Shannara VIII
verloren haben und hier gestrandet sind?«
»Das wäre nicht so ungewöhnlich«, erwiderte Quentin ein wenig zu scharf.
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Sei nicht dumm. Indem die Rindge uns helfen, riskieren sie ihr Leben und setzen sich möglicherweise der Vergeltung von Antrax aus, was auch immer er ist. Das würden sie nicht tun, solange sie sich nicht einen Vorteil erhoffen.«
Panax zog eine finstere Miene, denn dieser Vorwurf machte ihn nicht glücklicher als Quentin. »Und welcher Vorteil sollte das sein, Tamis?«
»Darüber habe ich nachgedacht«, fuhr sie fort, senkte die Stimme und ließ die Rindge nicht aus den Augen. »Ihr habt ihnen erzählt, wir seien hergekommen, um einen Schatz zu suchen, und sie wissen, dass wir mit der Absicht in die Ruinen gezogen sind, ihn zu finden. Daher nehmen sie vermutlich an, wir wüssten etwas über Castledown, das ihnen unbekannt ist, sonst hätten wir diese Unternehmung nicht gewagt - gleich, wie irrig diese Annahme ist. Zumindest, davon dürften sie ausgehen, besitzen wir etwas, mit dem wir eine Chance gegen Antrax haben. Nun lasst euch das einmal durch den Kopf gehen. Sie haben es zwar nicht gesagt, aber was wäre, wenn sie uns schon bei unserem ersten Marsch in die Ruinenstadt beobachtet haben und über Quentins Schwert und Walkers Druidenkräfte Bescheid wissen? Seit Jahrhunderten suchen sie nach einer Möglichkeit, sich Antrax’ zu entledigen, und jetzt endlich sind sie vielleicht auf eine gestoßen. Auf uns. Wenn sie uns nun einfach als Waffe benutzen?«
»Um Antrax zu zerstören«, beendete Quentin ihre Überlegungen. »Also bringen sie uns zu ihm, lassen uns auf ihn los und hoffen das Beste. Daher werden sie wohl nicht an unserer Seite kämpfen, falls es zum Schlimmsten kommt. Sie werden davonlaufen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wie sie sich verhalten werden. Nur, denke ich, sollten wir genau aufpassen, was in unserem Rücken stattfindet. Vermutlich wundern sie sich über uns - woher kommen wir, und was haben wir vor, nachdem wir hier fertig sind? Womöglich halten sie es für das Beste, wenn Antrax und wir uns gegenseitig vernichten, damit die Rindge anschließend ihre Ruhe haben. Das müssen sie sich überlegt haben. Denn sie wollen nicht eine Form der Tyrannei gegen die andere tauschen. Immerhin besteht für sie diese Möglichkeit, und was auch immer wir sagen, wird sie nicht vom Gegenteil überzeugen.«
»Ich glaube nicht, dass Obat so denkt«, wandte Quentin nach einer Weile ein.
Tamis grinste höhnisch. »Du bist noch nicht so lange auf dieser Welt wie ich, Quentin Leah. Hast noch nicht so viel erlebt. Was meinst du, Panax?«
Der Zwerg schaute Quentin an, sein raues Gesicht war starr. »Sie hat Recht. Besser, wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet.«
»Kian und Wye habe ich alles schon erzählt«, teilte sie ihnen noch mit und machte sich wieder nach vorn auf. Dabei warf sie Quentin einen Blick über die Schulter zu. »Hoffentlich täusche ich mich, Hochländer. Hoffentlich.«
Schweigend setzten sie ihren Marsch fort, und Quentin grübelte düster über die Möglichkeit nach, abermals verraten zu werden. Gewiss hatte Tamis Recht, was die Rindge betraf, aber er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das bedeutete. Wenn nur Bek hier wäre und ihm einen Rat geben könnte. Er hätte die Wahrheit sicherlich schneller herausgefunden. Die Rindge machten keineswegs einen feindseligen Eindruck, allerdings führten sie seit Urzeiten Krieg gegen Antrax, daher kannten sie vermutlich einige wichtige Überlebensstrategien. Zwar wollten sie ihren Gästen nichts Böses, doch Tamis könnte richtig liegen. Vielleicht wollten sie einfach zuschauen, wie die Fremden sich den Weg durch das Labyrinth erkämpften. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie schlicht abwarteten, was geschähe, wenn Antrax und Quentins Gruppe aufeinander stießen.
Je mehr Quentin darüber nachdachte, desto unbehaglicher wurde ihm zumute. Die einzige wirkliche Waffe, die sie besaßen, war sein Schwert. Vielleicht würde er sie damit durch das Labyrinth bringen, sicher war er sich dessen jedoch nicht. Wenn Walker von Antrax besiegt worden war, welche Chance hatte dann er? Er fragte sich, ob Bek auf Antrax gestoßen war und seine Magie einsetzte, nachdem er diese entdeckt hatte. Und falls ja, hatte er Erfolg gehabt? Wenn seine Magie mächtig genug war, um Kriecher zu zerstören, wie Tamis berichtet hatte, konnte er damit Antrax zur Strecke
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