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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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geschlafen, und obwohl Schlaf für ihren Körper nicht so sonderlich wichtig war, fühlte sie sich seelisch ausgelaugt. Das lag zum Teil an dem Jungen mit seinem unablässigen Geschwätz und seinen gescheiten Argumenten, wenn er versucht hatte, sie von seiner Sache zu überzeugen und sie zu überlisten. Mit ihm fertig zu werden hatte sie mehr Kraft gekostet, als sie zunächst wahrhaben wollte. Erbarmungslos beharrte er darauf, ihr Bruder Bek zu sein, und die Auseinandersetzung mit ihm hatte sie müde gemacht.
    Sie gähnte. Im Schlaf würden Körper und Geist zwar Ruhe finden, doch leider war für diese Nacht kein Schlaf vorgesehen. Stattdessen musste sie einen Weg ins Innere von Castledown suchen, die Bücher der Magie holen und unterdessen die Konfrontation mit dem Druiden meiden.
    Dieser Plan unterschied sich erheblich von ihrem vorherigen, dachte sie voller Ironie, als sie noch entschlossen gewesen war, Walker zu töten. Aber die Situation hatte sich geändert, wie das häufig der Fall war.
    Sie hob ihr Schwert wieder auf, hängte es über die Schulter und versuchte sich mit dem Gewicht abzufinden. Still stand sie eine Weile da, ihre graue Robe verhüllte locker ihre Gestalt, die Kapuze hatte sie abgesetzt, das blasse Gesicht war nach vorn gerichtet, während sie sich auf den vor ihr liegenden Weg konzentrierte. Sie schloss die Augen und durchsuchte das Labyrinth der Ruinen mit der Magie des Wunschliedes. Dort war der Druide unter der Erde verschwunden, dort waren die Mwellrets auf die Kriecher gestoßen. Irgendwo in der Nähe musste ein Eingang sein, und vermutlich nicht nur einer. Sie musste ihn nur finden. Der Rest wäre ein Kinderspiel.
    Sie brauchte nicht lange. Überall befanden sich Falltüren und verborgene Eingänge, große und kleine, hinter denen Rampen oder Treppen hinunter in die unterirdische Festung führten. Also setzte sie ihr Wunschlied ein und passte sich so der Form und Gestalt des Labyrinths an, den kalten Metallplatten und Befestigungen, den Drähten und Maschinen. Noch einmal schlug sie die Augen auf. Sie starrte in die Dunkelheit vor sich und marschierte schließlich hinein. Weder Kriecher noch Feuerstrahlen tauchten auf. Das hatte sie auch nicht anders erwartet. Wenn sie das Wunschlied auf diese Art und Weise einsetzte, passte sie sich äußerlich und gefühlsmäßig ihrer Umgebung an. Lediglich ihre Magie wäre zu entdecken, und das auch nur von jemandem, der eine spezielle Fähigkeit dazu besaß.
    Sie gab sich keine Mühe, ihr Eindringen großartig zu verbergen; je länger sie brauchte, desto größer war das Risiko einer Entdeckung. Eine Festung aus der Alten Welt war sicherlich durch Techniken gesichert, die sich ihrem Verständnis entzogen. Der eine oder andere Wächter würde sie irgendwann entdecken. Daher war es vermutlich am besten, ihnen gar keine Chance zu lassen.
    Somit platzierte sie sich an einer Wand neben einer der größeren versteckten Türen und zerstörte mit Hilfe ihrer Magie zwei kleinere Luken. Fast sofort glitt eine Tür auf, und Kriecher rollten heraus. Sie hielt ihre Tarnung aufrecht, ließ die Maschinen an sich vorbei, packte sich den letzten Kriecher, drang in seine Systeme ein und erkundete rasch, wie er aussah und wie er sich anfühlte, sowohl innerlich wie äußerlich. Dafür brauchte sie nur Sekunden, dann war sie durch die Tür und hatte das Innere der unterirdischen Burg betreten.
    Drinnen brannten flammenlose Lampen an den Wänden mehrerer Gänge, welche von einem Vorraum in alle Richtungen abgingen. In dem Raum selbst stand ein Dutzend Kriecher auf Gestellen. Einige Sekunden lang verharrte sie reglos, erprobte ihre neue Tarnung und überprüfte, ob sie eine Reaktion hervorrief. Was jedoch nicht geschah. Daraufhin wartete die Ilse-Hexe noch einige Sekunden ab, ehe sie losging.
    Ohne Zwischenfälle durchquerte sie die Gänge von Castledown, die lange Robe raschelte leise, doch hatte die Ilse-Hexe sich mit dem Aussehen eines Kriechers getarnt. An einem Ort, an dem seit mehr als fünfundzwanzig Jahrhunderten nur noch Maschinen lebten, hätte jedes Wesen aus Fleisch und Blut sofort Alarm ausgelöst. Gewiss gäbe es Geräte, die die Anwesenheit eines Menschen anhand des Gewichts, der Körperwärme oder sogar der Gestalt erkannten. Die Glasaugen, die aus kleinen Nischen in den Decken herabspähten, hatte die Ilse-Hexe bereits bemerkt, und ihr entgingen auch nicht die Sensorplatten im Boden. Die Maschinen benutzten zwar vermutlich noch weitere Methoden, doch

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