Shannara VIII
waren sie allein auf dem Luftschiff. Quentins Zustand hatte sich in den letzten Tagen wieder verschlechtert, nachdem seine Verwundungen zunächst gut zu heilen schienen. Er war offenbar nicht in Gefahr, hatte allerdings Fieber, halluzinierte häufig und stieß dann laute Schreie aus. Also hatte Rue ihm einen Schlaftrunk verabreicht.
Die Explosion könnte ihn jedoch geweckt haben, daher ließ Ahren Kian oben zurück und ging unter Deck, um nach dem Hochländer zu schauen. Am liebsten wäre er gar nicht an Bord des Luftschiffes geblieben, sondern mit den anderen losgezogen, denn auf diese Weise hätte er wenigstens gewusst, was vor sich ging. Schlimm genug, dass Bek und Rue nicht mehr da waren, doch jetzt waren auch noch alle Fahrenden verschwunden, und allein mit dem schweigsamen Kian und dem schlafenden Quentin fühlte er sich ein wenig einsam.
Er steckte den Kopf lange genug in die Kabine des Kapitäns, um sich zu vergewissern, dass mit Quentin alles in Ordnung war, dann ging er wieder nach oben. Kian stand an der Backbordreling und blickte in die Ruinen.
»Hast du irgendetwas gesehen?«, fragte Ahren ihn.
Kian schüttelte den Kopf. Gemeinsam lauschten sie und hörten schließlich eine zweite Explosion mit einem tieferen Knall. Kampflärm drang zu ihnen herüber, aus der Ferne zwar, aber deutlich zu vernehmen, helles, scharfes Klirren von Klingen und die Schreie Verwundeter oder Sterbender. Weitere Explosionen folgten, dann herrschte wieder Stille.
Lange Zeit warteten sie, doch die Stille wurde nur noch tiefer. Die Minuten verstrichen wie träge Schritte, die ins Nichts laufen. Ahren konnte es vor Ungeduld fast nicht mehr aushalten. Er trug die Elfensteine bei sich und hatte sich ein Schwert umgeschnallt. Wenn es zum Kampf käme, wäre er vorbereitet. Doch solange sie hier blieben, würde dies wohl nicht der Fall sein.
»Ich denke, wir sollten nach ihnen suchen«, schlug er vor.
Kian schüttelte den Kopf, sein dunkles Gesicht war ausdruckslos. »Jemand muss beim Schiff bleiben, Elfenprinz. Wir können es nicht unbewacht lassen.«
Natürlich hatte Kian Recht, doch leider fühlte sich Ahren deshalb nicht gerade besser. Wenn überhaupt, dann sogar eher schlechter. Seine Aufgabe bestand darin, an Bord der Jerle Shannara Wache zu halten, auch wenn er sich vollkommen nutzlos vorkam. Dabei war er gar nicht unbedingt so erpicht auf den Kampf, sondern eigentlich wollte er nur seinen Teil zum Erfolg beisteuern. Bis jetzt, so erschien es ihm, hatte er der Expedition wenig genützt. In den Ruinen von Castledown hatte er seine Freunde im Stich gelassen und war davongerannt. Walker hatte er enttäuscht, weil er die Elfensteine nicht rechtzeitig finden konnte, um ihm bei seiner Auseinandersetzung mit Antrax zu helfen. Ryer Ord Star hatte er bei seiner Flucht von der Schwarzen Moclips einfach beim Morgawr zurückgelassen.
Besonders der Tod der Seherin hatte ihm zugesetzt. Der Große Rote hatte ihm die schlimmsten Tatsachen verschwiegen, aber trotzdem ersparte ihm das den Schock nicht. Ahren konnte sich von seinen Schuldgefühlen nicht frei machen. Er hatte es so eilig gehabt fortzukommen und einfach ihren Ausreden geglaubt, ohne sie in Frage zu stellen. Sie hatte sich für ihn geopfert, obwohl es eigentlich hätte anders herum sein sollen.
Traurig seufzte er. Es war zu spät, um etwas an dem Geschehenen zu ändern, aber nicht zu spät, um zu verhindern, dass es noch jemand ebenso erging. Dennoch, welche Chance hatte er schon, etwas zu bewirken, während er hier auf der Jerle Shannara saß und die anderen aufgebrochen waren, um die Schlacht für ihn zu schlagen?
Weitere Explosionen folgten, dann wälzte sich ein lautes Knirschen wie eine Lawine über die Ruine hinweg. Der Boden bebte so heftig, dass das Luftschiff zu schaukeln begann und beide Elfen beinahe über die Reling geworfen hätte, wenn sie sich nicht daran festgehalten hätten. Steinblöcke brachen von den Wehrgängen und Türmen der alten Burg, und neue Risse klafften in den Mauern und Böden auf wie hungrige Mäuler.
Nachdem das Knirschen vorüber war, kehrte erneut Stille ein. Ahren starrte in die Ruine und versuchte, sich einen Reim auf die Geräusche zu machen, aber von hier aus war nichts zu erkennen.
Wütend wandte er sich an Kian. »Ich werde mir die Sache mal anschauen. Da ist irgendwas passiert.«
Kian versperrte ihm den Weg und sah ihn an. »Nein, Elfenprinz. Das ist nicht sicher -«
Er gab ein scharfes Grunzen von
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