Shannara VIII
doch nicht daran, so weit zu laufen. Das Leben an Bord der Jerle Shannara hatte ihn zwar auf einiges vorbereitet, trotzdem hatte seine Ausdauer ihre Grenzen und reichte nicht im Geringsten an die von Truls Rohk heran.
»Wird sie nun aufgeben?«, fragte er hoffnungsfroh, gab den Wasserschlauch zurück und knabberte hungrig an dem getrockneten Fleisch, welches ihm sein Begleiter nun reichte. »Verliert sie das Interesse an uns und macht sich wieder auf die Suche nach Walker?«
Der Gestaltwandler lachte leise, ansonsten verhüllten seine Robe und seine Kapuze Miene und Gedanken. »Das glaube ich nicht. Es würde ihr kaum ähnlich sehen. So leicht gibt sie nicht auf. Eher findet sie eine andere Möglichkeit, uns aufzuspüren. Sie kommt bestimmt.«
Bek seufzte resigniert. »Dann muss ich mich ihr früher oder später stellen. Daran lässt sich nichts ändern.« Das Schwert von Shannara lag neben ihm, und er betrachtete es. Die Aussichten, es gegen seine Schwester einzusetzen, erschienen ihm töricht und verzweifelt.
»Vielleicht. Aber zunächst müssen wir einige andere Probleme lösen. Wir können jedenfalls nicht länger einfach nur aus dem Grunde fortlaufen, dass wir der Hexe entkommen wollen. Selbst wenn wir sie abhängen oder sie aufgibt, was haben wir dann gewonnen? Wir befinden uns mitten in einem fremden Land ohne Luftschiff, ohne Freunde, ohne die richtige Ausrüstung und die richtigen Waffen und ohne einen anständigen Plan - so sieht das aus. Nicht so gut.«
»Wir müssen zu Quentin und den anderen zurückkehren«, antwortete Bek sofort und war davon überzeugt, dass dies die beste Wahl war. »Wir müssen ihnen helfen, falls wir können. Und vor allem sollten wir Walker suchen.«
Das klang so einfach und logisch, und er hatte die Worte ausgesprochen, ehe er begriff, welche Hindernisse er mit dieser Antwort überging und sich damit fast lächerlich machte. Sogar mit Hilfe seiner Magie und den Fähigkeiten des Gestaltwandlers waren sie nur zwei Männer - ein Mann und ein Junge, fügte er kläglich hinzu. Sie hatten keine Ahnung, wo sich ihre Freunde aufhielten. Für eine erfolgreiche Suche nach ihnen fehlten ihnen die Mittel, denn schließlich waren sie gezwungen, zu Fuß zu gehen, eine Fortbewegungsart, die ihrem Vorhaben kaum förderlich sein würde. Ihre Feinde waren ihnen zudem ungefähr fünfzig zu eins überlegen, und damit hatte Bek noch nicht das eingerechnet, was ihnen unter Castledown womöglich noch begegnen würde.
Truls Rohk erwiderte nichts. Er saß einfach nur da und schaute den Jungen aus dem Schatten seiner Kapuze an.
Bek räusperte sich. »Also gut. Allein schaffen wir es nicht. Wir brauchen Hilfe.«
Der Gestaltwandler nickte. »Du lernst schnell, Junge. Was für Hilfe?«
»Jemanden, der unsere schlechten Aussichten verbessern kann, wenn wir uns der Ilse-Hexe und den Mwellrets stellen.«
»Das zum einen, aber auch jemanden, der einen Weg durch diese Dinge kennt, welche die Ruine und den Schatz bewachen, dessentwegen Walker hierher gekommen ist.« Truls Rohk lachte verbittert. »Du solltest nicht einen Augenblick lang glauben, dass der Druide, falls er noch lebt, den Schatz aufgeben wird.«
Bek dachte an die Besatzung der Jerle Shannara, deren Mitglieder so viel erlitten hatten, um diesen weiten Weg zurückzulegen, daran, was man ihnen versprochen hatte und was sie aufgegeben hatten. Er dachte daran, wie viel Walker für diese Reise riskiert hatte, sein Leben und seinen Ruf. Truls Rohk hatte Recht. Der Druide würde lieber sterben als aufgeben. Auch wenn er Walker nur wenig kannte, war er sich in einer Sache sicher: Die Unterstützung der Elfen für einen Druidenrat in Paranor zu verlieren würde sein Ende bedeuten. Dafür hatte er sein ganzes Leben lang gearbeitet, und es bedeutete ihm alles. Immer hatte er nach dieser Unterstützung gestrebt. So viel wusste Bek aus ihren Gesprächen und aus dem, was er von Ahren Elessedil gehört hatte. Walker hatte sein Schicksal mit dieser Reise verknüpft, mit der Entdeckung der Elfensteine und dem Schatz von der Karte des Schiffbrüchigen.
Und waren ihre eigenen Schicksale nicht wiederum mit dem des Druiden verknüpft, sowohl Beks als auch das der anderen?
»Schlaf eine Stunde, dann brechen wir wieder auf.« Truls Rohk saß mit gefalteten Händen vor ihm, und das Tierhaar auf den Handrücken glänzte schwach wie Silberfäden. »Ich halte Wache.«
Bek nickte wortlos. Eine Stunde war besser als gar nichts. Er nahm sich den Moment und blickte
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