Shannara VIII
hier.
Dann blickte er nach rechts und entdeckte zwei Kammern, die jener ähnelten, in der Walker gefangen gehalten wurde, nur waren sie viel größer. Die dunkle Glasfront war in die Wände eingelassen, die Türen waren mit dünnen Metallbeschlägen eingefasst. Er starrte darauf, und er war sich sicher, ohne zu wissen, wieso, dass einer dieser Räume die Elfensteine beherbergte. Das fühlte er mit der gleichen Gewissheit, die ihn auch hierher geführt hatte. Die Magie des Phönixsteins hatte ihm den Weg gewiesen und sagte ihm, was zu tun war.
Dennoch rührte er sich lange Zeit nicht. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte oder wie. Wieder kehrte seine Furcht zurück. An dieser Stelle weiterzugehen war zu viel verlangt; allein der Gedanke schreckte ihn ab. Er starrte auf die Türen, die Magie des Phönixsteins drängte ihn weiter, und er kämpfte gegen den inneren Schweinehund an. Nie zuvor hatte er solche Angst empfunden. Es war nicht die Furcht vor dem, was ihn erwarten mochte; es war die Furcht vor dem, was er sich nicht vorstellen konnte. Er fürchtete sich vor dem Ungesehenen, vor dem Unbekannten, das ihn wieder einmal in die Flucht schlagen würde. Das würde er nicht nochmals ertragen können, aber er wusste nicht, auf welche Weise er es verhindern sollte. Er wusste von der Möglichkeit, dass etwas hinter dem dunklen Glas lauerte, ein Raubtier, welches nur auf ihn wartete. Dieses Vorgefühl genügte schon, um ihn bewegungslos erstarren zu lassen. Entsetzt dachte er schon, er könne sich nie wieder rühren.
Sein Schamgefühl rettete ihn schließlich, die Erinnerung an die Flucht aus den Ruinen vor Tagen, die er sich wieder und wieder vor Augen gerufen hatte, während er sich zwischen Schutt und Trümmern versteckte und darüber nachdachte, wie es sein würde, nach dieser Tat nach Hause zurückzukehren. Seine einzige Chance, diesen Makel zu tilgen, bestand darin, die Elfensteine zu bergen. Durch den gnadenlosen Albtraum seines Versagens, seine Freunde zu retten, durch die kalte Einsicht, wie vergänglich ein Lebewesen sein konnte, hatte er verstanden, dass es schlimmer war, mit der Furcht zu leben, als sich ihr zu stellen und im Kampf den Tod zu finden.
Daran dachte er nun und befreite sich von seiner Panik. Ohne zu zaudern, ging er los und wusste, er musste jetzt handeln, oder er würde es nie tun.
Im nächsten Moment ertönte überall Alarm, ein schrilles metallisches Geräusch, das sogar das Dröhnen der Maschinen übertönte.
Vor ihm öffnete sich eine der Türen, und ein riesiger Kriecher mit krummen Beinen und scharfen Zangen huschte heraus, eine Kriegsmaschine, die auf Kampf erpicht war. Das Metallwesen bemerkte ihn nicht, sondern nahm eine Position zwischen der Tür und dem Gang ein, durch den Ahren die Halle betreten hatte. Ein zweiter Kriecher folgte, dann ein dritter, und sie bildeten einen Kreis. Hinter ihnen wurde der Eingang versperrt.
Ahren ging weiter auf die geschlossene Tür zu und schritt mitten zwischen die Kriecher. Er hielt zum Schutz sein langes Messer vor sich, obwohl es ihm natürlich gar nichts nützen würde, falls sie ihn entdeckten. Aber die nachlassende Magie des Phönixsteins hüllte ihn noch immer ein, wenn auch nur in dünnen Schleiern. Ahren stellte sich vor, der Alarm würde sie verwehen wie Wind den Rauch eines Feuers. Er ging zwischen den Kriechern hindurch auf die Tür zu und fühlte sich gleichzeitig wagemutig und wie gelähmt. Solchen Mut hatte er nicht von sich erwartet. Er hatte das Gefühl, sich von einem Punkt außerhalb seines Körpers zu beobachten, während er sich voranwagte. Seine Gedanken waren auf einige klare Handlungsanweisungen reduziert - zu den Elfensteinen gelangen, sie ergreifen, die Magie anwenden.
Er erreichte die Tür, während Alarmsirenen schrill heulten, und war überrascht, als sie auf seine Berührung hin nachgab. Die Kriecher schienen ihn nicht zu bemerken. Ahren betrat den Raum, eine dunkle Kammer mit Tafeln voller blinkender Lichter, die mit Drähten und geschmeidigen Metallseilen verbunden waren, welche eigentümliche Schatten warfen. In diesem Raum war es so düster, dass Ahren keinen der Teile des Apparates richtig erkennen konnte, die überall verstreut waren. Er hatte keine Ahnung, wozu dieser Raum diente. Langsam tastete er sich voran, achtete darauf, nichts zu berühren, und schlich in die Mitte, während sich seine Augen langsam an die abrupten, kurzen Lichtblitze gewöhnten.
Da erst bemerkte er eine Bewegung seitlich von ihm.
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