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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sanft und zwingend zugleich. Sie erinnerte ein bisschen an ein Echo, nur mit einer dunkleren Färbung. Bek nickte und sagte: »Ich höre zu.«
     - Deine Schwester ist meine ganze Hoffnung, Bek. Ich verlasse mich auf sie. Und ich habe sie jetzt dir anvertraut, dem Lebenden, weil ich gestorben bin. Du musst sie in Sicherheit bringen. Sie muss Gelegenheit bekommen, wieder zu gesunden -
     Bek wollte erwidern, dass er die Bürde dieser Verantwortung nicht tragen konnte, dass es ihm an der notwendigen Erfahrung und Stärke mangelte. Truls, so hätte er am liebsten gesagt, war es, der den Unterschied ausmachte; Bek war nur das gute Gewissen des Gestaltwandlers, damit dieser Grianne nicht einfach zurückließ. Aber er entschied sich, einfach nur zuzuhören, und schwieg.
     Walker schien seinen Widerwillen zu erahnen.
     - Körperliche Stärke ist nicht das, was deine Schwester braucht, Bek. Stattdessen sind Stärke des Geistes und des Herzens vonnöten. Sie braucht deine Entschlossenheit und deine Treue, damit sie sicher von jenem Ort zurückkehren kann, an dem sie sich versteckt -
     »Versteckt?«, platzte es aus Bek hervor.
     - Tief in ihrem Inneren, hinter einer Mauer aus Leugnung, aus Verfinsterung des Verstandes und aus Gedankenstille. Sie sucht einen Weg, ihre Taten zu akzeptieren. Dieses Akzeptieren geht der Vergebung voraus. Vergebung beginnt dann, wenn sie sich der finstersten ihrer Untaten stellen kann, derjenigen, die sie als die Unverzeihlichste betrachtet, diejenige, die sie wieder und wieder heimsuchen wird. Wenn sie sich diesem übelsten ihrer Verbrechen stellen und sich selbst verzeihen kann, dann wird sie zu dir zurückkommen -
     Bek schüttelte den Kopf und dachte, wie wenig er doch eigentlich über ihr Leben wusste.
     Wie konnte eine Tat noch finsterer sein als all die anderen? Welche Tat sollte das sein?
     »Diese eine Tat…«, begann er.
     - Kennt nur sie ganz allein, weil es diejenige ist, auf die sie vollkommen fixiert war. Sie allein weiß, worum es sich handelt -
     Bek dachte nach. »Aber wie lange wird das dauern? Und wie wird es überhaupt vor sich gehen?«
     - Es braucht seine Zeit -
      Zeit, die wir nicht haben, dachte Bek. Zeit, die verstreicht wie die Nacht, auf die der Tag folgt, Zeit, die uns verloren geht und die wir nie wieder zurückholen können.
     »Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie wir ihr helfen können!«, rief er.
     - Nein -
     Verzweiflung breitete sich in Bek aus, machte alle Hoffnung zunichte und verscheuchte sämtliche guten Vorsätze. Alles, was er tun konnte, was irgendjemand tun könnte, war lediglich, Grianne vor dem Morgawr zu schützen und vor seinen Mwellrets. Weiter fliehen. Geduldig warten. Darauf hoffen, dass sie einen Weg aus ihrem Gefängnis finden würde. Das war nicht viel. Es war gar nichts.
     »Truls will sie zurücklassen«, sagte er ruhig und suchte nach weiteren Argumenten, die er vorbringen konnte. »Wenn er nun wirklich geht?«
     - Sein Schicksal ist nicht das deine. Wenn er geht, musst du bleiben -
     Bek seufzte tief.
     - Erinnere dich an dein Versprechen -
     »Das würde ich niemals vergessen. Sie ist meine Schwester.« Er hielt inne und rieb sich die Augen. »Eine Sache verstehe ich nicht. Warum ist sie so wichtig für dich, Walker? Sie war deine ärgste Feindin. Warum versuchst du jetzt, sie zu retten? Warum sagst du, sie sei deine Hoffnung, auf die du dich verlässt?«
     Im Mondlicht erstrahlte die transparente Gestalt hell und flimmerte und flackerte. Das Wasser des Teiches kräuselte sich leicht.
     - Wenn sie erwacht, wird sie es wissen -
     »Und wenn sie nun nicht erwacht?«, hakte Bek nach. »Wenn sie nicht von diesem Ort in ihrem Innern zurückkehrt, an dem sie sich verkrochen hat?«
     - Sie wird es wissen -
     Er löste sich in Dunkelheit auf.
     »Walker, warte!« Plötzlich packte Bek die Verzweiflung. »Ich schaffe das nicht! Mir fehlt es an Erfahrung und an den nötigen Fertigkeiten! Wie kann ich zu ihr vordringen? Sie wird bestimmt nicht auf mich hören, wenn sie aufwacht! Sie wird mir auch nichts erzählen!«
     - Sie wird es wissen -
     »Wie kann sie es wissen, wenn ich es ihr nicht erklären kann?« Bek wagte sich einige Schritte bis zum Ufer des Teiches vor. Der Druide verblasste immer mehr. »Irgendjemand muss es ihr erklären, Walker!«
     Aber der Schatten verschwand, und Bek stand mit seiner Verwirrung allein da. So verharrte er reglos lange Zeit, starrte auf den Fleck, an dem Walker verschwunden war,

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