Shannara VIII
bringen? Der Gedanke, Bek würde allein gegen Antrax antreten, behagte ihm nicht. Schon die Möglichkeit behagte ihm nicht. Bek sollte nicht allein sein. Oder er selbst, was das betraf. Sie sollten es gemeinsam unternehmen, zusammenstehen, wie sie es sich vorgenommen hatten, und dabei aufeinander aufpassen.
Er fragte sich, ob es eine Chance gab, dass sie sich wieder treffen würden - und zwar rechtzeitig.
Am frühen Nachmittag erreichten sie den Rand von Castledown und machten Pause, während die Rindge das vor ihnen liegende Stück Weges nach Kriechern absuchten. Quentin setzte sich zu Panax und starrte nach vorn. Die Hitze auf dem Metall über der zerstörten Stadt ließ die mittägliche Luft flimmern. In der flachen Ödnis rührte sich nichts. Auch von dem Labyrinth im Stadtinnern ließ sich von hier aus nichts sehen, und nichts verriet, ob schon einmal jemand diesen Weg benutzt hatte. Panax trank einen Schluck Wasser und bot den Schlauch dann Quentin an.
»Machst du dir Sorgen um Bek?«, fragte er und wischte sich den Mund ab.
Quentin nickte. »Ich kann nicht anders. Mir gefällt der Gedanke ganz und gar nicht, dass er sich irgendwo dort draußen allein herumtreibt.«
Der Zwerg nickte und schaute in die Ferne. »Trotzdem ist es vielleicht besser so.«
Die Kundschafter der Rindge kehrten zurück. In der Umgebung der Stadt hatten sich keine Kriecher gezeigt. Obat deutete nach vorn, und sie zogen weiter durch die Bäume und blieben dicht am Waldrand, während sie an den Ruinen entlang in südöstliche Richtung marschierten. Niemand sprach, alle behielten die Stadt im Auge und achteten sorgsam darauf, wohin sie ihre Schritte setzten. Die Gebäude schienen sie anzustarren, die klaffenden Öffnungen von Fenstern und Türen wirkten wie leere Augen und Münder. Castledown war ein Friedhof für tote Menschen und tote Maschinen, ein Grab für den Unvorsichtigen. Quentin hatte das Schwert von Leah aus der Scheide gezogen und trug es vor sich, wobei er ein leises Kribbeln der Magie fühlte, die darauf wartete, gerufen zu werden. Er spürte seinen Herzschlag in den Schläfen hämmern und hörte seinen eigenen Atem.
Obat führte sie zu einem vergitterten Eingang, der in die Seite eines Gebäudes geschnitten war. Dieses breitete sich mehrere hundert Meter in beide Richtungen aus. Er postierte an beiden Enden Wachposten und machte sich vorsichtig daran, mit einem seiner Männer die Befestigungen zu lösen und das Gitter in den verrosteten Angeln zu öffnen. Dabei quietschte es mehrmals laut, was weder die alte Schmiere noch sein Gewicht verhinderte.
Obat zeigte in das schwarze Loch und sprach leise mit Panax.
»Obat sagt, dieser Gang führt dorthin, wo Antrax lebt«, dolmetschte der Zwerg. »Er meint, durch diese Öffnung atmet er unter der Erde.«
»Ein Lüftungsschacht«, sagte Quentin.
»Frag ihn, woher er weiß, dass Antrax dort unten ist«, bat Tamis.
Panax fragte ihn, hörte sich Obats Antwort an und schüttelte den Kopf. »Er weiß es, weil er Kriecher gesehen hat, die aus diesem Loch gekommen sind.«
Tamis blickte Quentin an. »Was meinst du, Hochländer? Du trägst das Schwert.«
Quentin starrte in die Dunkelheit des Schachtes und dachte nur, dass ihm kein Ort der Welt weniger einladend erschien als dieser. Weiter hinten konnte er Lichter ausmachen, schwaches Glimmen in der Finsternis, also wären sie immerhin nicht blind. Trotzdem wollte er nicht unter der Erde, unter all dem Stein und Metall in die Falle gehen, ohne eine Karte zu haben und ohne zu wissen, wo sie suchen mussten.
»Das könnte sich als reine Zeitverschwendung herausstellen«, meinte Panax.
Quentin nickte. »Andererseits, was können wir sonst tun? Wo sollen wir sonst nach den anderen suchen, wenn nicht hier?« Er packte den Griff des Schwertes fester. »Bis zu diesem Punkt haben wir es geschafft. Wenigstens sollten wir einen Blick wagen.«
Tamis trat vor und spähte in die Dunkelheit. »Ein Blick wäre mehr als genug. Werden uns die Rindge begleiten?«
Panax schüttelte den Kopf. »Sie haben mir bereits gesagt, dass sie die Ruinen nicht betreten, weder über noch unter der Erde. Vor Antrax haben sie zu große Angst. Immerhin warten sie hier auf uns.«
»Das spielt keine Rolle. Wir werden sie sowieso nicht brauchen.« Sie blickte zu Quentin. »Bereit, Hochländer?«
Quentin nickte. »Bereit.«
Dicht aneinander gedrängt betraten sie den Stollen, wobei Tamis die Führung übernahm und sich den Weg sorgsam anschaute. Rasch gewöhnten
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