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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zustand keinen eigenen Willen hatte, bewegte sich sehr langsam, deshalb wären sie eigentlich bald von den Feinden eingeholt worden, und nur, weil der Gestaltwandler sich unerwartet entschieden hatte, sie zu tragen, hatten sie überhaupt eine Chance. Diese Hatz dauerte nun schon zwei Stunden an.
     Was ihnen am Ende das Entkommen ermöglichte, war derselbe Sturm, der den Absturz der Jerle Shannara verursachte. Er fegte von der Küste wie eine schwarze Wand heran, und weder Verfolger noch Verfolgte konnten sich im Wald entlang des Aleuthra Arks vor ihm verstecken. Der Regen prasselte wie aus Kübeln auf sie hernieder. Blitze schlugen überall um sie herum in die Bäume ein und riefen grelle Explosionen, Funken und Feuer hervor, Donner grollte, als würde der Himmel einstürzen. Bek schrie Truls zu, sie sollten Schutz suchen, doch der Gestaltwandler ignorierte ihn, setzte den Gewaltmarsch fort und warf nicht einmal einen Blick über die Schulter. Bek folgte ihm vor allem aus einem Grunde: Er hatte keine andere Wahl. So rannten sie geduckt durch den Orkan, der einer Flutwelle gleich über sie hinwegrauschte und mit seiner Wucht verheerende Schäden in der Landschaft anrichtete.
     Erst nach Ende des Sturms hielten sie an, nass bis auf die Haut und durchgefroren. Die Temperatur war beträchtlich gesunken, und das Grün des Waldes hatte einen winterlichen Schimmer angenommen. Der Himmel blieb zunächst bewölkt und düster, klarte dann jedoch langsam auf, wo die Nacht sich zurückzog und die silbrige Dämmerung des neuen Tages sichtbar wurde. Die Sonne verbarg sich weiterhin hinter der Sturmfront, doch schon bald würde sie hoch genug gestiegen sein und das Land mit Licht überfluten.
     Bek schnappte nach Atem und wandte sich Truls zu. »Wir können nicht in diesem Tempo weiterhetzen. Ich jedenfalls nicht.«
     »Machst du schon schlapp, Junge?« Der Gestaltwandler lachte höhnisch. »Versuch doch mal, deine Schwester dabei noch zu schleppen.«
     »Meinst du, wir haben sie abgehängt?«, fragte er.
     »Für den Moment ja. Aber in Kürze werden sie unsere Spur wiedergefunden haben.« Truls Rohk setzte Grianne auf einen Baumstamm, wo sie zusammengesunken und teilnahmslos saß, mit schlaffem Gesicht und leerem Blick. »Wenigstens haben wir ein bisschen Zeit gewonnen.«
     Bek starrte Grianne kurz an und suchte nach irgendeinem Zeichen, dass sie wieder zu Bewusstsein gekommen war, entdeckte jedoch keines. Ihre Unfähigkeit, normal zu agieren oder überhaupt irgendetwas selbstständig zu tun, bedrückte ihn, denn wenn sie ihre Chance nutzen wollten, dem Feind zu entfliehen, konnten sie es sich nicht leisten, dass sie in diesem Zustand verharrte.
     »Was sollen wir tun?«, fragte er.
     »Laufen und immer weiterlaufen.« Bek spürte, wie Truls Rohk ihn aus dem schwarzen Oval seiner Kapuze anstarrte. »Was würdest du denn vorschlagen?«
     Bek schüttelte den Kopf und antwortete nicht. Er fühlte sich so losgelöst von dieser Welt, so verlassen wie eine Waise, die sich um sich selbst kümmern muss, ohne eigentlich dazu in der Lage zu sein. Da Walker tot war und der Rest der Gesellschaft von der Jerle Shannara ebenfalls tot oder weit verstreut, hatte sein Leben nur mehr den Sinn, seine Schwester zu retten. Wenn er darüber nachgedacht hätte, was er sich allerdings nicht gestattete, wäre er vermutlich zu dem Schluss gekommen, dass er seine Heimat niemals wieder sehen würde.
     »Zeit, aufzubrechen«, sagte Truls Rohk und erhob sich.
     Bek stand ebenfalls auf. »Ich bin bereit«, verkündete er, obwohl er sich ganz und gar nicht danach fühlte.
     Der Gestaltwandler grunzte nichts sagend, nahm Grianne wieder auf die kräftigen Arme und lief los.
     Den Rest des Tages waren sie unterwegs und suchten sich ihren Weg über nassen Boden, wo Wasser ihre Spuren füllte und verschwinden ließ und wo sich ihre Witterung rasch verflüchtigte. Für Bek war es der härteste Tag seines Lebens. Sie machten gerade lange genug Rast, um Atem zu schöpfen, etwas zu trinken und ein wenig von den kargen Vorräten zu essen, die Truls bei sich hatte. Ansonsten hasteten sie in einer brutalen Geschwindigkeit voran. Doch viel stärker setzten Bek die Umstände ihrer Flucht zu - das fortwährende Gefühl, gehetzt zu werden und ohne ein bestimmtes Ziel davonzurennen, das Gefühl, alles Vertraute und allen Trost verloren zu haben. Bek hielt durch, indem er an seine Heimat, an seine Familie und an das Leben vor dieser Reise dachte, an Quentin und

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