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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zweimal hatte sie den Flugreiter nach unten geschickt, um nach den Männern zu schauen, und beide Male hatte er nur gedämpfte Gespräche gehört. Offensichtlich hatte sich die Mannschaft entschieden, erst einmal abzuwarten. Damit war Rue mehr als zufrieden.
     Dennoch hätte sie zu gern Hilfe gehabt. Sobald es ausreichend Licht gab, plante sie, Hunter mit Obsidian auf die Suche nach Walker, Bek und den anderen zu schicken. Wenn er sich frei mit dem Rock bewegte, hatte er größere Chancen, etwas zu entdecken, als sie von der Kanzel aus. Falls er Erfolg hätte, würde sie die Schwarze Moclips nach unten bringen und die Gefundenen an Bord holen. Das Risiko für das Luftschiff war minimal. Im Tageslicht und im sicheren Himmel konnte sie meilenweit nach allen Seiten sehen. Nichts würde sich ihr unbemerkt nähern und sie bedrohen können, insbesondere jetzt, nachdem sie die Kontrolle über das Schiff der Ilse-Hexe hatte.
     Natürlich durfte sie die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass die Hexe andere Waffen zur Verfügung hatte, die sogar ein fliegendes Luftschiff in Bedrängnis bringen konnten. Die Hexe befand sich irgendwo dort unten in den Ruinen auf der Jagd nach Walker, und bei ihrer Suche würden sie möglicherweise aufeinander stoßen. Rue Meridian musste einfach darauf hoffen, dass Obsidian die Hexe früh genug bemerkte, ehe sie zu nahe kam und ihnen Schaden zufügen konnte. Und dann hoffte sie außerdem, Bek oder Walker oder die anderen Überlebenden vor der Ilse-Hexe zu entdecken.
     Sie gähnte und bewegte die Finger, die in Handschuhen steckten und die Steuerhebel umklammerten. Seit vierundzwanzig Stunden war sie wach, und die Anstrengung machte ihr mittlerweile reichlich zu schaffen. Ihre Wunden, wenn auch gepolstert und vom Leder gut geschützt, pochten schmerzhaft, und die Augen fielen ihr schon fast zu. Da es jedoch niemanden gab, der sie am Steuer ablösen konnte, blieb ihr keine andere Wahl, als die Entbehrungen einfach hinzunehmen. Möglicherweise hatte sie Glück und fand gleich bei Sonnenaufgang Bek. Bek konnte die Schwarze Moclips fliegen. Der Große Rote hatte ihm guten Unterricht erteilt. Wenn Bek das Steuer übernahm, konnte sie sich eine Mütze voll Schlaf genehmigen.
     Sofort schweiften ihre Gedanken zu dem Jungen ab. Nein, er war kein Junge mehr, korrigierte sie sich rasch. Bek war kein Junge - jedenfalls nicht in der Hinsicht, auf die es ankam. Zwar war er noch jung an Jahren, doch besaß er trotzdem schon eine Menge Lebenserfahrung. Auf jeden Fall war er reifer als diese Föderationsnarren, die sie auf der Prekkendorranischen Anhöhe hatte erdulden müssen. Er war klug und witzig, und er strahlte solch eine Zuversicht aus. Sie erinnerte sich an ihre Gespräche auf dem Flug von den Vier Ländern hierher und dachte an die Scherze und das Lachen, an die Geschichten und die Geheimnisse, die sie geteilt hatten. Das hatte Hawk und ihren Bruder gleichermaßen überrascht. Sie verstanden nicht, was sie an ihm anziehend fand. Aber ihre Freundschaft mit Bek unterschied sich von denen, die sie gewöhnt war; sie beruhte darauf, wie ähnlich sich ihre Persönlichkeiten waren. Bek war ihr bester Freund. Sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte. Ihm konnte sie alles erzählen.
     Sie schüttelte den Kopf und lächelte. In Beks Gegenwart fühlte sie sich frei, und das war nicht bei vielen Männern der Fall. Er führte sie nicht in Versuchung, eine andere zu spielen, als sie wirklich war. Auch erwartete er nichts von ihr. Außerdem wollte er sich nicht ständig mit ihr messen oder sie beeindrucken. Er hatte einen gewissen Respekt vor ihr, aber daran war sie gewöhnt. Das Wichtigste jedoch war, dass er dem keinen Einfluss auf ihre Freundschaft einräumte.
     Wo er wohl steckte? Ob ihm etwas zugestoßen war? Irgendwie war er den Mwellrets und der Ilse-Hexe in die Hände gefallen, an Bord der Schwarzen Moclips gebracht und eingesperrt worden. Dort hatte ihn jemand befreit. Wer? Hatte er tatsächlich die Stimme verloren, wie Aden Kett behauptete, oder hatte er es nur vorgetäuscht? Sie fühlte sich deprimiert, weil sie so überhaupt nichts wusste. Dabei stellten sich so viele Fragen, und sie würde erst Antworten darauf erhalten, wenn sie Bek gefunden hatte. Aber Bek war einfallsreich und würde Gefahren bestehen, die andere Menschen überwältigten. Er würde durchhalten, bis sie ihn fand.
     Hawk hätte sie ausgelacht, wenn er da gewesen wäre. Er ist doch noch ein Junge, hätte er gesagt und nicht

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