SHANNICE STARR (German Edition)
Verantwortung für mich endet hier und jetzt.«
»Die Verantwortung für meine Patienten endet niemals«, widersprach Stevenson. »Ich bin dem Leben verpflichtet, nicht dem Tod.«
»Schöne Worte«, erwiderte Montana nicht ohne Hohn. »Aber die letztendliche Entscheidung übernehme ich, falls Sie nichts dagegen haben, Doktor.«
»Ich kann Sie nicht aufhalten.« Ambrose Stevenson ruckte hoch, ging auf den korpulenten Mann zu und sah ihm tief in die Augen. »Aber Sie treten all das, wofür ich einstehe, mit Füßen, wenn Sie jetzt durch diese Tür gehen.«
»Ich habe nicht vor, mich dem Lumpenpack alleine zu stellen, sollten Sie das meinen. Leider kann und will ich meine persönlichen Belange nicht in die Hände Ihres Dorfsheriffs legen. Sofern er überhaupt noch am Leben ist. Sie waren nicht dabei, als diese Halunken wie mordgierige Todesengel über uns hergefallen sind. Und Feuer kann man nur mit Feuer bekämpfen!«
Ernüchtert zuckte Ambrose Stevenson die Schultern.
»Vielleicht haben Sie recht«, gab er nach. »Vielleicht darf ich meine eigenen Ansprüche nicht über die Ihren stellen …«
»Ein verdammt wahres Wort!«, raunte Montana. »Sobald ich mein Telegramm abgeschickt habe, wird sich einiges in Cowdrey verändern. Und wenn ich dazu die halbe Armee heranholen muss.«
»Ich darf bezweifeln, dass Ihnen das gelingt.«
»Unterschätzen Sie nicht meinen Einfluss«, warf Rick Montana ein. »Ich habe mächtige Verbündete. Diesen Mördern wird es noch sauer aufstoßen, sich mit mir angelegt zu haben. Weiterhin dürfte die ›Bank of Colorado‹ ein nicht unerhebliches Interesse an der Aufklärung des Falles haben. Von der Sicherstellung ihres Geldes ganz zu schweigen.«
Für Montana war die Diskussion beendet. Er reichte dem Arzt die Geldscheine und trat durch die Tür.
»Alles Gute, Mister Montana«, rief Stevenson ihm nach.
Doch das hörte der Rinderzüchter bereits nicht mehr …
Dylan Slaine war Shannice an Kraft und Ausdauer überlegen, darüber gab sich die Cheyenne keinerlei Illusionen hin. Ob er es aber mit ihren Reflexen und ihrer Schnelligkeit aufnehmen konnte, stand auf einem ganz anderen Blatt.
Als die Faust des Schlächters ansatzlos heranschoss, verfehlte sie Shannices Gesicht nur um Haaresbreite und krachte wuchtig gegen den Fels. Shannice verpasste ihrem Gegner einen derben Tritt in die Magengrube, warf sich an ihm vorbei und schmetterte ihre Fäuste in seinen Rücken. Ein kreiselnder Schwinger seines linken Arms erwischte Shannice an der Schläfe und schleuderte sie von den Füßen. Doch die Halbindianerin war weit davon entfernt aufzugeben. Als Slaine sich auf sie stürzte, zog sie beide Beine an und trat nach dessen Brust. Noch im Flug wurde der Maskierte zurückgeschleudert, überschlug sich und federte augenblicklich wieder hoch.
»Lange hältst du das nicht durch, Bitch«, stieß er hervor. »Habe ich dich erst gepackt, quetsche ich dir das letzte bisschen Leben heraus.«
»Dann versuche, mich zu packen«, entgegnete Shannice mit ungebrochenem Mut. »Leeres Gerede allein kann mich nicht bezwingen.«
»Eine Einladung«, flüsterte Dylan Slaine gefährlich leise, »die ich nicht abschlagen kann …«
Den Bewegungen des Schlächters war anzusehen, dass er trotz seiner Größe und Masse eine nicht zu unterschätzende Wendigkeit besaß. Zudem war der Stollen nicht sonderlich breit und schränkte Shannices Bewegungsfähigkeit erheblich ein.
Ich muss ihn hart treffen und möglichst rasch außer Gefecht setzen, jagten sich ihre Gedanken. Er ist zu gefährlich, um eine längere Auseinandersetzung zu riskieren.
Bedächtig und sich seiner Stärke bewusst marschierte Dylan Slaine der Cheyenne entgegen. Diese rechnete jeden Moment mit einer Finte. Und als Slaines Faust erneut und ohne Vorankündigung auf sie zuraste, wich sie wieselflink aus, lief dabei aber in die andere Faust des Schwarzgekleideten. Der Aufprall war wie der Hieb eines massiven Kantholzes und ließ Shannice zusammenklappen. Einen Lidschlag darauf spürte sie das hochschnellende Knie ihres Gegners im Gesicht und flog zwei Meter durch den Tunnel. Die Wucht des Aufschlags fing sie instinktiv mit den Schultern ab, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr Hinterkopf hart auf den Boden knallte. Für zwei Sekunden wurde ihr schwarz vor Augen. Noch bevor sie zu einer weiteren Reaktion fähig war, wurde sie am Kragen gepackt und mit brachialer Gewalt gegen die Felswand geschmettert. Würgend legten sich Slaines
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