Shantaram
mit Prabaker und starrte mich daraufhin böse an. Er war groß und hatte einen Kugelbauch und einen breiten, bemerkenswert stachligen, ergrauenden Schnauzbart. Hinter ihm befand sich eine breite Stahltür, die sich durch Scharniere wie eine Ziehharmonika zusammenschieben ließ. Von der anderen Seite dieser Tür wurden wir von einem Dutzend Gesichter neugierig beäugt. Der Wärter drehte ihnen seinen breiten Rücken zu und streckte die Hand aus.
»Will er, dass du –«, setzte Prabaker an.
»Ich weiß«, fiel ich ihm ins Wort und wühlte in meiner Hosentasche. »Er will Bakschisch. Wie viel?«
»Fünfzig Rupien«, antwortete Prabaker und blickte mit seinem breitesten Lächeln zum Gesicht des großen Polizisten auf.
Ich reichte dem Wärter einen Fünfzig-Rupien-Schein. Er schloss sofort seine Hand darum, drehte mir dann erneut den Rücken zu und ging auf die Metalltür zu. Wir folgten ihm. Trotz der späten Stunde hatten sich weitere Männer dort versammelt, hellwach und aufgeregt plappernd. Der Wärter starrte sie der Reihe nach an, bis sie alle verstummt waren. Dann rief er mich zu sich. Als ich direkt vor den stählernen Gitterstäben stand, teilte sich die Menge der Gefangenen, und zwei fantastische Gestalten traten nach vorne. Es waren die Bärenführer, die blauhäutigen Männer, die in Abdullahs Auftrag Kano, den Bären, in meinen Slum gebracht hatten. Sie lehnten sich an die Tür, umfassten die Gitterstäbe und redeten so schnell und eindringlich auf mich ein, dass ich nur jedes vierte oder fünfte Wort verstand.
»Was hat das zu bedeuten, Prabu?«, fragte ich verwirrt. Als Prabaker mir gesagt hatte, mein Freund sitze im Gefängnis, hatte ich angenommen, er meine Abdullah, und nun versuchte ich, an den Bärenführern und den anderen Männern vorbeizublicken, um Abdullah zu entdecken.
»Sind sie das doch deine Freunde, ja?«, fragte Prabaker. »Weißt du nicht mehr? Sind sie mit Kano gekommen, damit du kriegst ein große prima Bärenumarmung.«
»Klar, natürlich erinnere ich mich. Hast du mich wegen ihnen hierhergebracht?«
»Ja, Lin«, sagte er leise. »Haben sie gefragt, dass du kommst, die zwei beide. Willst du … willst du doch nicht wieder gehen?«
»Nein, nein. Ich hab nur … Ach, vergiss es. Was wollen sie? Ich verstehe nicht, was sie sagen.«
Prabaker bat die beiden, sich zu erklären, und die blauhäutigen Männer erzählten nun lautstark ihre Geschichte und klammerten sich an den Gitterstäben fest, als seien es die Balken eines Floßes auf offener See.
»Wohnen sie in die Nähe von Navy Nagar, sagen sie, und haben sie kennen gelernt dort zwei andere Burschen. Sind die auch Bärführburschen und haben sie ein sehr schlimm dünner und trauriger Bär«, erklärte Prabaker und forderte die Männer dann auf, sich zu beruhigen und langsamer zu reden. »Sagen sie, haben die andere zwei den ihr Bär nicht behandelt mit Respekt. Haben sie geschlagen den Bär mit eine Peitsche, und hat er geweint, der Bär, so voller Schmerzen von Kopf bis Fuß.«
Dem nun folgenden Wortschwall der Bärenführer hörte Prabaker stumm nickend zu, den Mund zum Sprechen geöffnet. Weitere Gefangene näherten sich der Gittertür, um zuzuhören. Der Korridor hinter der Tür hatte auf einer Seite breite vergitterte Fenster. Auf der anderen Seite befanden sich mehrere Räume, aus denen nun immer mehr Männer strömten, bis die Menschenmenge an der Tür auf hundert oder mehr Gefangene angewachsen war, die gebannt der Geschichte der beiden Bärenführer lauschten.
»Haben diese böse Burschen ihr armer Bär ganz schlimm furchtbar geschlagen«, übersetzte Prabaker. »Und haben sie nicht aufgehört zu schlagen auch dann nicht, als er hat geweint, der Bär. Und war es sogar eine kleine Bär mädchen !«
Die Männer an der Tür reagierten mit empörtem, wütendem Geschrei und mitleidigen Rufen.
»Waren die unsere Jungs hier sehr böse auf die Burschen, die haben geschlagen ihr Bär. Sind sie also gegangen zu die schlimme Burschen und haben sie den gesagt, dass sie aufhören. Aber waren die sehr viel böse und wütend, diese Burschen. Gab es große Geschrei und Geschubse und Gefluche. Einer von diese Burschen hat er unsere Jungs genannt Schwesternschänder. Haben unsere dann Arschlöcher gesagt. Und haben die böse zwei dann gesagt zu unsere Jungs verdammte Mutterficker, und unser zwei, haben sie gesagt Bruderficker. Haben die böse zwei dann noch vieles dieses-und-das-Ficken gesagt, und unser Jungs, haben sie gesagt ganz
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