Shantaram
Hindi an. »Ihr habt uns fast umgebracht, für nichts und wieder nichts! Rast hier durch die Gegend wie ein paar arschblöde Scheißtaxifahrer aus Bombay, denen die Bullen im Nacken hängen! Die beschissenen Pässe sind in dem gottverdammten Hotel. Da hab ich sie liegen lassen, weil ich euch Dreckstypen erst mal checken wollte. Jetzt weiß ich jedenfalls, dass ihr nicht mal so viel Hirn habt wie zwei Flöhe auf den Eiern eines Pariaköters!«
Der Beifahrer schob seine Spiegelbrille in die Stirn, und die beiden grinsten so breit, wie es ihnen mit ihrem Kater möglich war.
»Wo zum Teufel hast du so Hindi gelernt?«, fragte der Fahrer. »Das ist saumäßig gut, yaar. Du kannst reden wie der abgefuckteste Typ aus Bombay. Echt der Hammer, yaar !«
»Echt geil, Mann!«, fügte sein Freund hinzu und wiegte anerkennend den Kopf.
»Ich will das Geld sehen«, fauchte ich.
Sie lachten.
»Das Geld«, wiederholte ich. »Herzeigen.«
Der Beifahrer hob eine Tasche hoch, die zwischen seinen Füßen stand, und machte sie auf, sodass ich die Geldbündel sehen konnte.
»Was soll das für ein Dreck sein?«
»Das Geld, Bruder«, erwiderte der Fahrer.
»Das ist kein Geld«, versetzte ich. »Geld ist grün. Auf Geld steht In God We Trust. Auf Geld ist das Bild von einem toten Amerikaner abgebildet, weil Geld aus Amerika kommt. Das hier ist kein Geld.«
»Das sind Mauritius-Rupien, Bruder«, erwiderte der Beifahrer, sichtlich gekränkt, weil ich seine Währung beleidigt hatte.
»Diesen Dreck kannst du nirgendwo auf der Welt außer in Mauritius ausgeben«, raunzte ich, in Erinnerung an die Lektionen über konvertierbare und nicht konvertierbare Währungen aus der Zeit, in der ich für Khaled Ansari gearbeitet hatte. »Das ist eine nicht konvertierbare Währung.«
»Ja, ich weiß, baba«, sagte der Fahrer lächelnd. »Wir haben das mit Abdul abgesprochen. Wir haben grade keine US-Dollars, Mann. Stecken alle in anderen Deals fest. Deshalb bezahlen wir mit Mauritius-Rupien. Du kannst die auf dem Rückweg in US-Dollars umtauschen, yaar.«
Ich seufzte und atmete langsam ein und aus, damit der Wirbelsturm in meinem Kopf sich legte, den meine Laune dort verursachte. Ich schaute aus dem Fenster. Wir waren, wie es schien, von grünen Flammen umgeben. Hohe Pflanzen, so grün wie Karlas Augen, zitterten und bebten im Wind, so weit das Auge reichte.
»Schauen wir doch mal, was wir hier haben. Zehn Pässe zu siebentausend Steinen das Stück. Macht siebzigtausend. Bei dem Wechselkurs von, sagen wir mal, dreißig Mauritius-Rupien pro Dollar, krieg ich von euch also nicht weniger als zwei Millionen einhunderttausend Rupien. Deshalb habt ihr so eine große Tasche dabei. Verzeiht mir meine Beschränktheit, aber wo zum Teufel soll ich wohl zwei Millionen Rupien ohne eine beschissene Umtauschquittung loswerden?«
»Kein Problem«, antwortete der Fahrer hastig. »Wir haben einen Geldwechsler, yaar. Ein Spitzentyp. Der erledigt das für dich. Alles schon arrangiert.«
»Okay«, sagte ich und lächelte freundlich. »Dann nichts wie hin.«
»Das musst du alleine machen«, sagte der Beifahrer und lachte vergnügt. »Der ist in Singapur.«
»Scheiße, das kann doch nicht wahr sein!«, brüllte ich, und der Wirbelsturm lebte wieder auf.
»Reg dich nicht auf, yaar«, sagte der Fahrer milde. »Ist alles schon geregelt. Abdul Ghani hat zugestimmt. Er ruft dich heute im Hotel an. Hier, nimm diese Karte. Auf dem Heimweg fliegst du über Singapur – okay, okay, liegt nicht grade auf dem Weg nach Bombay, aber wenn du da zuerst hinfliegst, ist es ja fast auf dem Weg, oder? Wenn du also in Singapur landest, gehst du zu diesem Typen hier auf der Karte. Das ist ein offizieller Geldwechsler. Einer von Khaders Männern. Der tauscht dir dann die ganzen Rupien in Dollars um. Du bist bestimmt zufrieden. Ist sogar ein Bonus für dich drin, du wirst schon sehen.«
»Okay«, seufzte ich. »Gehen wir ins Hotel zurück. Wenn die Sache mit Abdul klar geht, läuft der Deal.«
»Hotel«, sagte der Fahrer und ließ seine verwüsteten Augen wieder hinter der Brille verschwinden.
»Hotel!«, wiederholte der Beifahrer, worauf der gelbe BMW wieder in halsbrecherischem Tempo über die gewundenen Straßen gejagt wurde.
Der Abstecher nach Singapur verlief reibungslos, und das Mauritius-Fiasko erwies sich in mancherlei Hinsicht als nützlich. Der Geldwechsler – ein Inder aus Madras namens Shekky Ratnam – wurde ein wichtiger Kontaktmann für mich, und ich bekam einen
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