Shannara VIII
näheren Umgebung nur wenige fand. Die Grube war groß, und sie zu füllen bedeutete viel Arbeit, aber er gab nicht auf, auch nicht, als seine Knochen schon unerträglich schmerzten.
Nachdem er diese Aufgabe erledigt hatte, kniete er sich neben dem einfachen Grabhügel hin und verabschiedete sich von den beiden, wobei er zu ihnen sprach, als wären sie lebendig. Er wünschte ihnen Frieden, hoffte, sie würden zusammen sein, wo immer sie auch waren, und erzählte ihnen, wie sehr sie von allen vermisst werden würden. Zwei Elfen, eine Fährtenleserin und ein Hauptmann der Leibgarde, im wahrsten Sinne des Wortes vom Unglück verfolgt - vielleicht würden sie nun glücklich vereint sein. Er versuchte, sich den alten Patrinell vorzustellen, so wie er vor der Umwandlung gewesen war, den Krieger mit unübertroffenen Fertigkeiten im Kampfe, den Mann von Mut und Ehre. Quentin wusste nicht, was sich jenseits der Grenze des Todes befand, aber er hoffte, dass die zwei es dort besser haben würden als in diesem Leben und dass sie einen Ausgleich für verpasste Chancen und verlorene Träume erhielten.
Er weinte nicht, denn geweint hatte er schon genug. Und er war ausgelaugt und ohne Hoffnung, in sich spürte er eine Leere, die ihn zu übermannen drohte.
Beim Anbruch der Dämmerung beendete er seine Andacht und stand auf. Er ging zu der Stelle, an der er das Schwert von Leah nach dem Kampf fallen gelassen hatte. Die glänzende dunkle Oberfläche wies außer Blut und Schmutz keinerlei Spuren des Kampfes auf. Er wischte die Klinge sorgfältig sauber und betrachtete sie sinnend, während er dies tat. Das Schwert hatte ihn im Stich gelassen, schien es ihm. Trotz seiner vielen magischen Eigenschaften und trotz all dessen, was es in seiner langen und sagenumwobenen Vergangenheit vollbracht haben sollte, in diesem fremden Land war es wenig von Nutzen gewesen. Es hatte Tamis oder Ard Patrinell nicht retten können, es hatte ihn nicht einmal in die Lage versetzt, Bek zu beschützen, was er geschworen hatte, unter allen Umständen zu tun. Dass er selbst nur deshalb noch lebte, weil es sich in seinem Besitz befand, tröstete ihn nur wenig. Sein eigenes Leben hätte er gern für das der anderen geopfert. Denn er hatte sein Leben nicht verdient. Innerlich fühlte er sich tot, und er wusste nicht, ob er jemals wieder etwas anderes fühlen könnte.
Nachdem er das Schwert in die Scheide gesteckt hatte, hängte er es sich über den Rücken. Die Sonne stieg gerade über den Horizont, und er musste eine Entscheidung fällen, was er als Nächstes tun würde. Bek zu finden war das Wichtigste, dazu war es jedoch notwendig, den Schutz des Waldes zu verlassen und in die Ruinen von Castledown zurückzukehren. Damit riskierte er eine weitere Auseinandersetzung mit Kriechern und Wronks, und er hatte keine Ahnung, ob er die überstehen würde. Dagegen wusste er eines sicher: Er wollte fort von diesem Ort des Todes und der Enttäuschung.
Also ging er einfach los, schaute zu, wie die Schatten nach und nach wichen, während das Licht durch den Baldachin der Bäume auf den Waldboden vordrang. Er verließ die Hügel um Castledown herum und stieg herunter in die weite Ebene, die er bei seiner Flucht vor dem Ard-Patrinell-Wronk verlassen hatte. Beim Gehen fühlte er sich nach und nach ein bisschen besser. Die Leere in seinem Herzen blieb, doch ließen die Ziel- und Orientierungslosigkeit nach, und er begann, über seine Chancen nachzudenken. Solange er faul herumstand, erreichte er nichts. Er musste Bek finden, koste es, was es wolle. Erst durch sein eigenes Beharren darauf, diese Reise zu unternehmen, hatte er seinen Vetter überzeugt mitzukommen. Mochte er auch sonst nichts anderes bewerkstelligen, zumindest wollte er Bek gesund wieder zu Hause abliefern.
Dass Bek lebte, daran zweifelte er nicht, obwohl er wusste, wie viele aus der Gemeinschaft bereits umgekommen waren. Er glaubte daran, weil Tamis seinen Vetter noch lebend gesehen hatte, ehe sie auf Quentin getroffen war, und weil die Instinkte dem Herzen manchmal Einsichten gewährten, mit denen die Augen nicht dienen können. Allerdings steckte Bek möglicherweise in Schwierigkeiten und brauchte Hilfe, und Quentin wollte ihn auf keinen Fall erneut im Stich lassen.
Irgendwie begriff er, dass er etwas brauchte, an dem er sich fest halten konnte, um sich selbst zu retten. Im Falle seines Scheiterns würde ihn seine Verzweiflung überwältigen, die Leere in ihm würde ihn vollends übermannen,
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