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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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lächelte.
     
    Während Bek und Truls Rohk zuschauten, erreichte der Schatten Walker. Grünes Licht umspielte die dunklen Gestalten der Druiden und durchdrang sie wie Rasiermesser, zerschnitt sie wie smaragdgrüne Klingen. Ein Zischen war zu hören, leise und wie aus weiter Ferne, das Wispern des letzten Atemzugs eines sterbenden Mannes.
     Der Schatten beugte sich zu Walker vor, stark und zielstrebig. Walker hob die Hand, vielleicht, um den Neuankömmling abzuwehren, vielleicht, um ihn zu begrüßen - das war kaum zu erkennen. Es bedeutete keinen Unterschied. Der Schatten nahm ihn in die Arme und wiegte ihn wie ein Kind.
     Dann zogen sie sich langsam über den See zurück, glitten durch die Luft, und ihre dunklen Schemen wurden von Lichttupfen beleuchtet, die sich wie Glühwürmchen um sie herum versammelt hatten. Nach und nach wurden beide in dieses Licht eingehüllt, das sich vollständig um sie schloss, und gemächlich verschwanden sie in der hell leuchtenden Mitte, bis am Ende nur mehr ein leichtes Kräuseln auf der Oberfläche des dunklen Wassers blieb. Sekunden später war auch dies vergangen, und die Höhle war wieder still und leer.
     Plötzlich bemerkte Bek, dass er weinte. Wie viel von dem, was Walker in seinem Leben hatte vollbringen wollen, hatte der Druide tatsächlich erreichen dürfen? Nichts jedenfalls von den Zielen, die ihn hierhergeführt hatten. Mit ihm war der Letzte des Ordens gestorben, ein Ausgestoßener und vielleicht sogar ein Versager. Der Gedanke erfüllte den Jungen mit einer Traurigkeit, die er nicht erwartet hätte.
     »Es ist vollbracht«, sagte er leise.
     Truls Rohks Antwort überraschte ihn. »Nein, Junge, es hat gerade erst angefangen. Wart es nur ab.«
     Bek sah ihn an, doch der Gestaltwandler wollte mehr nicht preisgeben. Einige Sekunden lang standen sie noch da und konnten sich nicht rühren. Es war, als würden sie darauf warten, dass etwas passierte. Irgendetwas musste passieren. Doch nichts geschah, und schließlich wandten sie sich ab und machten sich auf den Weg durch die Gänge von Castledown, hinauf zu der Welt oben.

Kapitel 36
    Rue Meridian flog die Schwarze Moclips durch die letzten Stunden der Nacht und in das erste Licht des Morgens hinein, ehe sie mit der Suche nach den Ruinen von Castledown begann. Sie hätte schon eher damit angefangen, hatte sich jedoch davor gescheut, die schwierige Suche zu beginnen, bevor es ausreichend hell geworden war und sie gute Sicht hatte. Luftschiffe waren komplizierte Apparate, und eines allein zu fliegen, selbst wenn man die Steuerung in der Pilotenkanzel benutzte, war eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen durfte. Allein das Schiff in der Luft zu halten erforderte ihre gesamte Konzentration. Um in der Dunkelheit unten etwas ausmachen zu können, hätte sie sich an der Reling platzieren müssen, außerhalb der Kanzel und fern des Steuers. Auf diese Weise wäre sie nicht weit gekommen.
     Zwar hatte sie immerhin Hunter Predd als Hilfe, doch der Flugreiter war kein Seemann und kannte sich so gut wie überhaupt nicht mit der Funktionsweise von Luftschiffen aus. Zwar konnte er kleinere Aufgaben erledigen, wäre jedoch in dem Moment überfordert, in dem etwas schief ging. Außerdem musste er selbst mit Obsidian herumfliegen, wenn sie wirklich eine Chance haben wollten, die vermissten Mitglieder der Gemeinschaft zu finden. Die Augen des Rocks waren besser als ihre eigenen, und er war darauf abgerichtet, das zu suchen, was verloren gegangen war und gefunden werden sollte. Im Augenblick flog der riesige Vogel neben dem Luftschiff her und hielt sich von den Segeln fern, während er auf die Rückkehr seines Reiters wartete.
     »Ob es nicht doch eine Chance gibt, den Kommandanten der Föderation oder jemanden seiner Mannschaft zu überzeugen, sich auf unsere Seite zu schlagen?«, fragte Hunter Predd und hatte offensichtlich selbst seine Zweifel daran.
     Sie schüttelte den Kopf. »Er sagt, er würde nichts tun, das seinen Befehlen widerspricht, und das schließt mit ein, uns Hilfe zu leisten.« Sie strich eine verirrte Srähne ihres langen roten Haares zurück. »Eins musst du verstehen. Aden Kett ist durch und durch ein Soldat, der darauf gedrillt ist, Befehle zu befolgen und sich in die Kommandohierarchie einzufügen. Er ist kein schlechter Mann, nur einer, der sich auf die falsche Seite geschlagen hat.«
     Seitdem Rue die Mannschaft der Föderation unten im Lagerraum eingesperrt hatte, hatten sie nichts mehr von ihr gehört.

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