Shannara VIII
sich die Augen an die Dunkelheit. Die Wände, der Boden und die Decke des Lüftungsschachtes waren glatt und leer. Mehrere hundert Meter ging es voran, immer in die gleiche Richtung, schweigsam und mit dem schwachen Geruch des Metalls in der Nase, und von der Öffnung, durch die sie eingetreten waren, blieb hinter ihnen nur ein kleiner heller Punkt. Nun neigte sich der Stollen langsam leicht nach unten, bis er sich in zwei Gänge gabelte. Die kleine Gesellschaft blieb stehen und wählte schließlich den größeren der beiden, der weiter nach unten führte. Zahllose Röhren mündeten an den Wänden und in der Decke. Von vorn hörten sie Geräusche von Maschinen, zunächst noch leise und kaum vernehmbar, ein leises Schnurren, ein Summen. Es klang wie ein uraltes Lebewesen, das schon seit Ewigkeiten sein Leben hier fristete.
In regelmäßigen Abständen brannten Lichter ohne Flammen an den Wänden, deren gelbliches Licht nicht flackerte. Eigenartige Fischaugen starrten Quentin von der Decke an. Sie waren weiter voneinander entfernt als die Lampen, und in ihrer Mitte blinkten winzige rote Punkte. Diese Fischaugen schienen ihn anzustarren. Der Gedanke allein war lächerlich, trotzdem konnte er ihn nicht abschütteln. Er blickte zu Panax und Tamis, ob sie ebenfalls nach oben sahen, aber sie schauten nach vorn den Gang entlang.
Voller Erstaunen betrachtete Quentin seine Umgebung. Einen solchen Ort hatte er nie zuvor gesehen. So viele Metallplatten lagen aneinander, Meter um Meter, mit Nieten befestigt und gegen Wetter und Tiere und Pflanzenwuchs geschützt, ein Tunnel von Menschenhand, der in die Erde gegraben war. Wie hatte man ihn gebaut? Er versuchte sich die Kultur, die Maschinen und die Fähigkeiten vorzustellen, die man brauchte, aber schon dazu war er nicht in der Lage. Die Alte Welt unterschied sich stark von der heutigen, das hatte er immer gewusst, doch war ihm dies nicht so eindringlich zu Bewusstsein gekommen wie in diesem Lüftungsschacht.
Von Stützen gehalten, tauchten nun Metallrohre auf, die sich weit über die Wände des Ganges erstreckten. Ihren Zweck vermochte Quentin nicht zu erkennen. Alles wirkte fremdartig und unbekannt, all die metallenen Oberflächen, all der Raum und die Leere. Wenn Antrax hier unten lebte, hatte er sehr viel Platz - so viel stand fest. Aber welche Art von Lebewesen suchte sich so einen Ort zum Wohnen aus? Eine andere Maschine, ein Kriecher aus Metall, dachte Quentin. Vielleicht war Antrax eine Maschine und doch viel mächtiger als die Kriecher, die er befehligte.
Plötzlich erstarrte Tamis. Warnend hob sie die Hand. Augenblicklich blieben die vier Männer stehen. Alle lauschten. Vor ihnen endete der Gang in einem Verteilerraum, von dem ähnliche Tunnel wie Speichen von einem Rad abzweigten. Aus einem dieser Gänge hörte man Schritte. Die Schritte waren schwer und laut und vorsichtig, als würde jemand ein schweres Gewicht tragen.
Quentin hatte nie zuvor solche Schritte gehört. Was sie hervorrief, ging auf zwei Beinen, aber es klang nicht so wie irgendein Wesen, dem er schon einmal begegnet war. Er schaute die anderen an. Tamis hatte sich geduckt wie eine Katze. Panax stand aufrecht da und hatte eine unergründliche Miene aufgesetzt. Die Gesichter der Elfenjäger Kian und Wye glänzten vor Schweiß. Quentin hatte das Gefühl, er könne nicht mehr atmen. Niemand konnte sich rühren.
Dann eilte Tamis auf den düsteren Verteilerraum zu. Einmal sah sie zu Quentin zurück, ihr ernstes Gesicht war angespannt, und ihre grauen Augen leuchteten. Lass mich nicht im Stich, sagte ihr Blick. Ohne die Reaktion der anderen abzuwarten, folgte er ihr. Dann setzten sich auch der Zwerg und die beiden Elfen in Bewegung. Das Geräusch der Schritte wurde lauter. Wer oder was immer es war, es gab sich keine Mühe, sein Näherkommen zu verbergen. Offensichtlich war es groß und besaß eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Jedenfalls gehörte es nicht zu denjenigen, nach denen Quentin und seine Gefährten suchten.
Zwanzig Fuß vor dem Verteiler waren alle Ausgänge der sich dort kreuzenden Tunnel sichtbar, und die fünf verlangsamten ihre Geschwindigkeit, als ein Schatten aus dem Gang links neben dem ihren auftauchte. Dann trat eine große, schwerfällige Gestalt aus der Dunkelheit ins Licht des Dutzends Lampen.
Quentin stockte der Atem, als die Gestalt zu erkennen war. Auch die anderen hörte er nach Luft schnappen. Selbst Tamis, die sonst immer vor nichts Angst zu haben schien, trat
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