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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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über ihr. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen, zog sich das letzte Stück hinauf bis zur Kante des Decks, packte das Holz des noch festen Geländers und hievte sich über die Seite in Sicherheit.
    Dort lag sie einen Augenblick auf dem von Regen und Eis rutschigen Deck und starrte himmelwärts in das riesige Zelt aus weißem Nebel und Wolken, erschöpft und gleichzeitig voller Triumph. Ihre Gedanken rasten. Sie hatte keine Zeit, sich auszuruhen. Keinen einzigen Augenblick durfte sie verschwenden. Sie wälzte sich herum und betrachtete die Leichen und die Trümmer, die zerfetzten Segel und zerbrochenen Sparren am Heck. Auf die Beine zu kommen schaffte sie nicht, daher kroch sie den ganzen Weg und kämpfte darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren. Die Luke war offen, und sie glitt durch die Öffnung, verlor den Halt und fiel die Treppe hinunter. Am Boden blieb sie liegen und hatte noch immer das Tosen des Windes und der Brandung in den Ohren.
    Steh auf!
    Sie zog sich auf die Beine, stützte sich an den Wänden des Ganges ab, damit sie nicht wieder stürzte, der Schmerz schoss durch ihr verwundetes Bein, und erneut tränkte Blut ihre Kleidung. Wie viel davon hatte sie verloren? Der Gang war düster und leer, aber sie meinte Stimmen zu hören. Sie versuchte zu antworten, doch ihre Stimme klang hohl und wie aus weiter Ferne. So stolperte sie durch den Gang, stützte sich ab und folgte den Stimmen. Mehrmals glaubte sie, ihren Namen zu hören, war sich jedoch nicht sicher. Zu diesem Zeitpunkt spürte sie Blut in der Kehle, heiß und dick, und sie schluckte es hinunter, damit sie freier atmen konnte. Ihr wurde schwindelig, und alles drehte sich um sie.
    Plötzlich ruckte das Luftschiff, und sie ging hart zu Boden, kurz vor den Frachträumen, schwankte von einer Wand des Ganges zur anderen und stieß schließlich mit solcher Wucht dagegen, dass es ihr die Luft aus den Lungen trieb und sie zusammensackte. Keuchend lag sie da und war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, die Welt um sie herum drehte sich schneller und schneller. Sie wollte sich aufrichten, schaffte es jedoch nicht. Ihr war keine Kraft mehr geblieben, sie hatte nichts mehr zuzusetzen. Das war ihr Ende. Ihr Ende und das aller an Bord.
    Sie schloss die Augen, um gegen Schmerz und Erschöpfung anzugehen, und rief sich die Gesichter vor Augen, die nur wenige Schritte von ihr entfernt eingesperrt waren. Auch Hawks Gesicht befand sich darunter, das ihr so vertraut wie ihr eigenes war. Sie hörte die Stimmen, die klar und freundlich ihren Namen sagten, nur an anderen Orten, in besseren Zeiten. Und plötzlich musste sie lächeln.
    Die Jerle Shannara ruckte abermals, als sie von einer heftigen Böe erfasst wurde, und sie dachte: Ich bin noch nicht bereit zum Sterben.
    Irgendwie kam sie wieder auf die Beine. Wie sie das zustande brachte, wusste sie später nicht mehr, auch nicht, wie lange es dauerte, welche Hilfsmittel sie benutzte, welche Willenskraft sie aufbrachte. Aber zerschmettert und weinend, über und über mit Blut bedeckt, erhob sie sich erneut und schleppte sich den Rest des Gangs entlang zur Tür des ersten Frachtraums. Dort zerrte und zerrte sie an der Klinke, hörte die Stimmen aus dem Inneren des Raums, nur wollte sich die Klinke nicht bewegen. Wütend und niedergeschlagen hämmerte sie gegen die Tür, bis ihr auffiel, dass nicht die Klinke die Tür versperrte, sondern ein Balken quer davor.
    Sie rang um Luft, entfernte den Balken mit letzter Kraft, drückte die Klinke, riss die schwere Tür auf und taumelte in die Dunkelheit.
    Als sie erwachte, sah sie als Erstes ihren Bruder.
    »Sind wir noch am Leben?«, fragte sie mit schwacher Stimme und ausgetrockneter Kehle. »Irgendwie fühlt es sich nicht so an.«
    Er lächelte sie schief an. »Für dich vielleicht nicht. Aber ja, wir leben noch, wenn auch nur um Haaresbreite. Wenn du uns das nächste Mal retten willst, wäre es schön, wenn du ein wenig mehr Begeisterung an den Tag legst.«
    Sie versuchte zu lachen, was ihr misslang. »Ich werde es mir merken.«
    Redden Alt Mer richtete sich auf, nahm einen Wasserschlauch, goss daraus in einen Becher, hob ihren Kopf an und flößte ihr die Flüssigkeit ein. Er gab ihr nur kleine Schlucke, damit sie nicht zu hastig trank. Seine große Hand fühlte sich an ihrem Hinterkopf sanft und zugleich beruhigend an.
    Nachdem sie fertig war, legte er ihren Kopf wieder ab und setzte sich neben sie ans Bett. »Die Sache war knapper, als mir lieb war. Sie hatten uns in zwei

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