in ihr düsteres Gewand, brachte die Luft über sich mit ihrer Macht in Bewegung, spürte die Hitze ihrer Leidenschaft in seiner Brust. Er behielt die Augen offen, denn diesmal mußte er auch sehen können. Sein Gesicht veränderte sich und nahm den Ausdruck einer Totenmaske an. Er sah, wie Jerle bestürzt vor ihm zurückwich. Er wußte, wie er aussah.
    Dann hob er den

Weitere Kostenlose Bücher