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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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viel –«
    »Komm zur Sache, Prabu.«
    »Ja, Lin«, sagte er und lauschte konzentriert. Es folgte eine ausgedehnte Pause.
    »Und?«, fragte ich.
    »Immer noch viel schlimme Menge Flüche, Lin«, antwortete er mit hilflosem Achselzucken. »Aber einige, muss ich sagen, sind sehr prima ausgezeichnet. Willst du hören?«
    »Nein!«
    »Okay«, sagte er schließlich, »hat jemand zum Ende die Polizei gerufen. Dann gab es eine viel große Schlägerei.«
    Er verstummte wieder und hörte sich die Fortsetzung der Geschichte an. Ich drehte mich nach dem Wärter um und stellte fest, dass er dem Fortgang des Geschehens ebenso gebannt folgte wie die Gefangenen. Er kaute Paan, während er zuhörte, sodass sein Dornenbusch von einem Schnurrbart auf und ab zuckte und damit seine Reaktion auf die Geschichte zum Ausdruck brachte. Bei irgendeinem Detail brachen die aufmerksamen Gefangenen in Beifallsgeschrei aus, und der Wärter tat es ihnen gleich.
    »Haben sie zuerst fast gewonnen, die andere zwei Burschen in dieser großer Kampf. Und was für ein Kampf war das, Lin, wie in die Mahabharata. Hatten sie die böse Burschen paar Freunde, und haben die alle mitgemacht und gegeben ihre Tritte und Geboxe und Schlagen mit Schuhen. Ist Kano dann sehr viel böse gewesen und hat er mitgekämpft, bevor die Polizei gekommen ist. Wollte er helfen, der Kano, die seine Bärführer. Und hat er gemacht Schluss mit der Kampf zu schnell. Hat er die zwei böse Burschen rechts und auch links geprügelt. Ist er ein prima sehr gute Kampfbär, der Kano. Und hat er sie geschlagen, die böse Burschen, und alle ihre Freunde, und hat er sie gegeben eine tüchtig Prügel.«
    »Und dann sind die blauen Jungs verhaftet worden«, schloss ich für ihn.
    »Leider, ja. Verhaftet, weil sie haben zerstört die öffentliche Ruhe.«
    »Okay. Reden wir.«
    Prabaker, der Wärter und ich traten zwei Schritte von der Gittertür zurück und stellten uns an den leeren Metalltisch. Über die Schulter sah ich, dass die Männer angestrengt versuchten, unsere Unterhaltung mitzuhören.
    »Was heißt Kaution auf Hindi, Prabu? Frag mal, ob wir die beiden mit einer Kaution freikriegen können.«
    Prabaker tat wie geheißen, doch der Wärter schüttelte den Kopf und sagte, das sei ausgeschlossen.
    »Kann ich das Bußgeld bezahlen?«, fragte ich auf Marathi und benutzte den allgemein anerkannten Euphemismus für ein Bestechungsgeld an die Polizei.
    Der Wärter lächelte und schüttelte verneinend den Kopf. Ein Polizist sei in dem Handgemenge verletzt worden, deshalb liege die Sache außerhalb seiner Zuständigkeit.
    Mit einem hilflosen Achselzucken drehte ich mich wieder zu der Gittertür um und teilte den Männern mit, dass ich sie weder durch eine Kaution noch durch Bestechung herausholen könne. Sie redeten in einem so rasanten und wirren Hindi auf mich ein, dass ich kein einziges Wort mehr verstand.
    »Nein, Lin!«, verkündete Prabaker mit strahlendem Lächeln. »Haben sie sich keine Sorgen um ihr gute Selbst. Haben sie sich Sorgen um den Kano! Ist er auch verhaftet, der Kano. Sind sie viel besorgt um ihr Bär. Deshalb sollst du ihnen helfen!«
    »Der Bär ist verhaftet?«, fragte ich den Wärter auf Marathi.
    »Ji, ha!«, antwortete dieser, und sein wilder Schnurrbart erzitterte vor Stolz. Ja, Sir! » Der Bär ist unten in Gewahrsam!«
    Ich sah Prabaker an, und nun war es an ihm, mit den Achseln zu zucken.
    »Vielleicht wir sollten dieser Bär besuchen?«, schlug er vor.
    »Ich finde, das sollten wir wirklich!«, stimmte ich ihm zu.
    Wir gingen die Stahltreppe wieder hinunter und wurden im Erdgeschoss zu einer Reihe von Zellen geschickt, die direkt unter den Räumen lagen, die wir oben gesehen hatten. Der zuständige Wärter schloss eine der Türen auf, und als wir uns hineinbeugten, sahen wir Kano, den Bären, in der dunklen leeren Zelle sitzen. Es war ein großer Raum mit einem schlüssellochförmigen Hockklo in einer Ecke. Der riesige Bär trug einen Maulkorb und war an Hals und Pfoten angekettet. Die Ketten waren durch ein Metallgitter an einem der Fenster geführt. Er lehnte mit seinem breiten Rücken an der Wand, die Hinterbeine vor sich gespreizt. Seine Miene – anders kann man seine Gesichtszüge nicht beschreiben – war zutiefst bekümmert. Er sah untröstlich aus. Als wir ihn so betrachteten, stieß er einen langen, herzzerreißenden Seufzer aus.
    Prabaker stand ein Stückchen hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um, weil ich ihn etwas fragen wollte, und da sah ich, dass

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