Shannara VIII
Licht der Elfensteine kann auch sie sich nicht entziehen. Und auch nicht der Verbindung zu der Seherin. Diese hat die Ilse-Hexe ursprünglich hergestellt, um den Druiden und das Luftschiff zu verfolgen; jetzt benutze ich sie stattdessen, um die Hexe aufzuspüren. Auf die eine oder die andere Art werde ich sie finden. Wenn du mir hilfst, lasse ich dich frei, nachdem ich mit ihr fertig bin.«
Nicht eine Sekunde lang schenkte Ahren ihm Glauben, dennoch entgegnete er nichts.
Die stechenden Augen durchbohrten ihn regelrecht. »Du solltest mein großzügiges Angebot lieber nicht ausschlagen.«
Ahren nickte. So sehr ihn auch das Verschwinden der Elfensteine verwirrte, ihm war klar, was er zu sagen hatte. »Ich werde tun, was ich kann.«
Der Morgawr zog seinen Finger zurück. »Gut. Die Ilse-Hexe ist unter die Erde gegangen, wo sie nach dem Druiden sucht. Die Seherin behauptet, ihr hättet ihn im Sterben liegend zurückgelassen. Das, was diese unterirdische Festung bewacht hat, stirbt ebenfalls, daher brauchen wir uns vor nichts zu fürchten. Du wirst uns hinunterführen.«
Ein kalter Schauer lief Ahren über den Rücken. Auf keinen Fall wollte er nach Castledown zurückkehren, und schon gar nicht, um dem Morgawr zu helfen. Aber wenn er sich weigerte, würde man ihn zwingen, und vor allem würde man ihn aufmerksamer bewachen. Falls man ihn nicht schlicht umbrachte. Es war besser, zunächst einmal zu tun, was man von ihm verlangte, und den Wünschen des Morgawrs nachzukommen. Antrax’ Sterben hatte bereits begonnen, als Ryer und er durch die Gänge hinaufgegangen waren, und inzwischen würde er, ebenso wie Walker, tot sein. Was schadete es also, nochmals in die Katakomben hinabzusteigen?
Trotzdem behagte ihm die Vorstellung nicht. Er sah hinüber zu Ryer Ord Star, die allerdings wieder auf den Boden starrte, und ihr Gesicht verschwand im Schatten ihres langen Haares. Vermutlich hatte sie längst zugestimmt. Als sie sich mit dem Morgawr und den Mwellrets verbündet hatte, musste sie im selben Moment versprochen haben, die Ilse-Hexe zu suchen. Sie hatte immerhin gute Gründe, die Hexe zu hassen, jedoch keinen Anlass, Ahren oder der restlichen Besatzung der Jerle Shannara Leid zuzufügen. Begriff sie denn nicht, dass der Morgawr und Cree Bega keinen Deut vertrauenswürdiger waren als die Hexe selbst? Zu glauben, sie mache mit diesen finsteren Gesellen gemeinsame Sache, fiel ihm schwer.
»Schneid ihn los«, befahl der Morgawr Cree Bega, und seine seidenweiche Stimme klang irgendwie tröstend und beruhigend.
Der Mwellret schnitt die Seile durch, mit denen Ahrens Handgelenke aneinandergefesselt waren, und der Elfenprinz rieb sich die Haut, damit das angestaute Blut wieder zu zirkulieren begann. Er strich seine Kleidung glatt und suchte dabei unauffällig ein letztes Mal nach den Elfensteinen. Vielleicht waren sie ja nur irgendwie verrutscht. Rasch fuhr er nochmals mit den Händen an seinen Seiten hinunter. Nichts. Die Elfensteine waren und blieben verschwunden.
Der Morgawr brach auf, winkte Ahren mit sich, schickte Cree Bega mit einer Geste zu Ryer und rief den anderen Mwellrets Anweisungen zu. Ahren folgte ohne Zaudern, rieb sich weiter die Handgelenke und stellte Überlegungen an, wie ihm vielleicht die Flucht gelingen könnte. Er würde eine Möglichkeit finden, redete er sich ein. Bei dieser Geschichte würde er nur so lange mitspielen, wie es unbedingt notwendig war. Bei nächster Gelegenheit würde er dem Morgawr und seinen Rets entfliehen und die Suche nach seinen verschollenen Freunden wieder aufnehmen.
Wehmütig schaute er zu Ryer Ord Star hinüber, die gebeugt vor sich hin ging und ihn immer noch nicht ansah. Er wollte zu ihr, aber sofort stellte sich ihm der Morgawr in den Weg.
»Glaub nicht, ich würde nicht mehr auf dich aufpassen, nur weil ich dir die Fesseln abgenommen habe«, sagte er leise. »Wenn du einen Fluchtversuch wagst oder wenn du nicht tust, was ich sage, hetze ich den Caull auf dich.«
Er deutete auf das wölfische Tier, das der Truppe vorauslief und die Mwellrets mit den Ketten wie leblose Spielzeuge hinter sich herzerrte.
»Keine Geheimnisse, keine faulen Tricks, keine Dummheiten, Elfenprinz«, warnte ihn der Morgawr in diesem sanften, stillen Ton. »Verstanden?«
Ahren nickte und konnte den Blick nicht von dem Caull abwenden.
Der Morgawr berührte Ahrens Wange mit dieser eigentümlichen, liebkosenden Geste. »Du hast nicht richtig begriffen. Noch nicht. Das
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