Shannara VIII
gehalten wurden, der Träger des Druiden sein sollte. Er erinnerte sich an sein erstes Treffen mit Walker, im Hochland von Leah. Damals hatte er so kräftig gewirkt, so unbeugsam, als könnte ihm nichts etwas anhaben. Jetzt befand sich sein Körper in einem entsetzlichen, hoffnungslosen Zustand, und Blut und Leben strömten in diesem fernen Land aus ihm heraus.
Die Tränen stiegen Bek in die Augen, während er dies dachte, denn nun begriff er, dass der Tod des Druiden unmittelbar bevorstand. Er wusste nicht, was er tun sollte. Gern hätte er Walker geholfen und seinen Leib wiederhergestellt, ihn wieder zu dem Mann gemacht, der er bei ihrer ersten Begegnung vor Monaten gewesen war. Am liebsten hätte er dem Druiden wenigstens für das gedankt, was er für ihn getan hatte. Stattdessen hielt er lediglich die Hand seiner Schwester und wartete die weiteren Ereignisse ab.
»Bis hierhin geht die Reise für mich«, sagte Walker leise, hustete Blut und zuckte bei dem Schmerz zusammen, den die Bewegung verursachte.
Truls Rohk wischte das Blut mit dem Ärmel weg. »Du kannst mir nicht so einfach sterben, Druide. Das erlaube ich nicht. Wir haben noch viel vor, du und ich.«
»Wir haben all das gemeinsam erledigt, was uns gewährt war, Gestaltwandler«, entgegnete Walker. Er lächelte überraschend warm. »Nun trennen sich unsere Wege. Du musst dir eigene Abenteuer suchen und dich selbst in Schwierigkeiten bringen.«
Sein Gegenüber grunzte. »Vermutlich werde ich das niemals so gut hinbekommen wie du. Hinterhältige Spielchen zu treiben war immer deine Spezialität, nicht meine.«
Bek kniete neben ihnen und zog Grianne mit sich nach unten. Widerstandslos ließ sie sich dort hinsetzen, wo er wollte, und gab durch nichts zu verstehen, dass sie seine Gegenwart wahrnahm. Truls Rohk wich von ihr zurück.
»Dieses Leben habe ich hinter mir«, sagte Walker. »Ich habe getan, was ich konnte, und damit muss ich jetzt zufrieden sein. Kümmere dich nur darum, dass Kylen Elessedil bei eurer Rückkehr das Versprechen seines Vaters einhält. Sein Bruder wird dir beistehen; Ahren ist viel stärker, als du denkst. Er hat jetzt die Elfensteine, doch die sind eigentlich nicht so wichtig. Er hingegen schon. Vergiss das nicht. Und vergiss auch nicht, weswegen wir ursprünglich zu dieser Reise aufgebrochen sind. Was wir hier gefunden und geborgen haben, gehört uns.«
Truls spuckte aus. »Druide, was du redest, ergibt keinen Sinn. Wovon sprichst du? Wir haben trotz aller Mühen nichts vorzuweisen! Wir haben nichts entdeckt! Die Elfensteine? Die gehörten uns von Anfang an nicht! Und die Magie, die wir suchten? Wo sind die Bücher, in denen sie enthalten ist?«
Walker machte eine abwehrende Geste. »Die Magie in den Büchern, die Magie, von der ich Allardon Elessedil und seinem Sohn erzählt habe, war nie der Grund für diese Reise.«
»Und was sonst?«, wollte Truls Rohk wissen. »Sollen wir die ganze Nacht Rätselraten spielen, Druide? Was machen wir hier? Sag schon! War alles vergeblich? Gib uns wenigstens ein bisschen Hoffnung! Solange du noch kannst! Denn viel Zeit bleibt dir nicht mehr! Sieh dich an! Du bist -«
Er brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden, und verkniff sich verbittert, was er hatte sagen wollen.
»So gut wie tot?« Walker sprach es an seiner Stelle aus. »Sicherlich hast du damit Recht, Truls. Der Tod befreit mich von allen Versprechen und von aller Verantwortung, die mich seit Ewigkeiten plagen. Nun, trotzdem ist es nur ein Wort.«
»Dann sag es schon. Ich will mich nicht mehr mit dir unterhalten.«
Walker hob die gesunde Hand und packte den Mantel des Gestaltenwandlers. Zu Beks Überraschung wich Truls Rohk nicht zurück.
»Hör mir zu. Ehe wir in dieses Land gekommen sind, ehe ich entschied, diese Reise zu unternehmen, suchte ich das Tal von Shale auf und das Hadeshorn, wo ich den Schatten von Allanon rief. Ich habe mit ihm gesprochen und ihn gefragt, was ich erwarten dürfte, wenn ich mich entschiede, der Karte des Schiffbrüchigen zu folgen. Er sagte, von allen Zielen, nach denen ich strebe, könnte ich nur eines verwirklichen. Lange Zeit dachte ich, er meinte die Bergung der magischen Bücher der Alten Welt. Ich glaubte, darin bestehe meine Aufgabe und der Zweck dieser Reise. Das war jedoch ein Irrtum.«
Er packte den Mantel des Gestaltwandlers fester. »Ich habe den Fehler begangen zu denken, ich könnte die Zukunft nach meinem Gutdünken gestalten. Das war ein weiterer
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