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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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bedeutete. Er berührte Ahren leicht an der Schulter und sagte: »Ssprich doch mit ihr, kleiner Elf. Erzzähl ihr von deinen Gefühlen.«
     Damit wurde er offen aufgefordert, eine Dummheit zu begehen. Der Mwellret hatte offensichtlich ebenso wie er Verdacht gegen die Seherin geschöpft. Cree Bega hatte sich nie davon überzeugen lassen, dass ihr Bündnis mit dem Morgawr ernst gemeint war. Das verriet er in seinem Benehmen ihr gegenüber, indem er sie größtenteils ignorierte und sie nicht um Rat bat, was sogar der Morgawr tat. Er wartete schlicht, so vermutete Ahren, auf den Moment, in dem ihr Verrat enthüllt wurde.
     »Nichtss zzu ssagen, Prinzz der Elfen?«, spottete Cree Bega, beugte das Gesicht dicht an seines, und sein durchdringender Geruch stieg Ahren in die Nase. »War ssie nicht deine Freundin? Isst ssie dass nicht mehr?«
     Natürlich begriff Ahren, worauf die Fragen abzielten. Er hasste sich wegen seiner Unsicherheit, doch er schwieg und ertrug den Hohn des Mwellrets und seine eigenen Zweifel. Alles, was er preisgab, würde Dinge offenbaren, die entweder ihm oder Ryer schadeten. Wenn sie sich mit ihm unterhielt, könnte man auf ein heimliches Bündnis zwischen ihnen schließen. Wenn dieses jedoch gar nicht bestand, würde er nur noch schmerzlicher empfinden, auf welche Weise sich ihre Beziehung verändert hatte. Um das zu ertragen, war er im Augenblick zu verletzlich. Es war klüger, Geduld zu üben.
     Er wandte sich ab. »Red doch selbst mit ihr«, murmelte er.
     Einen Tag später bot sich ihm erneut eine Möglichkeit, als er ins Quartier des Morgawrs gerufen wurde. Bei seinem Eintreten stand die Seherin neben dem Morgawr. Abermals trug sie diesen distanzierten Blick und diese leere Miene zur Schau, als wäre ihr Geist auf Reisen und nur ihr Körper zurückgeblieben. Der Morgawr fragte ihn wieder über die Besatzungsmitglieder der Jerle Shannara aus - mit wie vielen man aufgebrochen war, wer sie waren, wo er sie zuletzt gesehen hatte, in welcher Beziehung sie zum Druiden gestanden hatten. Ein zweites Mal fragte er nach der Zahl - wie viele wohl noch leben mochten. Diese Fragen hatte er ihm schon einmal gestellt, und Ahren gab ihm die gleichen Antworten, das war nicht schwierig. Dazu brauchte er nichts vorzutäuschen. Zum größten Teil wusste er weniger als der Morgawr. Sogar über Bek schien der Morgawr besser Bescheid zu wissen als Ahren. Er hatte die Spuren von Magie entschlüsselt, die in den Katakomben von Castledown in der Luft lagen, und dadurch hatte er von Beks Anwesenheit dort erfahren. Daher wusste er auch, dass Ahrens Freund weiter vor dem Zauberer davonlief und seine Schwester versteckt hielt.
     Die wenigen Dinge, die der Morgawr nicht herausgefunden hatte, teilte Ryer Ord Star ihm mit. Sie hatte ihm alles erzählt.
     Manchmal schien sie während der Verhöre, denen der Morgawr Ahren unterzog, von dem inneren Ort zurückzukommen, an dem sie gewesen war. Dann wurde ihr Blick klarer und ihre Hände zuckten. In diesem Moment wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst, doch nur kurz, und schon war sie wieder abgedriftet. Den Morgawr schien das nicht zu interessieren, bei Ahren hingegen verursachte dies starkes Unbehagen. Warum störte sich der Zauberer nicht daran, dass sie seinen Worten wenig Aufmerksamkeit schenkte? Warum verdächtigte er sie nicht, dass sie sich freiwillig isolierte?
     Ahren brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, was tatsächlich vor sich ging. Sie distanzierte sich überhaupt nicht. Sie nahm sehr wohl an den Gesprächen teil, allerdings auf eine Art, die dem Elfenprinzen zuvor entgangen war. Sie lauschte den Worten und benutzte sie, um ihre Gabe einzusetzen. Seine Worte verwandelte sie in Bilder von seinen Freunden, um Visionen über sie herbeizurufen. Auf diese Weise wollte sie auf ihre Spur kommen.
     Diese Erkenntnis verblüffte ihn so sehr, dass er mitten im Satz innehielt und sie anstarrte. Die Stille lenkte sie ab, was seine Worte nicht getan hatten. Einen Augenblick lang kehrte sie von dem Ort zurück, zu dem ihre Visionen sie geführt hatten, und sie starrte ihn ebenfalls an.
     »Tu das nicht«, sagte er leise zu ihr, weil er seine Enttäuschung nicht im Zaum halten konnte.
     Sie erwiderte nichts, doch er sah die Pein in ihren Augen. Der Morgawr befahl sofort, ihn in seine Zelle zurückzubringen, und entließ ihn verärgert und ungeduldig. Plötzlich erkannte er auch seinen eigenen Wert - der nicht in seiner Funktion als austauschbare Geisel oder als

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