Shannara VIII
sogar landen und fast vierundzwanzig Stunden vor Anker liegen, in einer Bucht an der Küste, wo Klippen und Wald Schutz vor den Graupel- und Hagelschauern boten, die sie ansonsten in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht hätten.
Die meiste Zeit über lag Ahren Elessedil in einem Lagerraum unter Deck, den man in eine Gefängniszelle umfunktioniert hatte. Hier war auch Bek Ohmsford untergebracht gewesen, als er von der Ilse-Hexe gefangen gehalten worden war, allerdings wusste Ahren davon nichts. Der Elfenprinz kam mit niemandem außer den Rets in Kontakt, und die brachten ihm lediglich das Essen oder führten ihn für kurze Zeit auf Deck, damit er sich ein wenig bewegen konnte. Der Morgawr war mit einem Kontingent Mwellrets an Bord der Schwarzen Moclips gewechselt, weil er die schlankere Bauart und die größere Manövrierfähigkeit im Vergleich zu dem schwerfälligen Schiff bevorzugte, auf dem er zuvor geflogen war. Aden Kett und seine Männer, geistlose Hülsen ihrer selbst und traurige Überreste besserer Zeiten, bemannten das Schiff. Cree Bega führte das Kommando. Der Morgawr quartierte sich in der Kabine des Kommandanten ein, und während sie nach der Jerle Shannara suchten, bekam der Elfenprinz ihn kaum zu Gesicht.
Noch weniger sah er von Ryer Ord Star. Ihre Abwesenheit verstärkte das bereits tiefe Misstrauen ihr gegenüber, und er erwischte sich dabei, wie er seine Gefühle, was sie betraf, kritisch überprüfte. Ob sie ihr Versprechen gebrochen und sich tatsächlich mit dem Morgawr verbündet hatte oder einfach nur ein für ihn unbegreifliches Spielchen trieb, konnte er nicht entscheiden. Natürlich wollte er gern glauben, dass es sich um Letzteres handelte, doch gelang es ihm einfach nicht, ihren offensichtlichen Verrat bei seiner Gefangennahme oder ihre unmissverständliche Distanziertheit zu verdauen. In den Katakomben von Castledown hatte sie ihm erzählt, sie sei der Ilse-Hexe nun nicht länger hörig, und stattdessen hatte sie sich nun anscheinend dem Morgawr unterworfen. Sie hatte den Zauberer bei der Suche nach der Jerle Shannara geführt und ihn zur Schwarzen Moclips geleitet. Dann hatte sie tatenlos zugesehen, wie aus Soldaten und Seeleuten der Föderation wandelnde Tote gemacht wurden. Das alles hatte sie wie in Trance beobachtet und keine Gefühle gezeigt, hatte sich so distanziert von Schrecken und Herabwürdigung benommen, als wäre sie überhaupt nicht anwesend.
Nachdem sie an Bord der Schwarzen Moclips gebracht worden waren, hatte sie nicht einmal mehr versucht, Verbindung mit Ahren aufzunehmen. Vertrau mir. Aber warum sollte er? Was hatte sie getan, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen? Wenn er darüber nachdachte, hatte sie ihm die Worte vielleicht nur zugeflüstert, um sein Vertrauen zu erschleichen, um sich seines Gehorsams zu versichern, und zwar zu einer Zeit, als ihm eine Flucht hätte gelingen können. Jetzt hatte er keine Chance mehr. An Bord eines Schiffes hundert Fuß über dem Boden gab es keine Fluchtmöglichkeit.
Falls er es denn überhaupt aus seiner Zelle herausgeschafft hätte, rief er sich verbittert in Erinnerung. Ohne die verschollenen Elfensteine oder irgendeine Waffe durfte er nicht hoffen, seine Wärter zu überwältigen.
Hier unten eingesperrt hatte er auch nicht viel von dem mitbekommen, was sich oben während der letzten Tage ereignet hatte. Dennoch verriet ihm der langsame, gleichförmige Flug des Luftschiffes, dass die Suche fortgesetzt wurde. Vor allem aus dem täglichen Einerlei an Bord konnte er entnehmen, dass sie bislang nichts entdeckt hatten.
Unaufhörlich kreisten seine Gedanken um Flucht. Er stellte es sich wieder und wieder vor, malte sich aus, wie sie ihm gelingen könnte, die Ereignisse, die sie herbeiführen würden, wie er darauf reagierte und schließlich frei kam. Im Geiste stellte er sich alles ganz genau vor - wie er durch die Tür schlüpfte und den Gang entlangschlich, die Treppe hinaufstieg und an Deck kam, sich hinter dem Mast versteckte und auf eine Gelegenheit wartete, über die Reling zu klettern. Am Ende jedoch erhielt er niemals seine Chance.
Eines Tages, kurz nach jenem Sturm, der sie für fast vierundzwanzig Stunden zur Landung gezwungen hatte, stand er mit Cree Bega an Deck, als er am Bug Ryer Ord Star entdeckte. Er war überrascht, sie wieder zu sehen, und für einen Augenblick vergaß er sich und starrte mit unverhohlener Sehnsucht und Hoffnung zu ihr hinüber.
Cree Bega bemerkte seinen Blick und begriff, was er
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