Shannara VIII
Marionettenkönig bestand. Der Zauberer dachte an viel Näherliegendes. Ahren diente ihm als Katalysator für Ryer Ord Stars Visionen, und auf diese Weise half er, die Ilse-Hexe und jene zu finden, die dem Morgawr bislang entflohen waren. Nichts ahnend und naiv hatte der Junge ihm bislang geholfen, ohne zu verstehen, was er tat.
Nur jetzt hatte er es endlich begriffen.
Ahren wurde erneut in den Lagerraum gesperrt, wo er einsam seinen kleinen Sieg feiern durfte. Er hatte dem Morgawr die Sache anständig verdorben. Jetzt lehnte er sich an die Wand seines Gefängnisses und lächelte vor sich hin.
Die Hochstimmung verging rasch. Sein Sieg brachte ihn nicht weiter. Die Wirklichkeit verdrängte jegliches Wunschdenken. Schließlich war er weiterhin ein Gefangener ohne Hoffnung. Seine Freunde waren weit verstreut oder tot. Er war in einem fernen, gefährlichen Land gestrandet.
Und das Schlimmste war, Ryer Ord Star hatte sich als sein Feind entpuppt.
In der Kabine des Kommandeurs schritt der Morgawr ruhelos hin und her wie ein wildes Tier hinter Gittern. Ryer Ord Star spürte seine Anspannung und das Missfallen, das er ausstrahlte. Es war ungewöhnlich für ihn, solche Emotionen offen zu zeigen, aber anscheinend verlor er langsam die Geduld.
»Er weiß, was du tust. Kluger Junge.«
Sie reagierte nicht darauf. In Gedanken war sie bei Ahrens Worten und dem Blick, den er ihr zugeworfen hatte. Noch immer hörte sie den Ärger in seiner Stimme und sah die Enttäuschung in seinen Augen. Verständlicherweise verwirrt, hatte er sie falsch eingeschätzt, und sie konnte ihm momentan die Sache nicht erklären. Wenn die Situation vorher schon schlimm gewesen war, so geriet sie nun allmählich außer Kontrolle.
Der Morgawr blieb vor der Tür stehen, mit dem Rücken zu Ryer. »Für mich ist er damit nutzlos geworden.«
Sie erstarrte, ihre Gedanken rasten. »Ich brauche seine Einwilligung nicht.«
»Er wird lügen. Er wird dich täuschen. Vor allem wird er genug Wertloses einwerfen, damit wir den Rest nicht gebrauchen können. Ich kann ihm nicht mehr trauen.« Gemächlich drehte er sich zu ihr um. »Und auch was dich angeht, kleine Seherin, bin ich ebenfalls nicht mehr sicher.«
Sie hielt seinen Blick und ließ ihn in ihre Augen schauen. Sobald er glaubte, sie würde etwas verbergen, wäre das Spiel vorüber, und er würde sie ohne Umschweife töten.
»Ich habe dir bislang nur die Wahrheit geliefert«, sagte sie.
Sein dunkles Reptiliengesicht verriet nichts von dem, was er dachte, doch seine Augen blitzten unheilverkündend. »Dann erzähle mir, was du gerade erfahren hast.«
Damit stellte er sie auf die Probe und bot ihr die Chance zu beweisen, dass sie weiterhin von Nutzen für ihn war. Ahren hatte Recht gehabt, was das Spiel betraf, das sie und der Morgawr mit ihm trieben. Sie benutzte seine Worte und Gefühle, mit denen er auf die Fragen des Morgawrs reagierte, um Visionen zu beschwören, die ihr das Schicksal der verschollenen Jerle Shannara und ihrer Besatzung verrieten. Ihre Absichten hatte er allerdings falsch beurteilt, bloß konnte sie ihm das nicht erklären. Der Morgawr musste weiterhin glauben, dass sie ihm bei der Suche nach der Ilse-Hexe half. Wenn er an ihrer Bereitwilligkeit zweifelte, gerieten all ihre Pläne, Walker zu helfen, in Gefahr.
Sie trat einen kleinen Schritt auf den Zauberer zu, ein bewusster Akt des Trotzes, eine Geste, die sie so viel Überwindung kostete, dass es ihr fast den Atem raubte. »Ich habe die Ilse-Hexe und ihren Bruder inmitten von Bergen gesehen. Sie waren nicht allein. Andere begleiteten sie, doch deren Gesichter waren von Schatten verborgen. Sie waren unterwegs. Zwar konnte ich es nicht sehen, doch spürte ich ein Luftschiff in der Nähe. Ich sah Klippen mit den Nestern von Würgern. Eine dieser Klippen hatte das Aussehen einer abgebrochenen Speerspitze, die gen Himmel gereckt ist. Es roch nach Meer, und ich hörte ein Rauschen wie von Brandung.«
Damit beendete sie ihre Schilderung und richtete den Blick auf den Morgawr. Sie erzählte ihm eine Vision, die Ahren mit seinen Worten ausgelöst hatte, dabei veränderte sie jedoch die Einzelheiten so stark, dass ihr Widersacher niemals finden würde, wonach er suchte.
Er studierte ihr Gesicht lange Zeit, ohne eine Regung zu zeigen und ohne zu antworten, und ließ nur sein versteinertes Gesicht sehen, das in Kapuze und Schatten gehüllt war.
»Sind sie an der Küste?«, fragte er schließlich mit
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