SHANNICE STARR (German Edition)
knisterte zischend. Funken sprühten. Den sich heftig wehrenden Castle hielt sie so gut es ging fest, bis sie die Fackel wegnahm und den Arm losließ. Für einige Sekunden herrschte eine beunruhigende Stille. Castle lehnte sich zurück auf seine Liege. Aus seiner Kehle kamen heisere Laute. Wie ein Irrsinniger presste er die Kiefer aufeinander.
Gerade wollte Shannice die kauterisierte Wunde untersuchen, als ein donnerndes Inferno losbrach! Das mörderische Hämmern der Gatling Gun, einhergehend mit Schreien und vereinzelten Schüssen, ließ sie auf dem Absatz herumwirbeln. Castle war vergessen; er würde allein zurechtkommen oder vor die Hunde gehen.
Hektisch ergriff die Halbindianerin ihr Gewehr und stürzte ins Freie.
Sheriff Strother Heart hatte sich von dem Getümmel abgewendet und huschte entlang der Umzäunung des Siedlungsgeländes zur rückwärtigen Seite. Ihm auf den Fersen war Catacca. Beide Männer waren verwundet, doch der inbrünstige Wille, eine Entscheidung im Kampf zu erzwingen, trieb sie rücksichtslos voran.
»Glauben Sie, wir finden eine Lücke?«, fragte Catacca.
»Zur Not graben wir eine«, versetzte Heart. »Sollen die anderen sich doch abknallen lassen. Damit lenken sie die Verteidiger wenigstens ab.«
»So leicht werden sie es uns nicht machen.« Catacca hatte seinen Colt gezogen. Wachsam suchten seine Augen die Umgebung ab.
»Ich habe noch ein Hühnchen mit Castle zu rupfen«, raunte der Sheriff. Angespannt umrundete er die Einfriedung zur Nordseite des Geländes. »Es geht mittlerweile nicht mehr nur um diese Indianerhure und den Killer. Die Mormonen sind mir schon lange ein Dorn im Auge. Keiner weiß, was das Pack hinter verschlossenen Türen treibt. Jetzt ist die beste Gelegenheit, dieses Ungeziefer auszuräuchern.« Strother Heart spürte den Stahl seiner Waffe in der Hand. »Noch mal lasse ich mir keine Kugel verpassen.«
Dicht an den Palisadenzaun gedrängt gingen die Männer voran, bis Catacca auf eine Unebenheit am Boden aufmerksam wurde, die nur wenige Meter entfernt war. Verwundert betrachtete er einen Eisenring, der durch den Schnee sichtbar war.
»Laus mich der Affe!«, stieß Heart aus, der Catacca gefolgt war. Er wischte Schnee und Eis um den Eisenring beiseite. Darunter war massives Holz.
»Ein geheimer Zugang«, folgerte Catacca.
»Genau das, was wir suchen.« Der Sheriff grinste. »Da hat sich wohl jemand ein Hintertürchen offen gelassen …« Er packte den Eisenring und zog daran. Ohne große Kraftanstrengung ließ sich eine Luke öffnen.
»Sie ist nicht festgefroren«, sagte Heart und stieß die Bodenplatte nach hinten weg. »Muss vor Kurzem noch benutzt worden sein.«
Catacca und Heart äugten in das Loch hinein, das sich vor ihnen auftat. Eine Leiter mit nur wenigen Sprossen führte hinab. Sofort machten sich die Männer daran hinabzusteigen und fanden sich in einem niedrigen Stollen wieder. An seinem Ende führte eine weitere Luke nach oben.
»Jetzt fallen wir dem Gesindel in den Rücken«, bemerkte Sheriff Heart triumphierend.
»Ich nehme mir die Schlampe vor«, bekräftigte der Schwarze. Seine pochende Schulterverletzung erinnerte ihn jede Sekunde an die Halbindianerin.
Unbemerkt von den beiden Männern hatte sich eine weitere Gestalt dem Geheimzugang genähert. Abwartend stand sie einige Augenblicke davor und stieg in die Tiefe hinab, als die Gesprächsfetzen vom Ausgang des Stollens verstummten.
Die Torflügel waren einen Spalt breit geöffnet, gerade weit genug, dass die Gatling Gun hin und her geschwenkt werden konnte. Pulverdampf schwängerte die frostige Luft, und die Schreie Dutzender Männer hallten grausig zu Shannice herüber.
Beide Hände klammerte sie um ihr Gewehr und hechtete vor. Der Mormonenschütze feuerte wie ein Besessener, hatte das schwere Maschinengewehr aber nicht unter Kontrolle und mähte ziellos alles nieder, was ihm vor die Gewehrläufe kam. Allein der Rückstoß der Gatling verhinderte, dass er die Angreifer gezielt anvisieren konnte. Gleichzeitig betätigte er trotz seiner Schwierigkeiten mit enormer Geschwindigkeit die Handkurbel, die die acht Läufe des Feuer speienden Ungetüms drehte. Shannice sah voraus, dass es nur eine Frage von Sekunden war, bis ein Unglück passierte.
Schon wollte sie auf den ungelenken Schützen zuspringen und dessen Hand von der Kurbel schlagen, da traf ihn eine Kugel und riss ihm die Hüfte auf. Er verzog das Geschütz, als er mit vollem Körpergewicht gegen die Gatling
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