SHANNICE STARR (German Edition)
Gesellschaft ist. Und das von der Zeit an, da er vor vielen Jahren zu uns kam. Ein Heimatloser, der bei uns ein neues Zuhause gefunden hat und dessen Kraft und Einsatz wir alle zu schätzen gelernt haben.«
»Ja, er hat stets verlässlich mein Vieh versorgt«, bestätigte einer.
»Er hat viele Reparaturen an meinem Haus durchgeführt«, stimmte ein anderer zu.
»Ihr akzeptiert ihn als einen der Euren«, bekräftigte der Redner. »Daher werden wir ihn nicht auf eine Stufe stellen mit dem Mörder, der so selbstgerecht und mit triebhafter Gewalt die Gesetze des Countys und die Gesetze Gottes mit Füßen getreten hat.« An Catacca gewandt fuhr er fort: »Mein Junge, wirst du uns unterstützen, wenn es gegen einen der Deinen geht? Wirst du auf unserer Seite sein, wenn wir die Jagd eröffnen?«
Der Farbige schien die Worte zu verarbeiten, fühlte sich unsicher, da er von allen angestarrt wurde. Schließlich aber nickte er. »Ihr könnt auf mich zählen. Ein Verbrecher kann niemals mein Bruder sein.«
Lautes Johlen und Lachen klang aus dem Pulk der Versammelten auf.
»Ich wusste, Catacca, wir alle können uns auf dich verlassen. So wie wir es immer getan haben.«
Ein Lächeln stahl sich auf die Züge Cataccas. Sie waren alle für ihn, und es war Stolz, der seine Brust schwellen ließ.
»Es ist also beschlossen«, fasste der Redner zusammen. »Wir stellen einen Suchtrupp auf. Das Papier, auf das unsere Verfassung geschrieben wurde, ist geduldig. Aber wir sind es nicht. Die Zeit des Handelns ist gekommen! Jetzt!«
Applaus brandete auf. Männer reckten ihre Fäuste in den Himmel und stießen inbrünstige Parolen aus.
Ein wenig abseits stand Stella Winwood. Sie war auf dem Weg zur Mormonensiedlung gewesen, hatte sich aber von dem Auflauf anziehen lassen.
Und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte!
Der Zigarrenstummel lag in Strother Hearts Mundwinkel, als wäre er festgewachsen. Der eisenharte Sheriff kippte einen Whisky nach dem anderen, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen und dämmerte allmählich weg. Daher verschluckte er sich fast an der Zigarre, als die Tür des Offices aufflog und die völlig aufgelöste Stella Winwood hineinstürmte.
»Kindchen, was ist denn los?«, brummte Heart, schob den Hut zurecht und drückte seine Zigarre aus. Er spuckte einige Tabakkrümel auf den Boden.
»Die Leute proben den Aufstand!«, keuchte die junge Mormonin. »Sie wollen auf eigene Faust den Mörder jagen! Sie sagen, das Gesetz hätte versagt!«
Strother Heart sprang auf. »Da platzt mir doch gleich der Kragen! Ich verkörpere in dieser Stadt das Gesetz. Wer behauptet, es hätte versagt, der meint, ich hätte versagt!«
»Sie müssen schnell handeln, Sheriff!«, wollte Stella sich nicht beruhigen. »Die Männer rüsten sich zum Kampf!«
»Sind sie auf dem Versammlungsplatz?«, erkundigte sich Heart.
»Allemal! Wenn Sie nichts unternehmen, wird es schrecklich enden!«
»Um den Nigger ist’s nicht schade«, versetzte der Sheriff. »Aber wenn mir einer ans Bein schifft, wird’s hässlich.«
Er nahm den Bund mit den Zellenschlüsseln vom Gürtel, warf ihn auf den Tisch und begab sich zum Waffenschrank.
»Sie werden doch nicht auf die Leute schießen?«, fragte Stella ängstlich.
»Nur ein paar Warnschüsse für die Uneinsichtigen. Den Rest erledige ich mit bloßen Fäusten.« Er nahm eine Winchester aus dem Schrank, lud sie nach und legte sich das Gewehr lässig über die rechte Schulter.
»Wirf ein Auge auf unsere Gäste«, grinste Heart. »Ich kümmere mich um den Mob.«
Er ließ Stella allein im Office stehen.
Nach außen hin gab sich Strother Heart gelassen, als er die Main Street entlangging. Innerlich aber war er im Aufruhr. Ging es an seine Ehre, konnte er verdammt ungemütlich werden. Und da war es ihm egal, ob er sich mit Weißen oder Schwarzen anlegte.
»Was zum Henker geht da vor?«, rief er von Weitem.
Erschrocken ruckten mehrere Köpfe aus der Menge zu ihm herum.
»Ist da jemand unter euch, der meine Autorität als Sheriff anzweifelt?« Strother Heart hatte seine Winchester in die rechte Hand genommen und ließ sie am langen Arm baumeln. So harmlos er sich den Versammelten auch näherte, konnte er im Bruchteil eines Lidschlags die Waffe anlegen und abfeuern.
»Wir wollen lediglich die Sicherheit unserer Stadt wiederherstellen!«, schallte es ihm entgegen. »Anscheinend können wir uns in derartigen Belangen nur auf uns selbst verlassen.« Es war der Redner, der die Menge
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