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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mit Ersatzsegeln und Holz vollgestopft war.
     Im Dunkeln schob sie sich voran bis zu der Stelle, wo der Ponton spitz nach oben zulief und die hintere Steuerbordramme bildete. Dort tastete sie am Rumpf herum und öffnete einen hölzernen Riegel. Eine Klappe, die an verborgenen Scharnieren befestigt war, ging auf. Ryer Ord Star griff in den Hohlraum dahinter und holte ein Gestell aus flexiblen Stangen heraus, zwischen denen leichtes Segeltuch befestigt war.
     Dieses Gestell reichte sie mitsamt dem Segeltuch an Ahren weiter, der vor der Kampfkanzel hockte, dann kehrte sie zu ihm zurück.
     »Das ist ein Einflügler«, flüsterte sie, beugte sich zu ihm vor, und ihre Haare strichen über sein Gesicht. »Eine Art Drachen, gedacht, um sich von einem abstürzenden Luftschiff zu retten. Redden Alt Mer hatte ihn für Notfälle hier versteckt.« Unvermittelt strich sie Ahren über die Wange.
     »Du wolltest dem Morgawr gar nicht helfen?«, erwiderte der Elfenprinz leise, nichtsdestoweniger konnte man aus seiner Stimme Erleichterung und Freude heraushören.
     »Ich wollte dein Leben retten und natürlich auch meines. Deshalb musste ich ihm verraten, wer du bist. Sonst hätte er dich umgebracht.« Sie holte tief Luft. »Jetzt will er dich so oder so loswerden. Er glaubt, du wärest nicht mehr von Nutzen für ihn. Ich kann dich nicht mehr beschützen. Aus diesem Grund musst du das Schiff verlassen.«
     Er schüttelte den Kopf und packte ihren Arm. »Nicht ohne dich. Ich lasse dich nicht allein.«
     Das sagte er mit solcher Vehemenz, mit solch verzweifeltem Nachdruck, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Er hatte an ihr gezweifelt, und nun wollte er es wieder gutmachen. Wenn es darauf ankäme, würde er sein Leben für sie geben.
     »Für mich ist die Zeit noch nicht gekommen«, sagte sie. »Ich habe Walker versprochen, den Morgawr bei seiner Suche in die Irre zu führen. Der Morgawr denkt, ich wolle ihm helfen, doch in Wirklichkeit werfe ich ihm nur genug Brocken hin, damit er nicht misstrauisch wird. Ich folge dir später.«
     Sein unsicherer Blick entging ihr nicht, und sie deutete schroff auf den Einflügler. »Hör auf, mit mir zu streiten! Nimm das Ding und los. Sofort! Du musst es aufklappen, die Gurte umschnallen und dich hineinlegen. Mit der Stange und den Riemen kannst du steuern. Ist nicht sehr schwierig. Komm, ich helfe dir.«
     Er schüttelte den Kopf und sah sie fragend an. »Woher weißt du über den Einflügler Bescheid?«
     »Walker hat es mir erzählt.« Sie löste die Riemen, mit denen das Gestell zusammengebunden war, und klappte den Rahmen auf. »Er hatte es vom Großen Roten erfahren. Die Rets haben keine Ahnung. Da, schon fertig. Geh zum Rand des Pontons und schnall dich an!«
     Er gehorchte ihr widerspruchslos, weil er immer noch verwirrt war von den Ereignissen an Bord und nicht klar denken konnte, um begründete Einwände zu erheben. Sobald er erst einmal in der Luft wäre, war es dafür zu spät. Dann wäre die Sache gelaufen, jedenfalls soweit sie einen Einfluss darauf hatte. Mehr konnte sie nicht tun.
     »Du solltest jetzt mitkommen«, drängte er und suchte weiter nach Argumenten.
     Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Später. Flieg von hier weiter nach Norden und dann von der Küste ins Landesinnere. Halt nach einem Regenwald inmitten des Gebirges Ausschau. Auf einem Hang oberhalb einer Felswand bei diesem Wald findest du die anderen. Das haben mir meine Visionen gezeigt.«
     Er schlang sich die Gurte um den Körper, und Ryer zog sie ihm auf dem Rücken fest. Dann klappte sie den Rahmen auf und zeigte Ahren Steuerstange und Steuerriemen. Alle paar Sekunden blickte sie über die Schulter zum Deck hinauf, aber von den Mwellrets ließ sich keiner an der Reling blicken.
     »Ryer«, versuchte Ahren, sie nochmals zu überzeugen.
     »Hier«, sagte sie, griff in ihre dünne Robe und zog einen Beutel hervor. Sie schob ihn ihm in die Tasche, ganz tief, damit er nicht herausrutschen konnte. »Die Elfensteine«, flüsterte sie.
     Ungläubig starrte er sie an. »Aber wie hast du -«
     »Los jetzt!«, zischte sie ihn an und stieß ihn vom Ponton ins Leere.
     Sie schaute zu, wie der Wind in das Segeltuch blies und den Rahmen strammzog. Der Einflügler schwebte in die Dunkelheit davon. Einen letzten Blick erhaschte sie noch auf das verblüffte Gesicht des Elfenprinzen und entdeckte plötzlich darin den Mann, der an die Stelle des Jungen getreten war, mit dem sie die Reise begonnen hatten,

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