Shannara VIII
sagte sie. »Auch mit einer erfolgreichen Flucht wird die Geschichte nicht zu Ende sein. Ich kenne den Morgawr. Er wird mir so lange nachstellen, bis er eine Möglichkeit gefunden hat, mich zu vernichten. Wenn ich Ruhe haben will, muss ich dem Ganzen hier ein Ende setzen.«
Bek schüttelte empört den Kopf. »Was sollen wir denn tun, während du hinausgehst und dich opferst? Das Beste hoffen?«
»Schlagt Vorteil aus dem Durcheinander. Auch wenn ich sterben sollte, wird der Morgawr aus diesem Kampf nicht unbeschadet hervorgehen. Er wird geschwächt sein, und unter seinen Gefolgsleuten wird sich Chaos ausbreiten. Ihr könnt sie dann angreifen oder fliehen, während sie sich die Wunden lecken. Beides wäre in Ordnung. Überlegt es euch mit den anderen und trefft eine Entscheidung.«
Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Du hast für mich getan, was du konntest, Bek. Daher brauchst du keine Schuldgefühle zu haben. Ich mache dies, weil ich muss.«
Daraufhin wandte sie sich an Rue. »Mir gefällt es, dass du keine Angst hast, nicht einmal vor mir. Und auch, dass du meinen Bruder so sehr liebst.«
»Tu das nicht«, bettelte Bek.
»Pass gut auf ihn auf«, sagte seine Schwester zu Rue, und ohne ein weiteres Wort oder einen einzigen Blick ging sie davon.
Der Morgawr befahl dem Rest seiner Flotte, vor der Küste liegen zu bleiben, wo man sicher vor allen Sabotageanschlägen war, und flog mit der Schwarzen Moclips über die Silbergischt der Blauen Spalte hinweg zum Grasland vor der Burg von Mephitic. Er ließ sein Luftschiff landen, festmachen und Aden Kett und seine wandelnden Toten mit einer Hand voll Wachen zurück. Dann warf er eine Strickleiter über die Reling des Steuerbordpontons, nahm Cree Bega und ein Dutzend seiner Mwellrets, kletterte vom Schiff herunter und machte sich zur Ruine auf.
Ohne ihre Gegenwart zu verbergen, gingen sie über die offene Grasfläche. Falls sich die Überlebenden der Jerle Shannara innerhalb der Burg versteckten, war es dem Morgawr recht, wenn sie ihn kommen sahen. Sie sollten Zeit zum Nachdenken haben, ehe er sie erreichte, damit ihre Angst ein wenig Zeit hatte, ihre Wirkung zu entfalten. Die Ilse-Hexe würde sich nicht fürchten, ihre Gefährten jedoch schon. Inzwischen hatten sie gewiss erfahren, dass er die Seelen von Lebenden fraß, und auch, wie die Föderationsmannschaft an Bord der Schwarzen Moclips aussah, nachdem er mit ihr fertig gewesen war. Wenigstens einer würde die Anspannung daher bestimmt nicht mehr aushalten und ihren Aufenthaltsort verraten.
Dadurch konnte er Zeit und Mühe sparen, und er würde seine Kräfte für die Ilse-Hexe aufsparen.
Also erklärte er Cree Bega, was er wollte. Die Mwellrets sollten seiner Führung folgen. Niemand durfte sprechen. Wenn sie die Gesuchten gefunden hatten, würden sie die Ilse-Hexe ihm überlassen. Mit den anderen konnten sie tun, was sie wollten. Am besten sollten sie getötet oder zumindest betäubt werden, damit man sich ihrer schnell entledigen konnte.
Vor allem sollten sie jedoch nicht vergessen, dass dort noch etwas anderes in der Ruine hauste, ein Geist, der über Magie verfügte und über eine enorme Macht. Wenn man ihn aufbrachte oder angriff, könnte er eine große Gefahr darstellen. Daher durfte nichts schief gehen, wenn sie erst einmal im Inneren der Burg waren, weil dieses Wesen die Ruine als seinen Besitz betrachtete und kämpfen würde, um sie zu verteidigen. Die Jerle Shannara und ihre Mannschaft interessierten diesen Geist jedoch nicht. Sie gehörten nicht zu seinem Reich, und er würde sie nicht verteidigen.
All das erklärte der Morgawr, ohne sich dessen vollkommen sicher zu sein. Möglicherweise irrte er, und der Bewohner der Burg würde aus Gründen angreifen, an die der Morgawr überhaupt nicht gedacht hatte. Aber es würde niemandem helfen, wenn er das den Mwellrets erzählte. Man konnte sie alle opfern, auch Cree Bega. Wichtig war nur, dass er selbst überlebte, und daran zu zweifeln, hatte er keinen Grund. Seine Magie beschützte ihn.
Sein Plan war daher einfach. Er würde die Hexe finden und umbringen, die Bücher der Magie von dem Luftschiff holen und fortfliegen. Wenn er nur die Hexe bekäme und die Bücher nicht, würde ihm das genügen. Da der Druide tot war, gab es nur noch die kleine Hexe, die ihm später einmal Schwierigkeiten bereiten könnte. Die Bücher der Magie waren wichtig, trotzdem konnte er sie im Notfall aufgeben.
Er dachte darüber nach,
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