Shannara VIII
führte sie mich zu der Lichtung und zu dir. Aber nicht zu Walker. Was ist aus ihm geworden?«
Rasch berichtete ihm Bek über die katastrophalen Ereignisse des vergangenen Tages, von dem Versuch, die Ruinen zu durchdringen, von den Fallen, die auf sie warteten, davon, wie die Gruppe dezimiert und zerstreut worden war. Mit Ryer Ord Star und der Elfenfährtenleserin Tamis war er auf die Lichtung geflohen, auf der die Ilse-Hexe sie gefunden hatte. Über das Schicksal von Quentin, Panax, Ahren Elessedil und Ard Patrinell wusste er nichts Genaues. Tamis hatte sich auf die Suche nach ihnen gemacht, doch war sie nicht zurückgekehrt. Walker war in dem schwarzen Turm verschwunden, der aus der Mitte der Ruinen ragte, und nicht wieder herausgekommen.
»Wir müssen nach ihnen suchen«, sagte Bek. »Vor allem, wenn die Ilse-Hexe und die Mwellrets sie ebenfalls finden wollen.«
Truls Rohk wiegte sanft auf den Hacken hin und her und seufzte. »Es wird uns schwer fallen, jemanden zu finden. Eine schlechte Nachricht jagt die andere. Deine Schwester hat die Mannschaft der Jerle Shannara mit ihrer Magie unbeweglich gemacht. Sie hat das Schiff geentert und sie alle gefangen genommen. Unter Deck hat sie unsere Besatzung eingesperrt, und nun verfügt sie über beide Schiffe. Die Schwarze Moclips liegt in der Bucht vor Anker, wo ihr an Land gegangen seid. Die Jerle Shannara befindet sich weiter flussabwärts, näher an den Eistoren. Von keinem der Schiffe haben wir Hilfe zu erwarten.«
Bek fühlte sich, als hätte er den Boden unter den Füßen verloren. Was auch immer man ihm genommen hatte, bislang glaubte er, sich stets auf die Jerle Shannara zurückziehen zu können. Nun hatte er diese auch noch verloren. Sie saßen auf Ice Henge in der Falle. Nicht einmal die Flugreiter konnten sie benachrichtigen.
Plötzlich dachte er an Rue Meridian, und der Schreck traf ihn wie ein Stich, tiefer, als er es erwartet hätte. Er holte tief Luft. »Ist den Fahrenden etwas zugestoßen?«, fragte er und versuchte, beiläufig zu klingen.
Der Gestaltwandler zuckte mit den Achseln. »Bei dem Überfall wurde niemand verletzt. Was seitdem passiert ist, weiß ich nicht, vermutlich jedoch nichts.«
»Schatten! Wir haben alles verloren, Truls. Du und ich sind vielleicht die Einzigen, die noch am Leben und in Freiheit sind.« Er bemerkte die Verzweiflung in seiner Stimme und gab sich Mühe, sie zu unterdrücken. »Wir müssen etwas tun. Zumindest müssen wir umkehren und uns Grianne stellen, sie irgendwie überzeugen, dass sie eine Ohmsford ist, sie zu der Erkenntnis bringen, dass -«
»Immer mit der Ruhe, Junge«, unterbrach ihn Truls Rohk. »Lass uns erst einmal tief Luft holen und die Sache genau überlegen. Wir können nicht einfach umkehren und uns der Ilse-Hexe stellen. Die Ereignisse sind noch zu frisch. Stattdessen müssen wir eine Möglichkeit finden, sie auf andere Weise zu erreichen. Auf eine Weise, die sie nicht so einfach wie deine Worte abtun kann.«
Er schaute bedeutungsvoll über Beks Schulter. Der Junge folgte seinem Blick und betrachtete plötzlich den Knauf des Schwertes von Shannara, das er noch immer auf dem Rücken trug. In all der Aufregung bei der Begegnung mit seiner Schwester hatte er es ganz vergessen.
Jetzt blickte er den Gestaltwandler wieder an. »Du meinst, ich sollte versuchen, es zu verwenden?«
»Ich meine, du solltest einen Weg finden, es zu verwenden.« Die Stimme seines Gefährten klang ironisch. »Ganz so leicht wird das nicht sein, glaube ich. Deine Schwester wird nicht einfach so dastehen und zulassen, dass man die Magie gegen sie einsetzt. Aber wenn du sie überraschen kannst, bleibt ihr vielleicht keine andere Wahl. Ob es ihr gefällt oder nicht, sie müsste die Wahrheit dann akzeptieren. Jedenfalls werden wir sie auf diese Art am ehesten überzeugen.«
Zweifelnd schüttelte Bek den Kopf. »Sie wird uns keine Gelegenheit geben. Niemals.«
Truls Rohk sagte nichts und wartete nur.
»Sie wird gegen uns kämpfen!« Bek ergriff den Knauf des Schwertes von Shannara, ließ jedoch sofort hilflos die Hand sinken. »Außerdem weiß ich nicht, ob ich die Magie gegen sie einsetzen kann.«
»Nicht gegen sie«, riet ihm der Gestaltwandler ruhig. »Für sie.«
Bek nickte langsam. »Für sie. Für uns beide.«
»Ich würde meine Chancen nicht so rasch abtun«, fuhr Truls Rohk fort. »Wir haben das Schiff und die Mannschaft verloren, aber von Panax und diesem Hochländer haben wir noch nichts gehört. Und ich würde den
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