Shannara VIII
und am Ende würde er gar nichts mehr unternehmen können. Wenn er aufgab, war er verloren. Solange er sich regte und ein Ziel verfolgte, stürzte er nicht in den Abgrund. Er hatte zwar keine Ahnung, wie realistisch die Hoffnung war, Bek zu finden, so ganz allein und ohne die Hilfe einer geeigneten Magie, doch kam es weniger darauf an, wie groß die Chancen tatsächlich waren, falls er sich nur davor retten konnte, den Verstand zu verlieren.
Nicht mehr weit von den Ruinen entfernt entdeckte er am Horizont ein Luftschiff. Überrascht blieb er zunächst einen Augenblick stehen und starrte es ungläubig an. Zwar konnte er es aufgrund der Distanz nicht identifizieren, dennoch entschied er, es müsse sich um die Jerle Shannara handeln, die nach den Vermissten forschte. Sofort schöpfte er neue Hoffnung und ging entschlossenen Schrittes weiter.
Aber Sekunden später verschwand das Luftschiff im Dunst einer massiven Wolkenbank, die von Osten heranzog, und war nicht mehr zu sehen.
Während er auf einer Lichtung den Himmel nach der Jerle Shannara absuchte, rief jemand: »Hochländer! Warte!«
Verblüfft drehte er sich um und wollte die Richtung feststellen, aus der der unbekannte Sprecher ihn gerufen hatte. Sein Blick schweifte über die Hügel, als plötzlich Panax aus dem Wald hinter ihm trat.
»Wo hast du gesteckt, Quentin Leah?«, erkundigte sich der Zwerg, atemlos und rot vor Anstrengung. »Wir haben den ganzen Tag und die ganze Nacht nach dir gesucht! Reiner Zufall, dass ich dich jetzt entdeckt habe!«
Nachdem er Quentin erreicht hatte, schüttelte er ihm freudig die Hand. »Schön, dich zu sehen, Hochländer. Du siehst völlig erledigt aus, wenn du mir diese Bemerkung gestattest. Alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es gut«, antwortete Quentin, obwohl es kaum der Wahrheit entsprach. »Wer hat sonst noch nach mir gesucht, Panax?«
»Kian. Außerdem Obat und eine Schar seiner Rindge. Der Wronk hat ihnen übel mitgespielt. Dem Dorf, den Bewohnern, einfach allen. Diejenigen des Stammes, die er nicht gleich umgebracht hat, sind in alle Himmelsrichtungen verstreut. Obat hat die Überlebenden in den Bergen versammelt. Bis vor kurzem planten sie ihre Rückkehr ins Dorf, um es wieder aufzubauen, inzwischen jedoch nicht mehr. Sie wollen nicht zurück. Die Situation hat sich verändert.«
Plötzlich hielt er inne, betrachtete Quentins Gesicht genau und entdeckte etwas darin, das er zuvor übersehen hatte. »Wo ist Tamis?«, fragte er.
Quentin schüttelte den Kopf. »Tot. Ard Patrinell ebenfalls. Sie haben sich gegenseitig umgebracht.« Seine Hände zitterten. Er konnte es nicht unterdrücken. Verwirrt starrte er zu Boden. »Tamis und ich hatten eine Falle aufgestellt. Im Wald versteckten wir uns bei einer Grube und lockten den Wronk zu uns, weil wir hofften, er würde in die Falle gehen. Dazu tarnten wir die Grube, und die Sache funktionierte auch tatsächlich, bloß kletterte der Wronk dann wieder heraus, und Tamis…«
An dieser Stelle brach er ab und konnte nicht weitersprechen, denn erneut traten ihm die Tränen in die Augen, wie einem Kind, das einen schrecklichen Albtraum zum zweiten Mal durchlebt.
Panax ergriff Quentins Hände und hielt sie, bis das Zittern aufhörte. »Du siehst aus, als wärest du selbst nur um Haaresbreite entkommen«, sagte er ruhig. »Ich schätze mal, du hast so ziemlich alles versucht, um die beiden zu retten. Du darfst nicht zu viel von dir verlangen, Hochländer. Manchmal bietet uns sogar Magie nicht die Antwort, die wir suchen. Vielleicht hat der Druide das inzwischen auch herausgefunden, wo immer er stecken mag. Gelegentlich müssen wir unsere Grenzen akzeptieren. Manche Dinge können wir nicht verhindern. Dazu gehört unter anderem der Tod.«
Er ließ Quentins Hände los und packte ihn an den Schultern. »Mir tut es Leid um Tamis und Ard Patrinell, wirklich. Bestimmt haben sie mit aller Kraft um ihr Leben gekämpft, Hochländer. Und du ebenso. Ich denke, du schuldest es ihnen und auch dir selbst, dass das alles nicht umsonst war.«
Quentin blickte dem Zwerg in die braunen Augen, und währenddessen fasste er sich wieder und fand zu seiner alten Entschlossenheit zurück. Er erinnerte sich an Tamis’ Gesichtsausdruck, kurz bevor sie gestorben war, an den Grimm, mit dem sie ihrem Tod entgegengetreten war. Wenn er jetzt seiner Trauer erlag, würde er das verraten, wofür sie gekämpft hatte. Er holte tief Luft. »Also gut.«
Panax nickte und trat
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