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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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schon gedacht. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Niemand von uns. Ich kann gar nicht glauben, dass er nicht mehr ist.«
    Ihr Bruder nickte. »Ich auch nicht. Er ist immer bei uns gewesen. Dass wir ihn je verlieren könnten, hätte ich mir niemals vorstellen können.« Er seufzte. »Würdest du mir erzählen, was passiert ist? Das würde uns beiden vielleicht helfen.«
    Sie ließ sich Zeit, machte zwischendurch eine Pause, damit er ihr frisches Wasser holen konnte, und setzte ihn über die Ereignisse in Kenntnis, die schließlich in seiner Befreiung aus dem hinteren Frachtraum geendet hatten, wobei sie nichts ausließ und sich zwang, nichts zu vergessen, vor allem nichts, das mit Furl Hawken zu tun hatte. Allein nur es zu erzählen stellte eine große Anstrengung dar, und nachdem sie fertig war, fühlte sie sich erschöpft.
    Redden Alt Mer sagte zunächst nichts, nickte lediglich, dann erhob er sich, trat ans Kabinenfenster und blickte hinaus. Sie weinte ein wenig, als er ihr den Rücken zuwandte, ohne Tränen, ohne Schluchzen, sondern schluckte nur schwer und seufzte leise, damit er es nicht bemerkte oder sie sich wenigstens einbilden konnte, er würde es nicht hören.
    Als er sich schließlich umdrehte, hatte sie die Fassung zurückerlangt. »Er war so, wie ein guter Fahrender sein sollte«, sagte ihr Bruder leise. »Im Augenblick wird es uns vielleicht nicht sehr helfen, aber wenn es drauf ankommt, werden wir einen Teil von ihm in uns entdecken, der uns Kraft gibt und uns daran erinnert, was für ein großartiger Mann er war.«
    Danach dämmerte sie ein, fast ohne es zu bemerken, und bald schlief sie tief und traumlos. Beim Erwachen war die Kabine dunkel, abgesehen vom Licht einer einzigen Kerze neben ihrem Bett, die Sonne, die zuvor hereingeschienen hatte, war untergegangen. Jetzt fühlte sie sich kräftiger, wenngleich sie auch die Schmerzen stärker spürte. Sie schaffte es, sich auf den Ellbogen aufzustützen und Wasser aus dem Becher zu trinken, der auf dem Tisch neben dem Bett stand. Die Jerle Shannara segelte still und auf stetem Winde dahin, ihre Bewegung war kaum zu spüren. An Bord des Schiffes war es ruhig, weder die Stimmen der Männer noch die gewohnten Begleitgeräusche der Arbeiten an Deck waren zu hören. Es musste Nacht sein, und die meisten schliefen vermutlich. Wo war das Schiff? Wie weit waren sie gekommen, während sie geschlafen hatte? Solange sie im Bett lag, würde sie das nicht erfahren.
    Mit Mühe brachte sie die Beine unter der Decke hervor und versuchte aufzustehen, was ihr misslang, und sie stieß den Wasserbecher um, als sie sich am Tisch abstützte und wieder zurücksank. Das Klappern hallte laut wider, und Augenblicke später tauchte der Große Rote mit nacktem Oberkörper auf. Ganz offensichtlich hatte sie ihn aus dem Schlaf gerissen. »Manch einer versucht, ein wenig Ruhe zu finden, Schwester Rue«, murmelte er und deckte sie zu. »Was hattest du denn vor? Bis du wieder herumlaufen kannst, dauert es wenigstens noch ein oder zwei Tage.«
    Sie nickte. »Ich bin schwächer, als ich dachte.«
    »Du hast sehr viel Blut verloren, wenn man deine Wunden so anschaut. Bis dein Körper das ersetzt hat, geht eine Weile ins Land. Und über Nacht setzt die Heilung bestimmt nicht ein. Sei also vernünftig, und überlege dir in den nächsten Tagen, was du dir zutrauen darfst und was nicht.«
    »Ich muss baden. Ich stinke.«
    Er grinste und setzte sich auf einen dreibeinigen Hocker.
    »Dabei kann ich dir helfen. Aber während du bewusstlos warst, hat es niemand gewagt, dich zu waschen, nicht einmal Spanner Frew. Sie wissen, wie du darüber denkst, angetatscht zu werden.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Die kennen mich überhaupt nicht. Trotzdem glauben sie das.« Ihre Worte klangen scharf und verbittert. Sie verdrängte die plötzliche Wut. »Geh wieder zu Bett. Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe.«
    Er zuckte mit den Schultern, und sein rotes Haar schimmerte im Kerzenlicht. Locker und ungebärdig hing es ihm in das starke Gesicht. »Na, jetzt bin ich sowieso auf, also kann ich ein bisschen wach bleiben und mit dir reden. Das Bad kann doch bis morgen früh warten, oder? Ich möchte nicht so gern im Dunkeln einen Zuber und Wasser herschleppen.«
    Schwach grinste sie. »Ja, das kann warten.« Schon bedauerte sie ihre Wut; diese war unangemessen und an den Falschen gerichtet. Ihr Bruder wollte ihr doch nur helfen. »Heute Nacht fühle ich mich schon viel besser.«
    »Du siehst auch

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