Shannara VIII
Tag, an dem ich nicht bei euch war. Und zwar in Gestalt der Mwellrets, die auf Befehl des Morgawrs vorgingen. Sie brachten deine Eltern um, brannten das Haus nieder und ließen es wie das Werk von Gnomenräubern aussehen. Da sie nicht bemerkt hatten, dass deine Schwester dich im Keller versteckt hatte, meinten sie, du seist bei dem Brand ebenfalls umgekommen. Nachdem sie Grianne, die für den Morgawr am wertvollsten war, gefangen hatten, waren sie in Eile und durchsuchten die Ruine nicht so gründlich wie ich, als ich später eintraf. Ich fand dich im Keller, wo du sorgsam versteckt warst und vor Hunger und Kälte und Angst schriest. Also holte ich dich aus der Asche und übergab dich Walker.«
Bek wandte den Blick von ihm ab und grübelte. »Warum hat er mir das alles nicht erzählt, ehe er mich mit Quentin zu dir geschickt hat?«
Sein Gegenüber lachte. »Warum erzählt er überhaupt nie irgendwem von uns irgendetwas? Er hat mir gesagt, ein Junge würde mit seinem Vetter kommen, ich sollte nach ihnen Ausschau halten und sie testen, ob man mit ihnen etwas anfangen könne und ob sie Mut besäßen.« Er schüttelte den Kopf. »Er überließ es mir herauszufinden, dass du es warst, der Junge, dem ich vor so vielen Jahren das Leben gerettet hatte. Er überließ es mir festzustellen, wie ich darauf reagieren würde. Verstehst du?«
Bek schüttelte den Kopf, weil er dessen nicht sicher war.
»Man hat dich gebeten, mich zu fragen, ob ich dich auf diese Reise begleiten wollte. Dir wurde also eine Botschaft für mich aufgetragen, die ich auf die eine oder andere Weise deuten konnte. Ich begriff, was er dir verschwiegen hatte und worum er mich bat. Es war offensichtlich genug. Er wollte mich als deinen Beschützer in der Not. Zudem sollte ich den Fortschritt deiner magischen Entwicklung überwachen. Er wusste, das Wunschlied würde hervortreten, und dann müsste dir jemand erklären, wer du wirklich bist. Dennoch wollte er die Dinge nicht unnötig beschleunigen und dich so lange wie möglich im Unklaren lassen, damit dich die Wucht dieser Erkenntnis nicht überwältigte. Allerdings wusste ich, je eher du deine Magie entdecken würdest, desto früher würdest du einen Weg finden, dich mit ihr anzufreunden. Der Druide und ich gehen solche Dinge von unterschiedlichen Seiten an, und ich möchte meinen, mit dem, was ich mit dir auf Mephitic tat, war er ganz und gar nicht glücklich.«
»Er war wütend.« Bek zögerte. »Aber ich bin glücklich, weil du mir diese Chance gegeben und mir gezeigt hast, wozu ich fähig bin, und mir die Gelegenheit ließest, mich zu beweisen.«
Der Gestaltwandler nickte, und seine Augen flackerten hell im Schatten. »In jener Ruine hast du uns gerettet. Du hast Mut und einen scharfen Verstand, und du bist auch kräftig, Junge - Werkzeuge, die du brauchst, wenn du die Magie des Wunschliedes beherrschen willst. Allerdings sind deine Fähigkeiten noch immer unerprobt. Bis du deiner Schwester ebenbürtig bist, brauchst du noch viel Zeit und musst noch eine Menge Erfahrungen sammeln.«
Bek betrachtete ihn in der darauf folgenden Stille. »Sag mir die Wahrheit. Du täuschst mich doch nicht, oder? Denn auf dieser Reise hat man mich schon mehr als einmal getäuscht.«
Truls Rohk grunzte. »Der Druide. Ich nicht.«
»Grianne ist wirklich meine Schwester, nicht wahr? Die Ilse-Hexe ist meine Schwester? Ich möchte, dass du es selbst sagst.«
Die hellen Augen glühten grimmig in der Kapuze, mehr war vom Gesicht des Gestaltwandlers nicht zu erkennen. »Sie ist deine Schwester. Welchen Grund hätte ich, dir eine Lüge einzureden? Meinst du, ich sei ein Werkzeug des Druiden, wie die Hexe es glaubt?«
Bek schüttelte den Kopf. »Ich musste diese Frage einfach stellen.«
Der Gestaltwandler grunzte erneut und war keineswegs besänftigt. »Solche Fragen solltest du in Zukunft nicht mehr stellen. Nicht mir.« Er kreuzte die Arme unter seinem Mantel. »Genug davon. Was ist mit den anderen passiert, mit denen du an Land gegangen bist? Ich hatte keine Gelegenheit, nach ihnen zu suchen. Während des Zusammenstoßes bei Mephitic habe ich mich an Bord des Luftschiffs der Hexe geschlichen, weil ich dachte, dort wäre ich von größerem Nutzen und könnte etwas herausfinden, das uns einen Vorteil verschafft. Aber sie hätte mich beinahe entdeckt, und daher war ich gezwungen, mich zu verstecken und auf eine Chance zur Flucht zu warten. Auf die Suche nach Walker hat sie sich allein gemacht, daher folgte ich ihr. So
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