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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Sie würde versuchen, ihn von seinen Gefolgsleuten zu trennen, damit sie ihm nicht helfen konnten. Wenn sie eine Chance gegen ihn haben wollte, musste sie ihn allein erwischen. Cree Bega und seine Mwellrets stellten keinen Schrecken für sie dar, doch könnten sie ebenso eine Ablenkung bedeuten wie Bek und Rue Meridian. Wollte sie den Kampf mit dem Morgawr gewinnen, musste sie dies verhindern.
     Nun begann sie bereits, sich wie ein Teil ihrer Umgebung zu fühlen, ein Ding aus Stein und Mörtel und Staub aus alten Zeiten.
     Sie trennte sich von dem Teil, der Grianne Ohmsford verkörperte, und verwandelte sich allmählich in die Ilse-Hexe zurück. So wurde sie zu dem Geschöpf, das überleben konnte, wappnete sich gegen das, was sie erwartete, verbarg jenes, das verwundbar war. Das bedurfte einer Veränderung ihres Denkens, sie musste ihre Gefühle und ihre Zweifel wegsperren. Das war erforderlich, um das Selbst für die Schlacht zu rüsten. Über solch prosaische Beschreibungen lächelte sie, denn die Wahrheit war wesentlich finsterer und hässlicher. Sie schlug einen anderen Weg ein als damals, da ihr einziger Lebenszweck darin bestanden hatte, Walker zu vernichten, doch dieser Pfad war genauso düster. Töten hieß töten, auch wenn der Morgawr das Opfer sein sollte. Dadurch würde sie nicht gerade ihre Selbstachtung vergrößern. Und ihre Vergangenheit konnte sie damit ebenfalls nicht ändern. Möglicherweise erhielt jedoch eine Hand voll Menschen, denen sie Unrecht getan hatte, die Chance zu überleben. Das genügte ihr.
     Glücklicherweise wurde Bek nicht Zeuge dieser Verwandlung, die, wie sie glaubte, in Augen und Stimme erkennbar war. Dieses andere Ich konnte im Zaum gehalten, doch nicht versteckt werden. Vielleicht würde sie immer so bleiben, in zwei Persönlichkeiten gespalten, immer von einer zur anderen wechseln, je nachdem, was Ereignisse und Umstände erforderten. Sie sah es schon regelrecht vor sich, und doch konnte sie nichts dagegen tun.
     Vor sich hörte sie nun Geräusche, die Schritte schwerer Stiefel, die über Stein und Erde schlurften. Sie waren ein ganzes Stück entfernt, kamen jedoch näher. Der Morgawr versuchte, in das Labyrinth einzudringen. Bis jetzt hatte er ihre Anwesenheit nicht entdeckt, lange würde es vermutlich aber nicht mehr dauern. Am besten sollte sie ihn vorher angreifen, solange er sich in Sicherheit wiegte. Sie konnte warten und schauen, ob die Magie des Geistes der Ruinen den Zauberer in Bedrängnis brachte, allerdings lohnte es sich vermutlich nicht. Der Morgawr war zu schlau, um sich lange narren zu lassen, und zu hartnäckig, um sich einfach vertreiben zu lassen. Redden Alt Mer hatte da einen hübschen Plan ausgeheckt, nur würde er bei einem so gefährlichen Gegner nicht funktionieren.
     Sie hörte nicht auf, leise zu summen, und die Magie verbarg sie nicht nur vor dem Bewohner der Ruinen, sondern auch vor jenen, die nach ihr suchten. So ging sie ihnen entgegen, schlich durch die Schatten und achtete im offenen Raum auf verdächtige Bewegungen. In Kürze würde sie auf ihre Feinde stoßen. Sie atmete langsam und tief, um sich innerlich zu wappnen. Vorsicht war angebracht. Still wie die Luft, durch die sie ging, musste sie sein. Sie durfte nicht mehr auffallen wie ein Schatten, der aus dem Reich der Toten kam.
     Und vor allem musste sie schnell sein.
     
    Redden Alt Mer wirkte beinahe resigniert angesichts der Unausweichlichkeit der Situation, als er hörte, wie sich Grianne Ohmsford entschieden hatte. Mit Bek und Rue stand er auf dem Achterdeck der Jerle Shannara, reagierte auf nichts und starrte stattdessen nur gedankenverloren in die Ferne. Schließlich sagte er ihnen, sie sollten auf ihre Posten zurückkehren und ihn wissen lassen, wenn sie etwas Auffälliges bemerkten. Er machte nicht den Eindruck, dass er die Fahrenden an Deck rufen würde, um das Schiff für die Flucht vorzubereiten, für den Fall, dass Grianne scheiterte. Überhaupt schien er an gar nichts interessiert zu sein. Er hörte sie an und ging dann fort.
     Seine Schwester wechselte einen Blick mit Bek und zuckte mit den Schultern. »Warte hier«, sagte sie.
     Daraufhin verschwand sie unter Deck und ließ Bek mit den Gedanken daran allein, was auf sie zukam. Er stellte sich an die Reling und schaute zum klaren blauen Himmel hinauf. Britt Rill und Kelson Riat standen am Bug und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Spanner Frew fummelte in der Pilotenkanzel herum und machte etwas mit den

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