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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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von Cowdrey.«
    Unwillkürlich hustete Rick Montana und weitete die Augen, als hätte die Äußerung des Geistlichen ihn tief gekränkt.
    »Steht’s so schlecht um mich, dass ich kirchlichen Beistand benötige?« Er schaffte es, sich vollends auf die Ellbogen zu stützen. »Ein verdammter Prediger ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann!«
    »Bewahren Sie Ihre Haltung!«, erwiderte der Reverend. »Glauben Sie mir: Ich weiß genau, was in Ihnen vorgeht.« In den Worten lag eine Bestimmtheit, die Montanas Ablehnung dämpfte und ihn aufhorchen ließ.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte er leise, aber immer noch misstrauisch.
    »Liebe deine Feinde wie dich selbst«, gab Morgan Troy tonlos zurück und hielt das kleine Buch hoch. Dann ließ er es achtlos zu Boden fallen. »Das ist ausgemachter Bockmist! Mir gefällt eine andere Bibelstelle wesentlich besser: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹ …«
    »Möchten Sie mit mir das Wort Gottes erörtern oder mir nur auf die Nerven gehen?« Der Rinderzüchter hatte sich nun halb erhoben, ignorierte den Schmerz in seinen Eingeweiden und funkelte sein Gegenüber an. »Mein einziges Interesse besteht darin, die Bastarde zur Strecke zu bringen, die mich überfallen und beinahe getötet haben.«
    »Ich höre Ihnen zu.« Reverend Troy langte nach einem Stuhl und zog ihn zum Bett hinüber. Er setzte sich darauf und verschränkte lässig die Arme über der Lehne.
    »Sie sind nicht wie diese anderen Beichtväter«, gab Montana zu. Die gesamte Haltung des Geistlichen wirkte auf ihn befremdend. Aber genau das war es, was seinen anfangs aufkochenden Zorn im Zaum hielt. »Sind Sie am Ende gar kein Mann der Kirche, Mister?«
    Troy mahlte mit den Kiefern. Das war aber auch schon die einzige Regung, die seine Miene preisgab. »Die einen sagen so, die anderen so. Ich mache mir nicht die unnütze Mühe, jedes Wort unseres Herrn auf die Goldwaage zu legen. Ich konzentriere mich vielmehr auf die wesentlichen Aussagen der Heiligen Schrift. Eine davon habe ich Ihnen bereits genannt …«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn«, murmelte Rick Montana. »Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der lebt, was er sagt.«
    »Was nicht auf unbedingte Zustimmung stößt«, antwortete Troy. »Weder in Cowdrey, noch außerhalb.«
    »Sie sind viel herumgekommen«, meinte Montana und konnte sich trotz aller widerstrebenden Gefühle einer gewissen Neugier nicht erwehren.
    »Es geht nicht um mich«, sagte der Reverend hart. »Schauen Sie sich an! Schauen Sie, was Ihnen zugestoßen ist. Dieses Unrecht muss getilgt werden. Mit allen Mitteln, die dazu notwendig sind. So, wie die Bibel es fordert.«
    Wieder meldete sich Montanas Argwohn, wenn er den Mann in der Priesterkutte betrachtete.
    »Nichts für ungut«, meinte der Rinderzüchter nicht ohne Heiterkeit. »Dazu bedarf es eines Henkers, keines Heiligen.«
    Reverend Morgan Troy knetete seine Finger und beugte sich zu dem Patienten vor.
    »Was immer Sie auch in mir zu sehen glauben«, meinte er frostig und legte auf jedes nachfolgende Wort eine unmissverständliche Betonung, »ich bin kein Heiliger …«
     
     
    Annähernd sechzig Meilen hatte Shannice mittlerweile zwischen sich und River Hills gebracht. Nach ihrem Bad hatte sie sich frisch und voller Tatendrang gefühlt, doch die neuerlichen Strapazen des Ritts laugren sie immer mehr aus. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie den nächsten Zug und damit den schnellsten Weg nach Texas nehmen sollte. Doch irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen. Und obwohl sie mit sich und Douglas ins Reine kommen wollte, hatte Shannice tief in sich das beruhigende Gefühl, dass die Konfrontation noch in weiter Ferne lag und nur langsam und unmerklich näher kam. Hunderte Meilen galt es noch zu bewältigen, und Shannice spürte die innere Ruhe, die ihr die Entfernung vermittelte.
    Gemächlich trabte der Rappen über eine schmale Schneise. Links und rechts des Pfades konnte der Blick ungehindert über weite Ebenen wandern. Shannice zügelte ihren Hengst und stieg aus dem Sattel. Trotz des leichten, kalten Windes war es wesentlich wärmer als in Wyoming. Sie öffnete ihren Mantel und genoss die kühle Brise. Eine kurze Rast würde ihr und dem schwarzen Hengst gut tun. Sicher war eine kleine Stadt in der Nähe, in der sie ihre Vorräte auffüllen und ein wenig entspannen konnte. Mit der Rechten tätschelte sie den Hals des Rappen und sprach einige aufmunternde Worte mit ihm. Dann saß sie auf und ritt in gemessenem Trab weiter. Aber

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