Shannara VIII
befanden, würden die Verteidigungsmaßnahmen anders aussehen. Feuerstrahlen und Kriecher kämen hier nicht zum Einsatz. Stattdessen würden subtilere Methoden verwendet werden.
Der Druide verfolgte diesen Gedankengang und begann seine Suche von neuem. Derweil erinnerte er sich an die eigentümlichen Schlüssel, die ihn nach Castledown gelockt hatten. Er hatte ursprünglich Schlüssel jener Sorte erwartet, mit der er vertraut war, metallene Werkzeuge, mit denen man Türen aufschloss. Aber diese besaßen eine gänzlich andere Form. Sie waren Gegenstände eines technischen Zeitalters, die zwar noch wie Schlüssel gebraucht wurden, jedoch komplett anders funktionierten. Es handelte sich um flache Rechtecke, die Schlösser öffneten, indem sie Impulse ausgaben, welche von winzigen Energiezellen erzeugt wurden.
Waren die Bücher, so fragte er sich plötzlich, möglicherweise auch in eine andere Gestalt gebracht worden?
Ein entsetzlicher Verdacht bemächtigte sich seiner. Er hatte alles durchsucht, fast alles. Jetzt eilte er durch die Gänge und Kammern und forschte nach einem bestimmten Ziel, wobei er fürchtete, seine schlimmsten Ängste könnten sich bewahrheiten. Er kehrte zu dem Ort zurück, an dem er gefangen gehalten wurde, bemerkte, wie sich Ryer Ord Stars Puls bei seinem Eintreffen beschleunigte, da sie glaubte, er sei wieder da, weil er seine Suche erfolgreich abgeschlossen habe. Er blendete diesen Teil seines Bewusstseins aus und gab keine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage, da er ihre Kraft noch ein wenig länger brauchte.
Als er die große Kammer vor dem kleinen Raum erreichte, in dem sein Körper lag, hielt er inne. Langsam und sorgfältig tastete er den Raum mit seinen Druidensinnen ab und drang in die Maschinen mit ihren sich drehenden Silberscheiben ein. Still schätzte er sie ab, streifte durch die hohen Metallgehäuse, schickte seinen Verstand hierhin und dorthin, lauschte und entzifferte. Er hörte Stimmen sprechen, Worte, Ideen und Zitate, die wiederholt und von einem Platz zum anderen übermittelt wurden, von einer ersten Speichereinheit zur nächsten. Augenblicklich begriff er, dass er gefunden hatte, wonach er suchte, Außerdem erkannte er, wie sinnlos sein Unterfangen gewesen war.
Seine Enttäuschung grenzte an Verzweiflung. Es gab keine Bücher, jedenfalls keine aus Papier und Tinte. Die Bibliothek existierte zwar, doch handelte es sich um eine Bibliothek, wie sie zu ihrer Zeit vermutlich verbreitet gewesen war und jene einstigen Büchersammlungen des Altertums ersetzt hatte. Das gesamte Wissen der Bücher war auf Metallscheiben übertragen und in Maschinen gespeichert worden. Es gab keine Möglichkeit, diese Scheiben zu benutzen, wenn man nicht im Besitz der zugehörigen Technologie war. Um sie zu entschlüsseln, war es notwendig, die Speichereinheiten zu durchsuchen und sich die Aufzeichnungen anzuhören. Das würde einen enormen Zeitaufwand bedeuten - weitaus mehr, als der Druide sich leisten durfte.
Obwohl der Druide seine Schattengestalt angenommen hatte, war die Enttäuschung über sein Versagen bis in seinen Körper spürbar. Ein stechender Bauchschmerz durchfuhr ihn. Er hatte den ganzen weiten Weg zurückgelegt, Zeit aufgewendet, Kraft und Menschenleben eingesetzt, um nun erkennen zu müssen, wie vergeblich sein Tun gewesen war. Die Bibliothek war nutzlos. Die Bücher hatten die Form von Scheiben, aber genauso gut hätten es Zeichnungen im Sand an einem Strand am Meer sein können. Keines der Millionen Worte des Wissens, welche in dieser Festung bewahrt wurden, konnte geborgen werden, ehe Walker eine Möglichkeit entdeckte, Antrax außer Funktion zu setzen, ohne gleichzeitig die Energiequellen abzustellen, von denen sowohl Antrax als auch die Bibliothek abhängig waren. Das zu erreichen war jedoch unmöglich. Die Energiequellen, welche die beiden speisten, waren untrennbar miteinander verbunden. Auf seinen Erkundungszügen durch das unterirdische Labyrinth hatte Walker sie überprüft und herausgefunden, dass sie in einer Weise verbunden waren, die eine Trennung verhinderte. Antrax war das Herz der Festung und ihres Schatzes.
Abwesend lauschte er auf den beständigen Strom der Worte, während sie, um erhalten zu werden, von einer Einheit zur anderen übermittelt wurden; dieser Prozess diente allein dem Zweck, sie zu konservieren, damit sie noch nach beinahe dreitausend verstrichenen Jahren frisch und neu waren. Alles war vorhanden, alles aus der Alten Welt, das gesamte Wissen
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