Shannara VIII
plötzlich, ob sie sich in Trance befand und vielleicht versuchte, mit Walker in Kontakt zu treten. Aber der Druide musste inzwischen tot sein. Schon in der Extraktionskammer hatte er im Sterben gelegen, denn er hatte Unmengen an Blut verloren. Walker hatte sich geopfert, um Antrax zu zerstören. Sogar Ryer musste begriffen haben, dass sie ihn nicht mehr erreichen konnte.
Was also tat sie?
Warum war sie nicht gefesselt wie er?
Er wartete auf Antwort, auf eine Reaktion ihrerseits auf seine stillen Rufe, auf irgendein Zeichen, an dem er ihren Zustand ablesen könnte - ohne Erfolg.
Plötzlich erinnerte er sich an die Elfensteine. Erstaunlicherweise hatte er sie zunächst ganz vergessen, ausgerechnet die einzige Waffe, die ihm zur Verfügung stand. Vielleicht zur Verfügung stand. Bei ihrer Flucht aus den Ruinen hatte er sie sich in sein Gewand gesteckt, in eine Tasche an der Hüfte. Waren sie noch da? Mit den gefesselten Händen würde er sie nicht herausziehen, doch zumindest konnte er von außen feststellen, ob er sie noch bei sich hatte. Die Mwellrets hatten ihn gewiss nach Waffen durchsucht, jedoch nicht nach solchen Steinen. Vermutlich hatten sie keine Ahnung von ihrer Existenz.
Rasch warf er einen Blick in die Runde, aber niemand beachtete ihn. Er wälzte sich auf die andere Seite, bewegte sich dabei langsam und gab sich Mühe, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Während er sich über die harte Erde rollte, überprüfte er, ob sich die Elfensteine irgendwo in seine Haut drückten. Nichts. Er konnte sie nicht finden. Sein Mut sank. Erneut rutschte er herum, ob sie vielleicht irgendwo anders steckten, doch konnte er sie nirgends spüren.
Während er noch suchte, hörte er verschiedene schwere Schritte, heisere Stimmen und tiefes Knurren. Der Mwellret, der ihn eben mit dem Stiefel auf den Boden gedrückt hatte, schlenderte wieder zu ihm herüber, riss ihn mit einem Ruck auf die Beine und stellte ihn aufrecht an eine Mauer.
»Jetzzt entscheidet ssich, wass auss dir wird, kleiner Elf«, murmelte der Mwellret.
Ahren blickte hinüber zu Ryer Ord Star. Sie war ebenfalls aufgestanden, war immer noch allein, und immer noch sah sie ihn nicht an. Sie hatte die Arme um ihren schlanken Leib geschlungen und wirkte zart und zerbrechlich. Da ging etwas vor, das er nicht durchschaute, und sie machte keine Anstalten, ihn wissen zu lassen, worum es sich handelte.
Ein Trupp Mwellrets kam auf den Platz marschiert. Die beiden Stämmigsten führten an Ketten die Furcht erregendste Bestie, die Ahren je gesehen hatte. Das Ungeheuer zog und zerrte an der Kette wie ein Hund und knurrte laut. Es lief geduckt auf allen vieren und hatte einen muskelbepackten Körper. Vier menschliche Arme endeten in klauenartigen Fingern, und die breiten Schultern waren mit dichtem schwarzem Haar bedeckt. Der Rumpf war sehnig und so lang, dass die Bestie beinahe sein Hinterteil erreichen konnte, während sie sich wütend drehte und wand und nach den Ketten biss. Der Kopf mit den riesigen Kiefern und den langen, dunklen Zähnen ähnelte dem eines Wolfes. Insgesamt wirkte es wie ein Wesen, das nicht nur zum Jagen, sondern vor allem zum Töten erschaffen worden war.
Als es Ahren entdeckte, machte es einen Satz auf ihn zu, und der Elf drückte sich verängstigt an die Mauer hinter ihm.
Eine große Gestalt in schwarzem Mantel trat dem Ungeheuer in den Weg. Die Bestie katzbuckelte und wich zurück.
Die verhüllte Gestalt sah Ahren an. Der Elf konnte unter der Kapuze kaum das Gesicht seines Gegenübers erkennen. Einst mochte es menschliche Züge gehabt haben, doch jetzt war es flach und ausdruckslos und mit grauen Schuppen bedeckt wie die Rets. Die grünen Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, und von ihnen ging solche Kälte aus, dass Ahren darüber das Wolfwesen vergaß.
»Cree Bega«, rief die Gestalt und wandte den Blick nicht von Ahren ab.
Der Mwellret, der den Elf bewacht hatte, eilte sofort herbei. Obwohl er selbst nicht schmächtiger Statur war, wirkte er neben dem Neuankömmling fast klein. Dennoch brachte er dem anderen durch nichts seinen Respekt zum Ausdruck, nicht durch eine Verbeugung und auch nicht durch ein knappes Nicken. Der Mwellret stand einfach nur mit starrem Blick da.
»Cree Bega«, wiederholte der Verhüllte, und diesmal lag ein bedrohlicher Unterton in seiner Stimme. »Warum lebt dieser Elf noch?«
»Er isst ein Elessssedil und bessitzzt die Macht, die Magie der Elfenssteine zzu
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