Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
deren Umsetzung.
     Sie wartete, bis alle Mwellrets schliefen, außer der Wache und dem Steuermann. Die Schwarze Moclips segelte langsam und träge durch den nächtlichen Himmel und folgte der Küstenlinie in nordöstlicher Richtung, und Ryer Ord Star schlüpfte aus dem provisorischen Bett auf dem Hinterdeck und schlich nach vorn. Aden Kett und seine Mannschaft standen auf ihren Posten und starrten mit toten Augen vor sich hin. Sie sah sie an, während sie vorbeiging, doch ließ sie den Blick nicht auf ihnen verweilen. Es war riskant, seinem eigenen Schicksal zu intensiv ins Gesicht zu schauen.
     Das Luftschiff schaukelte sanft im Westwind. Die Kälte, herangetragen von den Stürmen, hielt an, und vor Ryers Mund bildeten sich zarte Wölkchen. Unter dem Schiff, dort, wo die Berggipfel in die Wolken ragten, waren die kahlen Hänge mit Schnee bedeckt. Mit der Wärme, die sie bei ihrer Ankunft begrüßt hatte, war es vorbei, die hatte sich durch irgendeine Fehlfunktion von Antrax ins Inland zurückgezogen. Dass die Wissenschaft einen Weg finden konnte, das Wetter zu kontrollieren, erschien ihr unglaublich, aber in dem Zeitalter vor den Großen Kriegen hatte es, wie sie wusste, viele erstaunliche Errungenschaften gegeben, die seitdem aus der Welt verschwunden waren. In den Vier Ländern hatte die Magie die Wissenschaft ersetzt. Manchmal fragte sie sich, ob der Verlust der Wissenschaft ein Segen oder ein Unglück war und ob die Seherinnen in der Welt tatsächlich einen Wert besaßen.
     Sie erreichte die offene Luke, wo eine Treppe hinunter zu den Lagerräumen führte, und sie stieg hinab in die dunkle Stille und lauschte auf die Wache, die hier unten postiert sein musste. Walker würde kaum gutheißen, was sie jetzt tat. Er hätte sie bestimmt aufgehalten, wenn er nur gekonnt hätte. Sein Rat wäre sicherlich, kein Risiko einzugehen und sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die er ihr erteilt hatte. Allerdings betrachtete Walker die Dinge durch die Augen eines Mannes, der im Tode zu erreichen trachtete, was ihm im Leben nicht gelungen war. Er war ein Schatten, und seine Einflussmöglichkeiten durch den Schleier hindurch waren begrenzt. Vielleicht wusste er, welche Rolle die Ilse-Hexe für das Schicksal der Vier Länder spielen würde, und er kannte gewiss auch die Gründe, aus denen sie unbedingt dem Morgawr entkommen musste, und zudem den Weg, den sie zu wählen hatte, um von dem Ort zurückzukehren, an den ihre bedrängte Seele sie geführt hatte. Für Ryer Ord Star war jedoch lediglich eines klar: Ihnen lief schlicht die Zeit davon.
     Der Gang hier unten lag im Dunkeln, dennoch fand sie mit Leichtigkeit den Weg durch die Düsternis. Sie hörte vor sich jemanden schnarchen und begriff, dass der Wache haltende Mwellret schlief. Der Trunk, den sie ihm vor einiger Zeit in das Abendbier gemischt hatte, dürfte ihn für eine Weile in einen todesähnlichen Zustand versetzen. Das war gar nicht so schwer gewesen. Gefahr drohte nur, wenn ein anderer Ret die schlafende Wache entdeckte, ehe sie Ahren befreit hatte.
     An der Tür zu dem Lagerraum, der als Gefängnis diente, nahm sie dem Ret die Schlüssel ab, schloss auf und lauschte währenddessen ständig auf Geräusche. Wortlos öffnete sie die Tür und schlüpfte wie ein Gespenst hinein. Ahren erhob sich, trat ihr entgegen, hielt inne, als er sie erkannte, und war nicht sicher, was er von ihrem Erscheinen halten sollte. Immerhin blieb er still - dank des Zeigefingers, den sie an die Lippen legte, und der Verstohlenheit, mit der sie ihn von seinen Ketten befreite. Selbst im kargen Licht der Kabine konnte sie ihm Unsicherheit und Misstrauen von den Augen ablesen, dennoch würde er ihre Absichten kaum missverstehen. Er ließ sich von ihr befreien und folgte ihr nach draußen, stieg über den schlafenden Wachposten, der quer im Gang lag, und schlich hinter Ryer her zur Treppe nach oben. Die Schwarze Moclips schaukelte sanft hin und her wie eine große Wiege für schlafende Männer und müde Wachen. Außer dem gewohnten leisen Knarren, das von den Bewegungen des Schiffes herrührte, war kein Geräusch zu hören.
     Sie stiegen die Treppe hinauf, kamen hinter dem Steuermann heraus, drückten sich in den dunklen Schatten der Heckaufbauten und huschten über das Deck hinüber zur Reling. Ohne ein Wort glitt Ryer Ord Star über das Geländer, ging den schmalen Steg hinunter, der auf den Steuerbordponton führte, und eilte an der hintersten Kampfkanzel vorbei, die zwei Meter tief und

Weitere Kostenlose Bücher